Rote Zahlen: Dieses Vorarlberger Textilunternehmen kämpft um sein Comeback

Markt / 31.07.2024 • 09:36 Uhr
Rote Zahlen: Dieses Vorarlberger Textilunternehmen kämpft um sein Comeback
In der Bregenzer Zentrale werden die in der Modeszene angesehenen Strümpfe und andere Kleidungsstücke gefertigt. FA

International renommierte Firma konnte Umsatz steigern, bleibt aber millionenschwer im Minus. Neues Management sieht sich auf dem Weg zurück in die schwarzen Zahlen.

Bregenz In den vergangenen Wochen herrschte beim Textilunternehmen in der Bregenzer Wolfordstraße, aber auch im Mailänder Quartier der Firma Hochbetrieb. Zum einen wurde die Veröffentlichung der Zahlen verschoben, zum anderen wurden gleich zwei neue Manager in den Vorstand berufen: Regis Rimbert, seit Kurzem als Chief Transformation Officer im Vorstand der Wolford AG, wurde Mitte Juli für die Dauer von drei Jahren zum CEO zu ernennen. Er folgte Silvia Azzali. Rimbert arbeitete zuvor bei Modeunternehmen wie Prada und Christian Dior. Ihm in den Vorstand folgte vor wenigen Tagen der derzeitige Global Director Human Resources der Wolford AG, Domenico Giordano. Er wurde ab 1. August 2024 für ein Jahr zum Vorstandsmitglied bestellt.

Das Bregenzer Unternehmen ist auf der Suche nach einem neuen Quartier.  vol.at
Das Bregenzer Unternehmen ist noch immer auf der Suche nach einem neuen Quartier.  VOL

Die beiden Manager haben eine große Aufgabe vor sich: Den international bekannten Wäsche- und Strumpfhersteller wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Das dürfte alles andere als leicht sein, wie ein Blick in die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigt. Der Umsatz für 2023 wird mit 125,80 Millionen Euro ausgewiesen, das sind 870.000 Euro mehr als im Jahr zuvor. Doch übrig geblieben ist davon nichts. Das Ergebnis nach Steuern weist ein Minus von 30,75 Millionen Euro aus. Im Jahr 2022 waren es noch 36,85 Millionen Euro. Beschäftigt werden bei Wolford 1008 Mitarbeiter, in Bregenz sind es noch 320 Mitarbeiter.

Licht am Ende des Tunnels

Dennoch zeigt sich aus Sicht des Vorstands Licht am Ende des Tunnels: „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Wolford AG ein EBITDA von EUR -0,02 Mio. erzielt hat, was einer Verbesserung von mehr als 13 Millionen Euro im Vergleich zu 2022 entspricht. Auch das EBIT hat sich im Vergleich zu 2022 um 13 Millionen Euro wesentlich verbessert, bleibt aber mit EUR minus 18 Millionen negativ.“

Der Japaner Nao Takekoshi ist der neue "Head of Design" bei Wolford. FA
Der Japaner Nao Takekoshi ist der “Head of Design” bei Wolford. In ihn werden große Hoffnungen gesetzt. FA

Im Jahr vergangenen Jahr stand laut Vorstand das Retail-Segment mit einem Gesamtrückgang von vier Prozent unter Druck. „Der Umsatz im zweiten Halbjahr wurde durch unerwartet schlechte Witterungsbedingungen und verstärkte Spannungen in der Golfregion beeinträchtigt, die die Stimmung der europäischen und amerikanischen Verbraucher trübten.“ Trotz dieser Herausforderungen habe man auch erfolgreiche Neueröffnungen getätigt, darunter IFC in Hongkong, ein Pop-up-Store in East Hampton und die Renovierung von Bal Harbour Miami, dem Frankfurter Flughafen und Milano Manzoni. Diese Flagship Stores präsentieren das neue Store-Konzept „Wolford Lounge“, das von Nao Takekoshi entworfen wurde. Takekoshis Ernennung zum neue Artistic Director während der Mailänder Modewoche sei ein großer Erfolg gewesen, seine „zeitlosen Iconic-Produkte wurden gefeiert“.

Betriebskosten gesenkt

Für die Zukunft gerüstet habe sich der Strumpf- und Skinwear-Hersteller auch durch die Senkung der Betriebskosten, die im Rahmen der Neustrukturierung realisiert werden konnte, so der neue Vorstand in seinem Bericht an die Aktionäre. Zum 31. März 2024 ist die Fosun Fashion Group Wisdom (Luxembourg) S.àr.l. Mehrheitsaktionärin, die rund 61 Prozent der Anteile an Wolford hält. Der Privatinvestor Ralph Bartel hält rund 30 Prozent der Inhaberaktien. Knapp ein Prozent der Unternehmensanteile ist im Besitz der Wolford AG. Die restlichen knapp 8 Prozent befinden sich im Streubesitz.

Wolford Kampagnenbilder
Die Kollektion des tradtionsreichen Unternehmens fand Eingang in die Berichterstattung der angesagtesten Fashion-Medien. Popikone Grace Jones tat ein übriges dazu. FA

Nicht erwähnt wurde in dem Bericht zur Bilanz der anstehende Auszug aus dem Firmengebäude. Spätestens2027 muss nach dem Verkauf der Immobilie an den Beschlägehersteller Blum ein neuer Standort gefunden werden.