In diesem Skigebiet geht es jetzt ans Eingemachte

Markt / 19.08.2024 • 16:49 Uhr
Skibetrieb bei milden temperaturen auf der Kippe, Skigebiet Schetteregg
Das Skigebiet Schetteregg in diesem Winter: Noch so ein Winter und es geht um das Überleben des Skigebietes. VN/Steurer

Nach zwei negativen Winterergebnissen steht die Betreiberin des Bregenzerwälder Skigebietes vor einer schwierigen Situation – man braucht frisches Geld, sonst droht das Aus. Ein möglicher Investor ist ein bekannter Handelsunternehmer aus dem Bregenzerwald

Egg Die Egger Liftgesellschaft, Betreiberin des Skigebietes Schetteregg , steht vor mehreren notwendigen Schritten, die – eventuell sogar vergleichsweise zeitnah – über das Schicksal des Skigebietes entscheiden werden. Denn nach zwei nicht erfolgreichen Wintersaisonen besteht bei dem Skigebiet aus finanzieller Sicht dringender Handlungsbedarf. Das erklärt Geschäftsführer Hannes Waldner, nachdem Informationen über eine außerordentliche Generalversammlung Ende Juli 2024 in Egg die Runde machten.

Skibetrieb bei milden temperaturen auf der Kippe, Skigebiet Schetteregg
Wenigstens für Kinder soll es einen Skibetrieb geben. Im vergangenen Jahr konnte dieses Kind im Februar noch einen letzten Fleck Schnee nutzen. VN/Steurer

Dort wurde den Gesellschafterinnen und Gesellschaftern die Lage erklärt. “Die Situation ist schwierig, denn die Egger Liftgesellschaft hat schon längere Zeit keine positiven Ergebnisse mehr erzielt. Maßgeblich dafür verantwortlich sind viel zu milde Winter, die unserem niedrig gelegenen Skigebiet zu schaffen machen. Wir kämpfen ums Überleben, so wie andere Skigebiete in dieser Höhenlage auch”, sagt Waldner. Gebe es noch so einen milden Winter beziehungsweise kein frisches Kapital, dann drohe das nahe Aus für das Skigebiet.

Kein Geld für Konzessions-Erneuerung

Fix sei , dass die Konzession für die Doppelsesselbahn im Jahr 2028 auslaufe und erneuert werden müsse. Allein hierfür müsse man mit Kosten von rund zwei Millionen Euro rechnen. “Dieses Geld hat die Gesellschaft derzeit dezidiert nicht”, so der Geschäftsführer. Es brauche also eine Kapitalaufstockung. Hierfür gebe es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder die bestehenden mehr als 150 Gesellschafter schießen frisches Geld nach oder aber sie verkaufen ihre Anteile über einen Zwischenschritt gemeinsam an einen (privaten) Investor, der dann das notwendige Geld in die Hand nimmt. Über die dritte Variante, nämlich die Betriebseinstellung samt Liquidierung der Gesellschaft, wolle er derzeit nicht nachdenken. “Wir hoffen auf eine bessere Lösung und wollen weitermachen.”

Bericht zur Baustelle im Zentrum in Egg Bürgermeister Dr. Paul Sutterlüty
Der Egger Bürgermeister Paul Sutterlüty hat den übrigen Gesellschaftern ein Übernahmeangebot geschickt. VN/Paulitsch

Anteile an Gemeinde abtreten

Dieser Zwischenschritt ist bereits getan. Waldner bestätigt, dass die Liftgesellschaft nach der außerordentlichen Generalversammlung allen Gesellschaftern ein Schreiben zugesandt habe, worin darüber informiert wurde, dass die Gesellschafter der Marktgemeinde Egg ein Abtretungsanbot für ihre Anteile machen können. Egg ist derzeit mit rund zwölf Prozent der größte Miteigentümer. Auf gut Deutsch ist die Marktgemeinde dazu bereit, die Anteile der anderen Gesellschafter zu übernehmen, um so zu einer zukunftsfähigen Lösung für das Ski- und Naherholungsgebiet beitragen zu können.

Egg bestätigt Engagement

Der Egger Bürgermeister Paul Sutterlüty bestätigt die der Gemeinde bekannte schwierige wirtschaftliche Lage des Skigebietes. “Wenn jetzt nicht rasch mehrere gute Winter kommen, dann ist die wirtschaftliche Existenz massiv gefährdet. Will man mehr als nur die kommende Saison überleben, dann besteht dringender Handlungsbedarf.” Man könne aber als Skigebiet nicht einfach nur darauf hoffen, dass die nächsten Winter wieder gut werden. “Das ist kein Geschäftskonzept, zumal so etwas auch nicht absehbar oder planbar ist.” Es brauche folglich frisches Geld für die Umsetzung eines Ganzjahresbetriebes und eine garantierte Wintersaison für Kinder. “Das geht nicht ohne Ausbau der Beschneiung im unteren Bereich.” Zudem müsse man die Variante ins Auge fassen, die Doppelsesselbahn abzubauen.

75 Prozent plus eine Stimme

Für derartige Entscheidungen brauche es jedoch eine Bereinigung in der Gesellschafterstruktur. “Wir sind als Gemeinde bereit, das Heft in die Hand zu nehmen. Die Voraussetzung dafür: Wir benötigen 75 Prozent der Anteile plus eine Stimme, sonst können wir keine Kapitalerhöhung durchführen.” Dafür biete die Gemeinde den anderen Mitgesellschaftern die Möglichkeit an, ihr ein Abtretungsanbot für deren Anteile zu machen. Man sei bereit, 100 Euro pro Anteil zu bezahlen, so Paul Sutterlüty.

Entscheidung bis Jahresende

Die anderen Gesellschafter hätten bis 15. September 2024 Zeit, um der Gemeinde die Abtretung ihrer Anteile zu diesen Konditionen anzubieten. Dann wiederum habe Egg bis Ende Dezember 2024 Zeit, um darüber zu entscheiden, ob man dieses Anbot annimmt. “Denn bis dahin muss die Gemeinde selbst wissen, ob wir die notwendige Mehrheit der Anteile haben und wie es weitergeht und welche Möglichkeiten es mit externen Investoren gibt.” Ein Weiterbetrieb des Skigebietes durch die Gemeinde als Mehrheitseigentümer sei dezidiert nicht das Ziel, denn man wolle, dass die Gesellschaft privatwirtschaftlich geführt werde, betont Sutterlüty.

Jürgen Sutterlüty begrüßt die Pläne seines Partners Rewe. FA/Kerber
Jürgen Sutterlüty könnte sich ein Engagement bei der Liftgesellschaft vorstellen. FA/Kerber

Jürgen Sutterlüty interessiert

Der Egger Bürgermeister bestätigte in dem Zusammenhang auch, dass der Mitgesellschafter und Vorarlberger Handelsunternehmer Jürgen Sutterlüty unter bestimmten Voraussetzungen Interesse daran gezeigt habe, sich hier zukünftig federführend einzubringen. Denn man habe mit den 20 größten Mitgesellschaftern bereits entsprechende Gespräche geführt, um ihre Bereitschaft zum Engagement abzuklären. Fix ist: “Wir müssen bis Ende Dezember 2024 eine Lösung haben. Sonst droht die Einstellung nach der kommenden Wintersaison, wenn diese wieder sehr mild ausfällt und die Gesellschaft kein Geld verdient”, sagt der Bürgermeister.