Handelsobfrau Carina Pollhammer: “Konsumlaune ist dank sinkender Inflation zurück”

Lichtblick für Branche nach einem herausfordernden Jahr. Auch Schweizer und Liechtensteiner Kunden kehren zum Einkaufen nach Vorarlberg zurück.
Schwarzach Das zuletzt gute Wetter, die sinkende Inflation, die geringeren Energiekosten, die höheren Lohnabschlüsse – all das sind Faktoren, die dem Handel derzeit guttun. „Die Konsumlaune zieht wieder an. Die Talsohle scheint durchschritten, der Optimismus kehrt zurück“, fasst Carina Pollhammer, Obfrau der Sparte Handel und Geschäftsführerin von Spar Vorarlberg, die Stimmung in der Branche zusammen.
Nach schwierigem Jahr
Das sind gute Nachrichten, denn das Jahr 2023 war kein leichtes für die Geschäfte im Land, auch weil die Inflation und die Energiekosten damals noch sehr hoch waren. Nun geht es aufwärts. „Jänner und Februar waren heuer zwar noch verhalten, aber spätestens im März hat das Geschäft stark angezogen.“ Auch die Schweizer und Liechtensteiner Kunden würden wieder zurückkehren. „Es hat lange gebraucht, auch weil die Inflation dort deutlich niedriger war als bei uns, aber nun sind wir wieder auf Vor-Corona-Niveau“, so Pollhammer, die auch darauf verweist, wie divers die Handelslandschaft in Vorarlberg ist und daher kaum allgemeingültige Aussagen getroffen werden können.

Denn zur Branche zählt der Supermarkt, genauso wie der Modehändler, der Baustoffhandel, der Direktvertrieb, die Trafik, der Möbelhandel, der Optiker oder der Autohändler. “Natürlich geht es nicht jedem Betrieb gleich gut, aber in Summe kann man aber sagen, dass es in eine positive Richtung geht und durchaus Potenzial vorhanden ist“, betont die Geschäftsführerin.
“Man muss viel tun”
Allerdings müsse man viel dafür tun, der Kunde komme nicht von allein. Vielmehr gehe es neben der persönlichen Beratung und der Aufenthaltsqualität auch darum, als Händler initiativ zu sein und auch Social-Media-Kanäle zu nutzen, um Kunden anzusprechen. „Wenn man an bestimmten Rädchen dreht, wenn man es gut macht, dann wird sich der Kunde immer begeistern lassen“, ist Pollhammer überzeugt. Andererseits gelte es auch die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, welche Bedeutung der Handel im Land hat.

Keine Öffnungszeiten-Diskussion
Von der aktuellen Diskussion um die Öffnungszeiten – ausgelöst durch die Forderung von Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti, diese von 72 Stunden auf 80 Stunden zwischen Montag und Samstag auszuweiten, hält Carina Pollhammer sehr wenig. Bereits jetzt würde kaum ein Händler die 72 Stunden voll ausnützen. Im Lebensmittelhandel schon, aber da hätte eine Ausweitung aktuell keine Priorität. Denn einerseits würde der Bedarf und damit die Pro-Kopf-Ausgaben dadurch nicht mehr, andererseits brauche man dafür mehr Mitarbeiterstunden und das sei angesichts einer ohnehin angespannten Fachkräftesituation bereits jetzt herausfordernd.
Flexibler werden
Vielmehr müsse man am Image des Handels arbeiten und den Mitarbeitern entgegenkommen. „Im Einzelhandel liegt der Frauenanteil bei 70 Prozent, da muss man als Arbeitgeber flexibler werden.“