Vorarlberger Firma sorgt weltweit für “stabiles Rückgrat der Energieversorgung”

Markt / 15.07.2025 • 14:28 Uhr
Baur Titron
Die meisten Kunden entscheiden sich für einen sogenannten Kabelmesswagen, der in Vorarlberg nach den speziellen Wünschen des Auftraggebers ausgestattet wird. FA

Stromausfälle legen ganze Volkswirtschaften lahm, sie treffen Endverbraucher und wichtige Infrastruktur. Ein Vorarlberger Unternehmen sorgt seit 80 Jahren dafür, dass das möglichst nicht passiert.

Sulz Ein Leben ohne elektrische Energie ist faktisch nicht mehr möglich. Das zeigte erst kürzlich der Stromausfall, der die iberische Halbinsel im wahrsten Sinne lahmlegte. Nichts geht mehr, das Leben steht still – selbst in Bereichen, die man mit Strom überhaupt nicht in Verbindung bringt. Für so einen Stromausfall kann es verschiedene Ursachen geben. Eine potenzielle Fehlerquelle können schadhafte Kabel sein. “Stromkabel sind das Rückgrat moderner Gesellschaften”, sagt denn auch einer, der es wissen muss – Markus Baur, Geschäftsführer des Prüf- und Messtechnik-Spezialisten Baur GmbH mit Sitz in Sulz.

Innovation in der DNA

Das Familienunternehmen, wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der ehemaligen Stickerei der Familie gegründet, ist heute weltweit tätig und in der Branche führend. Josef Baur hat die “Josef Baur Phys.-Techn. Werkstätten” 1945 gegründet, fünf Jahre später entwickelte und baute er mit seinem Team den ersten tragbaren Hochspannungsgenerator – ein Welterfolg in der Prüf- und Messtechnik, auf dem Sohn Martin und Enkel Markus aufbauen bzw. das Unternehmen weiterentwickeln konnten.

Vorarlberger Firma sorgt weltweit für "stabiles Rückgrat der Energieversorgung"
Firmenchef Markus Baur bereitet das Unternehmen auf weiteres Wachstum vor. Die Energiewende und die steigende Kompelxität der Netze erfordern Prävention und moderne Pürftechnologie. VN/Steurer

Die Stromnetze sind immer komplexer geworden, die meisten Leitungen älter, sie “wurden vor 40 bis 50 Jahren verlegt”, so Baur im Gespräch mit den VN. Abgesehen von der Alterung der Kabel seien die Leitungen heute auch deutlich mehr belastet. Durch die Energiewende und den Ausbau dezentraler Versorgungseinheiten steige aber der Bedarf an stabilen, zuverlässigen Stromnetzen. Präventive Instandhaltung und moderne Prüftechnologie gewinnen stark an Bedeutung. Europäische Netzbetreiber setzen dabei zunehmend auf vorausschauende Wartung statt reaktiver Reparaturen. “Wer instand halten will, muss genau nachvollziehen können, was im Netz passiert. Unsere maßgeschneiderten Hard- und Softwarelösungen liefern dafür die nötigen Informationen und Entscheidungsgrundlagen”, erklärt Markus Baur.

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Die Kabel müssen regelmäßig geprüft, überwacht und instand gehalten werden. Baur entwickelt und produziert hochpräzise Systeme zur Prüfung, Fehlerortung und Diagnose von Stromkabeln und bietet Lösungen vom Stresstest bei der Inbetriebnahme über die Zustandsdiagnose bis hin zur gezielten Fehlerortung im Problemfall an. Und das auf akkreditiertem Niveau. “Baur Systeme werden weltweit eingesetzt – im vergangenen Jahr haben wir Projekte in 96 Ländern umgesetzt”, so der Firmenchef. Geliefert werden vor allem Kabelmesswägen. In die Klein-Lkw namens Baur Triton wird die gesamte Prüftechnik, die regelmäßig upgedatet wird, eingebaut. Eine andere Lösung sind Container – gerade wird das Fachpersonal eines australischen Energieunternehmens in der Baur Global Academy eingeschult.

Baur Titron Cabletest
Ein Blick ins Innere des Baur Triton: Modernste und präziseste Messtechnik machen das Vorarlberger Hightech-Unternehmen zu einem der weltweit führenden Anbieter in der Branche. FA

Die Produkte und das Know-how aus Sulz sind gefragt. In den letzten Jahren ist der Umsatz um insgesamt 50 Prozent auf 35,7 Millionen Euro gewachsen, ein Rekordergebnis im Jubiläumsjahr. “Heuer haben wir ein Wachstum auf 40 Millionen Euro geplant”, so Baur. Dafür und für die weitere Expansion wird auch investiert. Rund zehn Millionen Euro soll ein Zubau am Firmensitz kosten, “geschaffen werden dabei 40 neue Arbeitsplätze”. Bereits im Umbau ist das ehemalige Raiffeisen-Gebäude, das im September bezogen werden soll. Das Unternehmen, das eben als “Great Place to Work” zertifiziert wurde, empfiehlt sich damit auch als Arbeitgeber für Fachkräfte in verschiedensten Bereichen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 206 Mitarbeiter weltweit, davon 168 in Sulz. Der Exportanteil beträgt 98 Prozent. In den USA wurde unlängst eine Tochterfirma eröffnet. Was dem Firmenchef Sorgen bereitet, sind die globalen politischen Veränderungen. “Zölle sind für ein international agierendes Unternehmen nie gut”, sagt er.