Energiewende: “Was fehlt ist ein Masterplan”

Vorarlberger Spitzenmanager in der Energiebranche kritisiert Politik für “Pfusch in der Legistik”. Prognose für Unternehmen und Energiewende positiv dank Innovation und Investition.
Schwarzach, Knittelfeld Wie die Energiewende gelingen kann? Dazu hat der Bregenzer Martin Hagleitner eine klare Meinung: „An Heizungs- und Brauchwasserwärmepumpen sowie smarten Speichern führt kein Weg vorbei“, sagt er im Gespräch mit den VN. Hagleitner ist CEO der Austria Email AG und Geschäftsführer der Groupe Atlantic für die DACH-Region sowie ausgewählte CEE-Märkte. Der Konzern ist in Europa unter den Marktführern bei Lösungen für Warmwasser, Warmluft, Belüftung, Klimaanlagen und Heizungen. In Österreich ist in diesem Bereich Austria Email Marktführer, in einer Branche, die in Zukunft eine deutlich gewichtigere Rolle einnehmen wird, denn die Energiewende steht erst am Anfang.
Grüne Produkte immer stärker
Deshalb konnte Austria Email AG, die in Österreich rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, trotz herausfordernder Rahmenbedingungen und dem abrupten Ende des Nachfrage-Booms in den Hauptmärkten Österreich und Deutschland den Jahresumsatz um rund drei Prozent auf 128,5 Millionen Euro steigern und hat ihn innert von fünf Jahren verdoppelt. Das erwirtschaftete Betriebsergebnis der Austria Email AG lag 2023 bei sieben Millionen Euro. Die gesamte Austria Email-Gruppe inklusive der Töchter Austria Email und Thermic Energy in Deutschland erhöhte den Umsatz 2023 um rund 9,5 Prozent von 180,1 Mill. Euro (2022) auf 197,2 Millionen Euro. Der Exportanteil von nunmehr 61 Prozent als auch der Anteil von 75 Prozent „Green Products“ am Gesamtumsatz 2023 unterstreiche die Ausrichtung.

Das laufende Jahr sieht der Bregenzer eher verhalten. Dafür sei der nach wie vor schwächelnde Baumarkt verantwortlich, aber auch durch die Politik verursachte Unsicherheiten – etwa bei der Förderpolitik. „Was fehlt ist ein Masterplan“, moniert er, es müsse klar kommuniziert werden, was es für eine realistische Energiewende braucht und „nicht ein legistischer Pfusch wie beim Erneuerbare-Wärmegesetz. Es müsse ein schrittweiser Ausstieg aus den fossilen Energiequellen geben. Auch müsse geklärt werden, wie in Mehrparteienhäuser eine Lösung für den Umstieg gelingen könne und gefördert werde. Was er aber feststelle, so der Manager, „sind Überschriften“, flankierende Maßnahmen fehlen.
Umfassende Investitionen
Trotz der harschen Kritik zweifelt er nicht daran, dass die längerfristige Zukunft ihm und der Branche in die Karten spiele. Um dafür gerüstet zu sein, hat Austria Email ein umfassendes Investitionsprogramm von rund acht Millionen Euro für den Ausbau der Produktion in Österreich an den Start gebracht.

Am Standort Knittelfeld hat eine zusätzliche Fertigungslinie für Pufferspeicher ihren Betrieb aufgenommen. Überdies sei ein neues Stand- und Pufferspeicherwerk der Thermic Energy in Deutschland in Betrieb gegangen. Dieses klare Bekenntnis zum Industriestandort Europa stärkt die heimische Wertschöpfung. Die Green Economy sei es auch, die für Europa ein Ausweg aus der derzeitigen Krise sein könnte, glaubt er, denn in diesem Bereich gebe es gewachsenes Know-how und entsprechende Innovation. Auch im Startup-Bereich sieht er eine spannende Entwicklung, die es gelte wirtschaftspolitisch und mit einer guten Grundlagenforschung zu unterstützen und zu kommerzialisieren.