Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden

Markt / 24.05.2024 • 08:55 Uhr
Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden

Expat Service Vorarlberg hilft ausländischen Fachkräften bei Fragen aller Art – von der Versicherung bis zur Freizeitgestaltung. Positive Bilanz nach einem Jahr Tätigkeit.

Schwarzach Welche Versicherungen brauche ich? Wie finde ich einen Sportverein für meine Kinder? Wie funktioniert die Mülltrennung? Wo kann man an Feiertagen einkaufen? All das sind Fragen, die Fachkräfte aus dem Ausland („Expats“) beschäftigen, wenn sie nach Vorarlberg kommen.

Expat Service Vorarlberg
Obmann und Geschäftsführerin des Expat Service Vorarlberg: Christian Zoll und Claudia Neumayr. vn/reiner

Um sie zu unterstützen, wurde vor einem Jahr von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer das Expat Service Vorarlberg gegründet, als Anlaufstelle für Betriebe und Arbeitskräfte, sei es, wenn es um bürokratische Herausforderungen geht, oder auch um soziale Aktivitäten.

Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden
Am Donnerstagabend fand die 1-Jahr-Feier des Expat Services Vorarlberg statt. Aurelian Böhler

Soziale Kontakte essenziell

Eine Motivation, diesen Verein zu gründen, war, dass laut einer Erhebung die Hälfte der Expats nach zwei Jahren Vorarlberg wieder verlässt. „Nicht, weil ihnen der Job nicht gefällt, sondern weil sie oder ihr Partner sozial nicht integriert sind“, sagt Obmann Christian Zoll. Deshalb sei die soziale Komponente das Entscheidende, ob jemand bleibt.

Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden
Adam Krizsan (Alpla) und Roza Galli (Psychologin): “Das Expat Service ist für uns eine Gemeinschaft, in der wir Freunde gefunden haben, mit denen wir Zeit verbringen und an Veranstaltungen teilnehmen können. Diese Aktivitäten helfen dabei, Vorarlberg besser zu erkunden und die einheimischen Menschen und ihre Gewohnheiten kennenzulernen.”

Erwartungen übertroffen

Nun, nach einem Jahr, ziehen Zoll und Geschäftsführerin Claudia Neumayr eine sehr zufriedene Bilanz. Man sei mit 400 Expats in Berührung gekommen und habe 17 Unternehmen als Mitglieder, vom kleinen bis zum großen Betrieb. „Es war im Vorfeld schwer abzuschätzen, wie viele Menschen wir erreichen, aber wir haben unsere Erwartungen übertroffen“, so Neumayr.

Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden
Céline Mader (Zumtobel Group): “Die Teilnahme an den Veranstaltungen ermöglicht es mir, neue Menschen kennenzulernen und neue Orte zu entdecken. Ich denke, das ist eine großartige Gelegenheit sowohl für Neuankömmlinge als auch für langjährige Expats in Vorarlberg, um sich leichter zu integrieren, gegenseitige Unterstützung aufzubauen und sich zu vernetzen.”

Eine Veranstaltung pro Woche

Neben den Beratungen gab es insgesamt 60 Veranstaltungen, quasi eine pro Woche. „Das sind so viele, weil wir so unterschiedliche Expats haben. Die einen sind sportlich, die anderen kulturell interessiert.“ Deshalb drehen sich die Events um sehr verschiedene Themen.

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Sara Toward (Julius Blum): “Der Kontakt zu anderen Familien in der Gegend, die ebenfalls eine neue Kultur und ein neues Schulsystem kennenlernen, ist eine große Unterstützung. Der Austausch mit anderen auf Veranstaltungen des Expat Service hat uns geholfen, das Bildungssystem zu verstehen. Das war ein großer Vorteil für unsere Familie.“ blum

Positiv sei auch, dass vieles auf Eigeninitiative entstehe. „Ein Expat hat einen Literaturclub gegründet. Außerdem gibt es eine Boulder-Gruppe“, so Neumayr, die den Verein als Anlaufstelle für die ganze Familie versteht. „Es geht darum, dass sich alle hier wohlfühlen.“ Deshalb dreht sich beim Expat Service auch viel um Freizeitgestaltung.“

Expat Service: Wie Auslandsfachkräfte in Vorarlberg ein Zuhause finden
Nicola De Felice (Photeon Technologies): “Das erste Mal, als ich auf den Expat Service stieß, war bei einer Bergwanderung, und ich war sofort beeindruckt: Von der Organisation, der Entdeckung wunderschöner Orte, die ich nicht kannte, und der Möglichkeit, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Aber vor allem vom Gefühl, zu Hause zu sein und von einer Gruppe von Freunden umgeben zu sein.”

Freundschaften als Erfolg

„Dass wir jetzt sehen und hören, dass sich viele Freundschaften gebildet haben, sehen wir als großen Erfolg. Das klingt vielleicht banal, ist aber essenziell für den langfristigen Erfolg einer Rekrutierung“, betont Zoll. Zudem sehe man sich als Sprachrohr. „Wir sehen etwa, wo politisch hinsichtlich Bürokratie Handlungsbedarf besteht, oder auch bei Freizeitbeschäftigungen hinsichtlich eines englischsprachigen Angebots.“

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Pranav Venkatesh (Liebherr-Werk Nenzing): “Der Umzug an einen neuen Ort kann einschüchternd sein, insbesondere wenn man mit vielfältigen Kulturen und Traditionen konfrontiert wird. Der Expat Service hat mir dabei geholfen, sowohl mit anderen Expats als auch mit Einheimischen in Kontakt zu treten. Aktivitäten wie wandern, grillen oder Städtetouren haben meine Integration erleichtert.”

Aus vielen verschiedenen Ländern

Denn die Expats kommen aus verschiedensten Ländern der Welt. Die größte Gruppe, so Neumayr, seien Europäer, vom Spanier bis zum Briten. Aber auch Menschen aus Indien, aus dem Iran, aus Afrika, dem Nahen Osten oder Lateinamerika leben und arbeiten in Vorarlberg.

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Persönlicher Austausch ist eine wichtige Komponente. Aurelian Böhler