Frauen an der Spitze

Die Menschen in Vorarlberg sind vielfältig, genauso wie die Unternehmerinnen im Land.
Bregenz Bis zu 8.000 Unternehmerinnen in Einzelführungspositionen gibt es in Vorarlberg. Immerhin der größte Anteil im Vergleich zu anderen Bundesländern. Doch vergleichsweise immer noch wenig. Die Unternehmerkultur wird letztlich doch überwiegend von Männern dominiert. Die VN haben mit einigen erfolgreichen und selbstständigen Frauen über ihren Weg und die Bedeutung des Weltfrauentages geredet.
CLARISSAKORK

Kork ist im Trend! Clarissa Steurer hat das Potenzial des Materials vor sechs Jahren entdeckt. Als Bekleidungstechnikerin war sie schon lange auf der Suche nach einem perfekten Produkt. Eine Dokumentation über veganes Leder verhalf ihr schließlich zu ihrer Idee. “Es wird eben aus Kork gemacht. Ich dachte, dass das ideal wäre und habe mich ins Thema hineingelesen”, schildert Steurer. Eine Zeit später sind ihre bestickten Korkteppiche nach gründlicher Entwicklungszeit auf dem Markt gekommen. “Als Mama habe ich mir dann nochmal Gedanken gemacht. Die Teppiche sind warm, rutschfest und man kann alles einfach abwischen – daraus ist dann die Kinderkollektion entstanden.” Am Anfang musste sich Steurer jedoch durchkämpfen. “Wenn ich bei manchen Lieferanten angerufen habe, wurde ich teilweise nicht ernst genommen. Erstrecht, wenn sie mein Kind im Hintergrund gehört haben”, sagt Steurer. “Dann musste ich ihnen vermitteln, dass es um ein ernsthaftes Geschäft geht und ich nicht eine Hausfrau bin, die bastelt.” Für die Gründerin ist es daher wichtig, am Weltfrauentag nochmal daran zu erinnern, dass Frauen immer noch weiter kämpfen müssen. “Wir sind schon weit, aber bislang nicht da, wo wir sein sollten”, betont sie.
SUZI Eiscafé

Bevor sie in Winterthur bei einer Maschinenbaufirma im Bereich Digitalisierung gearbeitet hat, war Suzana Marceta die Vize-Miss. Letzten Frühling hat sich die Lustenauerin jedoch ihren Traum von einem eigenen Café erfüllt. Dieses trägt den Namen “SUZI Eiscafé” und befindet sich in Egg. “Ich dachte mir, ich wage es einfach. Darüber nur nachzudenken, bringt nichts”, sagt Marceta. “Zu Beginn wollte ich nebenher meiner Arbeit in Winterthur nachgehen, aber das war nicht möglich. Deswegen habe ich das Risiko auf mich genommen.”

Die 28-Jährige legt viel Wert auf die Herzlichkeit in ihrem Lokal, genauso wie auf die qualitative Auswahl der Produkte. “Menschen sollen einfach im Café ihre Zeit genießen und etwas abschalten können.” Der Weg in die Selbstständigkeit war jedoch nicht einfach. “Ich lerne immer noch jeden Tag dazu”, sagt die Lustenauerin. Besonders gefragt ist dabei auch das Durchsetzungsvermögen. “Ich merke es auch jetzt. Wenn du als junge Frau neu in dieser Branche bist, muss du dich knallhart durchsetzen, um respektiert zu werden”, schildert sie. Deswegen ist es ihr wichtig, dass heute am Weltfrauentag alle Frauen wertgeschätzt werden. “Mit meiner Mama und Tante habe ich ein besonderes Verhältnis. Das sind einfach starke Persönlichkeiten, die so viel geleistet haben und ich weiß, dass es auch ganz viele Frauen auf der Welt sind.” Oft sehe man die ganze Arbeit, die dahintersteckt, nicht. “Sei es eine Mama oder Geschäftsfrau, man soll jede Frau wertschätzen.”
W3 Create

Verena Eugster und Patricia Zupan-Eugster sind seit geraumer Zeit das Bild der weiblichen Führungskraft. Mit ihrem Unternehmen W3 Create veranstalten sie Sport- und Lifestyleevents in vier Ländern und das mit rund 40.000 Besucher pro Jahr. “Die Eventbranche ist eigentlich sehr weiblich. Besonderes mit unseren Events wie dem Bodensee Frauenlauf oder der Frauen Berg Gaudi in Gargellen”, sagen sie.

Unter anderem veranstalten sie ebenfalls das “Female Future Festival”, bei dem sie versuchen Frauen zu ermutigen. Heuer findet das Event bereits zum sechsten Mal in Bregenz statt. “Das Motto ist dieses Jahr ‘BEcome A LEADER’, weil wir es wichtig finden, dass unsere Teilnehmerinnen in Führung kommen. Dabei sind auch viele Tipps und Tools für die Selbstführung dabei. Denn nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen.” Wenn die Unternehmerinnen merken, dass ein Thema mehr Aufmerksamkeit benötigt, verpacken sie es in ein Eventformat. So auch das neuste “Tomorrow Mind Festival”, wo es um mentale Stärke und Gesundheit speziell am Arbeitsplatz geht. Zum Weltfrauentag haben Verena Eugster und Patricia Zupan-Eugster nur einen Wunsch, nämlich, dass es ihn bald nicht mehr braucht: “Es soll völlig normal werden, dass in jedem Medium und auf jeder Plattform, in jedem Netzwerk Frauen wie Männer die gleiche Aufmerksamkeit und Chancen bekommen.”
Finanzberatung team Sonnweber

Isabella Sonnweber ist, wie sie es selbst beschriebt, die Geschäftsführerin ihres eigenen Unternehmens “Team Sonnweber”, in dem sie auch Geschäftspartner hat. Die gebürtige Bregenzerin hilft Menschen dabei, den Umgang mit Geld zu lernen. Als Vermögensberaterin macht sie das in 1:1-Gesprächen oder in Workshops. Besonders am Herzen liegt ihr das Thema Altersarmut. “Als ich Burn-out hatte, bekam ich den Antrag auf eine Berufsunfähigkeitspension. Mein Mann genauso”, schildert Sonnweber. “Das war für uns keine Option. Aufgrund unserer Bescheide haben wir gesehen, was auf uns zukommt. Daher habe ich mir die Lage genau angeschaut.” Die 58-Jährige hat daraufhin das Pensionsgesetz unter die Lupe genommen. Selbst Vorsorge zu betreiben, hält sie für ausgesprochen wichtig. “Die Zahl der Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, ist erschreckend hoch”, sagt Sonnweber. Vor allem, da es überwiegend Frauen betrifft. Das ist auf Teilzeitbeschäftigungen oder Pausen vom Berufsleben wegen der Kinder zurückzuführen. Auch die Entlohnung spielt eine Rolle dabei.

Daher hat die Vorsorgeberaterin das Buch “Kohle, Kies und Koks für Frauen” geschrieben. “Darin erkläre ich ganz klar, warum überhaupt Frauen primär von der Altersarmut betroffen sind.” Isabella Sonnweber ist die Wertschätzung der Frau wichtig, besonders der arbeitsleistenden Frau. “Ich wünsche mir, dass eine Gleichberechtigung und nicht Gleichstellung herrscht, denn Frauen und Männer sind unterschiedlich. Dies bringt aber auch ganz viele Chancen, weil wir uns unheimlich gut ergänzen können”, betont sie. Sie wünscht sich, dass der Weltfrauentag irgendwann nicht mehr gebraucht wird, um an das zu erinnern.