“Ausbau für viele kein Thema mehr”

Markt / 15.01.2024 • 21:02 Uhr
IV-Präsident Elmar Hartmann und GF Christian Zoll mit dem Ja/Nein-Spiel. vn/PAulitsch
IV-Präsident Elmar Hartmann und GF Christian Zoll mit dem Ja/Nein-Spiel. vn/PAulitsch

IV-Präsident Hartmann sieht Abwanderungstendenz und Abneigung gegenüber Branche.

Schwarzach Die Industriellenvereinigung Vorarlberg nutzt ihren alljährlichen Neujahrsempfang nicht nur dazu, mit Gästen aus der Wirtschaft das neue Jahr zu begrüßen, sondern gerne auch dazu, der Politik gewisse Hausaufgaben mitzugeben.

Geht es nach Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, gibt es hier viel zu tun. „Momentan sind wir auf keinem guten Weg, den Wohlstand und die Lebensqualität, die wir in Vorarlberg genießen, halten zu können.“ Es brauche deshalb dringend verbesserte Rahmenbedingungen für die Unternehmen sowie stärkere Bekenntnisse der Politik zum Standort. „Wir hatten in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung, aber darauf kann man sich nicht mehr verlassen“, betont der Geschäftsführer von Gantner Electronic und sieht sogar die Gefahr einer Deindustrialisierung.

Abwanderung von Produktionen

Erste Zeichen seien bereits erkennbar. „Etwa die Abwanderung von Produktionsstätten wegen hoher Kosten und erschwerter Rahmenbedingungen, das Verhindern von Betriebserweiterungen. Ein Ausbau ist für viele Unternehmen kein Thema mehr. Nicht dass die Betriebe nicht wachsen wollen, aber die Standortkosten und die bürokratischen Hürden sind einfach zu hoch.“

Hohe Kosten würden auch die Abschlüsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen verursachen. „Der Arbeitgeber kann nicht die komplette Inflation abdecken. Natürlich muss man die Kaufkraft der Menschen erhalten, aber hohe Abschlüsse würden auch wiederum die Teuerung befeuern.“

Austausch in Bregenz

Außerdem sieht der IV-Präsident eine wachsende ideologische Abneigung in der Bevölkerung gegenüber der Industrie. Deshalb brauche es ein stärkeres Bewusstsein über die Bedeutung der Branche. Immerhin würden 38 Prozent der Vorarlberger in der Industrie arbeiten. Dazu kämen noch die Beschäftigten in den Zulieferbetrieben. Zudem betrage das Steueraufkommen 2,2 Milliarden Euro. Das wiederum halte das Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem am Laufen. Die IV hat deshalb ein Spiel entwickelt, in dem Menschen der Frage nachgehen können, ob sie auch künftig eine starke Industrie haben wollen. Im neuen Zuhause der IV in Bregenz (Umzug erfolgt Ende des Jahres) soll überdies eine Art Informationsdrehscheibe entstehen, wo gezielt der Austausch mit der Gesellschaft forciert werden soll.

Vor Superwahljahr

An die Politik hat die Industriellenvereinigung vor dem Superwahljahr ebenfalls Wünsche. „Die Lohnnebenkosten sind mit 26,6 Prozent viel zu hoch. Deutschland liegt rund drei Prozentpunkte unter uns“, sagt Hartmann. Außerdem brauche es dringend bessere Rahmenbedingungen für die qualifizierte Zuwanderung von Mitarbeitern sowie den Ausbau der Infrastruktur im Land – konkret den Bahnausbau im unteren Rheintal wie die Realisierung der S18. Ob dieses bereits seit Jahrzehnten diskutierte Projekt jemals realisiert wird? Der IV-Präsident ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass die Straße kommt.“ VN-reh

Die S18 wird kommen, ist Hartmann überzeugt.
Die S18 wird kommen, ist Hartmann überzeugt.
Der Bahnausbau im Rheintal ist eine weitere Forderung.
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