Vor konjunkturellem Winter

Bankmanager sieht in Wirtschaftslage aber auch Chancen für gut aufgestellte Betriebe.
Schwarzach „Warm anziehen“ ist man in der Wirtschaft schon gewohnt. Das war schon im letzten Winter und den vergangenen Usus, wollte man sich in einer globalen Wirtschaft zurechtfinden, in der alles in Bewegung ist. Für heuer rechnet der Vorstand der Unicredit Bank Austria, Dieter Hengl, mit einem strengen konjunkturellen Winter, sieht aber die Vorarlberger Industrie insgesamt gut aufgestellt, um sich gegen die widrigen Bedingungen zu stemmen. Und sieht auch Chancen in der derzeitigen Situation, wie er beim Besuch in der VN-Redaktion betonte. Eine Rezession sehen er und Claus Jeschko, Landesdirektor der Bank für den Firmenbereich, für Österreich vorerst aber nicht. Dennoch: Mehr als einen BIP-Anstieg von 0,1 Prozent für 2024 und nur eine leichte Belebung des Wirtschaftswachstums auf 0,9 Prozent, geht sich laut Ökonomen der Großbank nicht aus.
„Firmen müssen sich absichern“
„Die Firmen müssen sich absichern“, lautet das Mantra der Banker beim Austausch mit ihren Kunden. Es sei wichtig, die Risiken zu managen. „Die Hausaufgaben sind gemacht“, attestiert er den Vorarlberger Kunden der Bank Austria und sieht darin auch die Möglichkeit, die „riesige Chance zu ergreifen und neue Märkte anzusteuern“, zudem werden auch Wettbewerber verschwinden, die sich nicht so resistent aufgestellt haben. Auch der Arbeitsmarkt sei stabil, so Jeschko: „Trotz der schwachen Konjunktur wird die Arbeitslosenquote heuer im Land nur leicht auf voraussichtlich 5,1 Prozent steigen, nach fünf Prozent im Vorjahr.“ Eine Herausforderung in Sachen Wettbewerbsfähigkeit seien neben anderen Gründen aber sicher auch die steigenden Personalkosten, notwendig sei deshalb die Effizienz weiter zu schärfen und damit die Produktionskosten zu senken, um dem internationalen Mitbewerb konkurrenzfähig gegenübertreten zu können. „Die steigenden Personalkosten sind neben anderen Faktoren zweifellos eine Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit. Daher ist es notwendig, die Effizienz weiter zu steigern und die Produktionskosten zu senken, um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Besonders betroffen sind die Bau- sowie die Metall- und Maschinenindustrie. Die Vollbremsung beim Wohnbau sorge wohl noch länger für hohe Kosten und rigorose Regularien, sind sich die beiden Top-Banker einig. Einen Zeithorizont gibt es auch. Laut Hengl könnte es rund 18 Monate dauern, bis Zinsen vielleicht ein wenig fallen und die Gehälter steigen. Mit Freude habe man registriert, dass der Tourismus wieder Fahrt aufgenommen habe, das beflügle weite Teile der Wirtschaft im Land. Für Aktivität und Aufträge sorgt auch der Energiewandel: „Jedes zweite Unternehmen in Vorarlberg plant in Umwelt und Nachhaltigkeit zu investieren.“ Das dürfte auch im Zusammenhang mit den EU-Taxonomieregeln stehen, auf die sich die Betriebe intensiv vorbereiten. „Bei den großen Firmen läuft die Vorbereitung auf das Lieferkettengesetz schon sehr gut, doch das trifft in Folge auch die kleinen Firmen, die zuliefern.“ Die Bank Austria berate deshalb intensiv, denn sollte man diesen Zug verpassen, könnte das auch bedeuten, dass es schwierig oder gar unmöglich wird, Kredite zu bekommen“, warnt Hengl und wirbt für den eigenen Kundendialog sowie das Nachhaltigkeitsbarometer, das von Firmen sehr gut angenommen werde. Trotzdem: „Die Umsetzung der Taxonomie ist eine Herkules-Aufgabe, so Hengl, der auch noch darauf hinweist, dass die Firmen jetzt und in weiterer Zukunft auch mit der zunehmenden Cyberkriminalität ein ernstes Problem haben und die Digitalisierung ebenfalls noch auf der To-do-Liste stehe.
Die Regierung könne die Unternehmen in der derzeitigen Lage natürlich unterstützen: „Förderungen richtig setzen, Genehmigungen, z. B. für Bauvorhaben endlich in kürzerer Zeit erteilen oder bearbeiten“, um nur zwei Anliegen zu nennen. „Es wird keinen Stillstand geben“, schließen die Banker das Gespräch. VN-sca