“Workation” soll in Schröcken Gordischen Knoten lösen

Bis 2. Oktober will Schröcken Weichen in die touristische Zukunft stellen
Schröcken Premiere für Schröckens Gemeindevertretung: Das große Interesse der Bevölkerung machte eine Sitzungsverlegung in den Gemeindesaal notwendig, wo die neuen Pläne für das neue “Mohnenfluh-Projekt” – jetzt “Resort Arlberg Heimboden in Schröcken” – präsentiert und erläutert wurden. Gut eineinhalb Stunden nahmen sich Geschäftsführerin Marie-Luise Dietrich, ihre Assistentin Andrea Helbok sowie die Architekten Matteo Thun und dessen Frankfurter Partner Gerald Schnell Zeit, das neue Konzept zu erläutern und Fragen zu beantworten.

Der Ball liegt bei der Gemeinde
Bürgermeister Stephan Schwarzmann bedankte sich für die umfassende Information, die eine echte Entscheidungsgrundlage für die Gemeindevertretung darstelle. Zu entscheiden ist die Frage, welche der beiden präsentierten Varianten umgesetzt werden soll: die kleine Variante auf dem gut 23.000 Quadratmeter großen Areal im Besitz der Gesellschaft oder die große Variante, bei der durch Zukauf von weiteren 2700 Quadratmetern Grund auch die Weichen zum Bau der seit Jahrzehnten diskutierten Dorfbahn gestellt würden, weil die Liftgesellschaft den Verkaufserlös zur Finanzierung der Dorfbahn verwenden will. Bis 2. Oktober will die Gemeindevertretung ihre Variantenentscheidung getroffen haben und nach jahrelanger erfolgloser Diskussion den Gordischen Knoten endlich lösen.

Auf beide Varianten vorbereitet
Für die Betreiber ist diese Entscheidung zweitrangig, Helbok: “Wir können mit beiden Varianten leben, beide können unverzüglich in die Behördenverfahren gehen.” Diesen sehen Dietrich und Helbok zuversichtlich entgegen, denn “wir standen natürlich in der Planungsphase in Kontakt mit den Behörden, um ein Projekt zu entwickeln, das am Ende auch genehmigungsfähig ist.”

Man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und deshalb auch Architekten gesucht, die neue Ideen und Erfahrungen mit visionären Formaten einbringen können, räumte Dietrich im Gespräch mit der VN-Heimat ein.

Ausgetretene Pfade verlassen
Sie ist überzeugt, im Südtiroler Matteo Thun, der auch Büros in Mailand und München betreibt und viele Jahre an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien lehrte, den Planer gefunden zu haben, der in Schröcken ausgetretene Pfade verlassen und seine visionären Ideen umsetzen kann.

Ideen, die im Gegensatz zu bisherigen Planungen auch Chancen auf Realisierung haben. Kurzer Rückblick: 2007 hat eine Vorarlberger Investorengruppe das Mohnenfluh-Areal erworben und Pläne für eine Nachnutzung entwickelt. Ein Projekt aus dem Jahre 2017 sah Hunderte Betten in 200 Hotelzimmern, 66 Chalets, 20 Apartments und 16 Villen vor – eine Utopie. Und auch erste Vorstellungen von Dietrich, eine Anlage mit rund 400 Betten zu errichten, erwiesen sich als nicht genehmigungsfähig.

Neues Format als Chance
Bei den aktuellen Planungen geht es jedoch nicht vordergründig um die auf 250 bis 300 reduzierte Bettenzahl, sondern um ein neues Konzept: Ein Gutteil der Gebäude ist auf “Workation” ausgelegt. Eine Workation ist die bewusste und geplante Kombination von Arbeit und Urlaub, bei der Personen von einem touristisch attraktiven Ort aus arbeiten, anstatt am regulären Arbeitsplatz. Der Begriff ist ein Kofferwort aus dem Englischen “Work” (Arbeit) und “Vacation” (Urlaub) und beschreibt eine Form des mobilen Arbeitens mit dem Vorteil, einen neuen Ort zu erkunden und gleichzeitig dort zu arbeiten, was die Produktivität und Zufriedenheit steigern soll. Dietrich und Helbok haben diesbezüglich bei Unternehmen sondiert und dabei lebhaftes Interesse geortet. STP



