Oh du fröhliche Augustzeit: Der Lebkuchen ist da

Mariä Himmelfahrt ist noch eine Woche entfernt. Dies hält jedoch den Honigkuchen nicht auf. Die Geschichte eines Doch-nicht-Weihnachtgebäcks.
Schwarzach An sich beginnt der Advent am ersten Adventsonntag. Im Handel braucht alles seine Vorlaufzeit, gern ist man schon Monate vor einem Hochfest bereit, die Wünsche der Kundschaft zu erfüllen. So taucht mit Mitte August der erste Bote der Feiertage in den Regalen auf: Der Lebkuchen.
So auch heuer. Mariä Himmelfahrt am 15. August ist noch eine gute Woche entfernt, der Lebkuchen hat es jedoch schon auf die ersten Verkaufsflächen geschafft. Für viele zu früh, aber für viele eine willkommene Abwechslung zu Chips und Schokolade. Und auch der Handel verweist traditionell auf die vorhandene Nachfrage – und die Geschichte des Honigkuchens.
Von Ägypten über Belgien nach Nürnberg
Tatsächlich ist der Lebkuchen eine traditionelle Festspeise, die nicht an Weihnachten oder den Winter gebunden war. So findet sich das Gebäck bereits als Grabbeilage im antiken Ägypten, schriftliche Zeugnisse gab es bereits 350 Jahre vor Christi Geburt.
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Bekannt unter Namen wie Pfefferkuchen, Gewürzkuchen oder Printen ist das kräftig gewürzte haltbare Gebäck lange ein fixer Bestandteil der europäischen Küchen gewesen. Dass sich dies nicht auf eine Jahreszeit begrenzte, zeigt auch das mittelalterliche Zunftwesen. So waren Pfefferkuchenbäcker meist eine eigene Zunft, die mit Zuckerbäcker und normalen Bäckern nicht im gemeinsamen Boot saßen. Noch in der DDR war es ein eigener Lehrberuf. Serviert wurde er sogar zur Fastenzeit und zu besonderen Hochfesten wie Ostern. Der moderne Lebkuchen hat seine Wurzeln demnach auch in einem belgischen Kloster. Und da die Gewürze im Gewürzkuchen eine große Rolle spielen, konnten sich Handelsstädte wie Nürnberg zu Pfefferkuchen-Hochburgen entwickeln. Hier entstanden gern Legenden, wie die Lebkuchenbäcker auf ihre Rezepte kamen.
Gebäck für Hungernde und die Fastenzeit
Warum sich der Lebkuchenkonsum schlussendlich in Westeuropa immer stärker auf die Adventszeit beschränkte, ist nur schwer nachvollziehbar. Einerseits dürfte der 30-Jährige Krieg von 1618 bis 1648, der die gesamten deutschen Lande in ein Schlachtfeld verwandelte, ihm die wirtschaftliche Grundlage entzogen haben. Der Gewürzhandel litt, wie auch die Bevölkerung. Und auch die Nutzung als Fasten- und Festspeise lässt das haltbare Gebäck zu einem guten Angebot für den Winter werden. Gerade die Klöster dürften ihre Lebkuchenproduktion auf das weihnachtliche Hochfest hin konzentriert haben. Es bot sich als Gabe an die Hungernden an, aber auch als eigene Fastenspeise und ließ sich problemlos vorproduzieren und lagern.
Dies dürfte auch der Bevölkerung aufgefallen sein. Entsprechend ist der Lebkuchen immer mehr zur Winterspeise geworden. Nicht so in Osteuropa oder jenseits des Atlantiks. Dort hielt sich der Lebkuchen als Ganzjahresspeise. Und im Handel muss vorproduziert werden, um rechtzeitig die Handelsketten durchlaufen zu können. Bestellt wird die Ware etwa ein halbes Jahr im Voraus – und landet daher teilweise schon im Sommer in den Regalen, in denen es bis zum Advent nach und nach die Herrschaft übernimmt.