Kleines Haus, große Botschaft

Markt / 23.11.2023 • 19:51 Uhr
Trafikantin Eva Graf sieht in der Fassade auch eine Botschaft. Ihr Mann Wolfgang ist für die Dekoration verantwortlich. vn/Stiplovsek
Trafikantin Eva Graf sieht in der Fassade auch eine Botschaft. Ihr Mann Wolfgang ist für die Dekoration verantwortlich. vn/Stiplovsek

Trafikantin Eva Graf will mit Fassade auf Wichtigkeit kleiner Betriebe aufmerksam machen.

Wolfurt Es ist ein reges Kommen und Gehen. Kunden kaufen Zigaretten, lösen Lottoscheine oder holen Müllsäcke. Die Trafik an der Wolfurter Hofsteigstraße ist fast schon eine Institution. Seit dem Jahr 1944 steht sie an Ort und Stelle, 1957 wurde sie von Eva Grafs Vater übernommen.

Aktuell wird das Gebäude für Weihnachten geschmückt. Wobei das untertrieben scheint. Denn in der Fassade klafft ein großes Loch, das den Blick auf das Innere freigibt. „Inspiriert wurden wir durch die vielen Backsteinhäuser in Berlin und durch ein Buch über optische Täuschung, das mir in die Hände fiel“, sagt Trafikantin Eva Graf.

Im Zwei-Jahres-Rhythmus

Ihr Mann Wolfgang fungiert dabei als Dekorateur. „Seit 1996 ist das bei uns Tradition. Alle zwei Jahre dekorieren wir neu.“ Heuer wurde die gesamte Trafik mit einem Druck umspannt. Für Eva Graf hat die Optik auch eine klare Botschaft. Denn sie bangt um die Zukunft der Trafik. Diese steht auf einem 120 Quadratmeter großen Grundstück, das der Gemeinde Wolfurt gehört. Das Gebäude selbst gehört ihr.

„Der Pachtvertrag lief ursprünglich bis heuer. Ich bin dann an die Gemeinde herangetreten, weil ich diesen verlängern und die Trafik erweitern wollte. So könnten wir einen barrierefreien Eingang bauen, unsere Nahversorgerposition in Rickenbach etwa mit einer Poststelle ausbauen und auch Lehrlinge ausbilden.“ Der Pachtvertrag wurde jedoch nur bis 2025 verlängert. Die Zukunft steht somit in den Sternen.

Für Eva Graf ist ihre Trafik erhaltungswürdig. Das habe ihr auch das Bundesdenkmalamt bescheinigt. Nur seitens der Gemeinde vermisst sie das Interesse an dem Häuschen. Einer Alternativlösung – also der Anmietung eines neuen Geschäfts – wäre Graf nicht abgeneigt, jedoch hat da die Monopolverwaltung das letzte Wort. Eine Tabaklizenz ist standortbezogen. Eine Verlagerung wäre theoretisch möglich, aber nur in einem gewissen Radius.

„Systemrelevanter Nahversorger“

Nur gebe es im Umkreis nichts. Für Eva Graf eine unzumutbare Situation. Ihr drängt sich der Verdacht auf, dass man als kleines Unternehmen nicht gewollt ist. „Ich muss weg, mir etwas Neues suchen und das Geschäft abreißen lassen. Das tut sehr weh. Dabei gehören wir zum Ortsbild und sind ein systemrelevanter Nahversorger.“ Eine Modernisierung hätte auch für einen Nachfolger Vorteile, ist sie überzeugt. Denn wenn sie aufhört, wird die Lizenz neu vergeben. Die Vergabe erfolgt in der Regel an Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent, um ihnen die Schaffung einer Existenzgrundlage zu ermöglichen. „Der Standort ist aber nur interessant, wenn er zeitgemäß ist.“ Viele Kunden stehen hinter ihr. Bei einer Unterschriftenaktion für den Erhalt der Trafik unterschrieben 1400 Menschen. Von der Gemeinde hieß es damals, dass der Kiosk bei Umsetzung einer geplanten Begegnungszone nicht an genau diesem Ort stehen bleiben könne. Man tue aber alles, um den Kiosk in Rickenbach zu erhalten.

Hoffen auf gutes Ende

Die Hoffnung von Eva und Wolfgang Graf ist, dass sie bleiben können und somit das Gebäude erhalten bleibt. „Das wäre unser persönliches Happy End. So könnte die Trafik auch mit einem Nachfolger historisch bleiben.“ VN-reh

Die Trafik liegt auf der Strecke Richtung Wolfurt.
Die Trafik liegt auf der Strecke Richtung Wolfurt.
Die Trafik gibt es seit 1944. Eva Grafs Vater übernahm sie 1957.
Die Trafik gibt es seit 1944. Eva Grafs Vater übernahm sie 1957.