“Workation” soll in Schröcken Gordischen Knoten lösen

VN / 11.09.2025 • 15:12 Uhr
Im Zentrum des „Resort Arlberg Heimboden in Schröcken“ sind u. a. auch ein Restaurant und ein Dorfplatz vorgesehen. VISUALISIERUNG MATTEO THUN   
Im Zentrum des “Resort Arlberg Heimboden in Schröcken” sind u. a. auch ein Restaurant und ein Dorfplatz vorgesehen. VISUALISIERUNG MATTEO THUN

Bis 2. Oktober will Schröcken Weichen in die touristische Zukunft stellen

Schröcken Premiere für Schröckens Gemeindevertretung: Das große Interesse der Bevölkerung machte eine Sitzungsverlegung in den Gemeindesaal notwendig, wo die neuen Pläne für das neue “Mohnenfluh-Projekt” – jetzt “Resort Arlberg Heimboden in Schröcken” – präsentiert und erläutert wurden. Gut eineinhalb Stunden nahmen sich Geschäftsführerin Marie-Luise Dietrich, ihre Assistentin Andrea Helbok sowie die Architekten Matteo Thun und dessen Frankfurter Partner Gerald Schnell Zeit, das neue Konzept zu erläutern und Fragen zu beantworten.

Gelingt jetzt nach vergeblichen Anläufen endlich der Durchbruch auf dem Areal des ehemaligen Hotels Mohnenfluh in Schröcken? PETER STRAUSS   
Gelingt jetzt nach vergeblichen Anläufen endlich der Durchbruch auf dem Areal des ehemaligen Hotels Mohnenfluh in Schröcken?

Der Ball liegt bei der Gemeinde

Bürgermeister Stephan Schwarzmann bedankte sich für die umfassende Information, die eine echte Entscheidungsgrundlage für die Gemeindevertretung darstelle. Zu entscheiden ist die Frage, welche der beiden präsentierten Varianten umgesetzt werden soll: die kleine Variante auf dem gut 23.000 Quadratmeter großen Areal im Besitz der Gesellschaft oder die große Variante, bei der durch Zukauf von weiteren 2700 Quadratmetern Grund auch die Weichen zum Bau der seit Jahrzehnten diskutierten Dorfbahn gestellt würden, weil die Liftgesellschaft den Verkaufserlös zur Finanzierung der Dorfbahn verwenden will. Bis 2. Oktober will die Gemeindevertretung ihre Variantenentscheidung getroffen haben und nach jahrelanger erfolgloser Diskussion den Gordischen Knoten endlich lösen.

Das seit Jahren leerstehende Hotel Mohnenfluh wird abgerissen und macht Platz für das Zentralgebäude, ein Restaurant und den Dorfplatz.   
Das seit Jahren leerstehende Hotel Mohnenfluh wird abgerissen und macht Platz für das Zentralgebäude, ein Restaurant und den Dorfplatz.

Auf beide Varianten vorbereitet

Für die Betreiber ist diese Entscheidung zweitrangig, Helbok: “Wir können mit beiden Varianten leben, beide können unverzüglich in die Behördenverfahren gehen.” Diesen sehen Dietrich und Helbok zuversichtlich entgegen, denn “wir standen natürlich in der Planungsphase in Kontakt mit den Behörden, um ein Projekt zu entwickeln, das am Ende auch genehmigungsfähig ist.”

Je nach Variante stehen für das Projekt zwischen knapp 2,4 und 2,7 Hektar Fläche zur Verfügung, auf der bis zu 20 Objekte geplant sind.
Je nach Variante stehen für das Projekt zwischen knapp 2,4 und 2,7 Hektar Fläche zur Verfügung, auf der bis zu 20 Objekte geplant sind.

Man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und deshalb auch Architekten gesucht, die neue Ideen und Erfahrungen mit visionären Formaten einbringen können, räumte Dietrich im Gespräch mit der VN-Heimat ein.

Für das Fotoshooting mit Andrea Helbok (l.) und Marie-Luise Dietrich schlug Matteo Thun einen symbolhaften Platz vor: auf der Stiege zum Gemeindeamt als Hinweis darauf „Wir sind mit unserem Projekt ante portas“.
Für das Fotoshooting mit Andrea Helbok (l.) und Marie-Luise Dietrich schlug Matteo Thun einen symbolhaften Platz vor: auf der Stiege zum Gemeindeamt als Hinweis darauf, “Wir sind mit unserem Projekt ante portas”.

Ausgetretene Pfade verlassen

Sie ist überzeugt, im Südtiroler Matteo Thun, der auch Büros in Mailand und München betreibt und viele Jahre an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien lehrte, den Planer gefunden zu haben, der in Schröcken ausgetretene Pfade verlassen und seine visionären Ideen umsetzen kann.

Win-Win-Situation: Die Liftgesellschaft signalisiert Bereitschaft, rund für die große Variante 2.700 Quadratmeter Grund zu verkaufen und den Erlös in den Bau der Dorfbahn, deren Talstation in den Kirchenbühel eingebettet würde, zu investieren.   
Win-Win-Situation: Die Liftgesellschaft signalisiert Bereitschaft, rund für die große Variante 2700 Quadratmeter Grund zu verkaufen und den Erlös in den Bau der Dorfbahn, deren Talstation in den Kirchenbühel eingebettet würde, zu investieren.

Ideen, die im Gegensatz zu bisherigen Planungen auch Chancen auf Realisierung haben. Kurzer Rückblick: 2007 hat eine Vorarlberger Investorengruppe das Mohnenfluh-Areal erworben und Pläne für eine Nachnutzung entwickelt. Ein Projekt aus dem Jahre 2017 sah Hunderte Betten in 200 Hotelzimmern, 66 Chalets, 20 Apartments und 16 Villen vor – eine Utopie. Und auch erste Vorstellungen von Dietrich, eine Anlage mit rund 400 Betten zu errichten, erwiesen sich als nicht genehmigungsfähig.

Matteo Thun: „Mit Workation wird auch die Nebensaison belebt und es werden neue Zielgruppen angesprochen.“
Matteo Thun: “Mit Workation wird auch die Nebensaison belebt und es werden neue Zielgruppen angesprochen.”

Neues Format als Chance

Bei den aktuellen Planungen geht es jedoch nicht vordergründig um die auf 250 bis 300 reduzierte Bettenzahl, sondern um ein neues Konzept: Ein Gutteil der Gebäude ist auf “Workation” ausgelegt. Eine Workation ist die bewusste und geplante Kombination von Arbeit und Urlaub, bei der Personen von einem touristisch attraktiven Ort aus arbeiten, anstatt am regulären Arbeitsplatz. Der Begriff ist ein Kofferwort aus dem Englischen “Work” (Arbeit) und “Vacation” (Urlaub) und beschreibt eine Form des mobilen Arbeitens mit dem Vorteil, einen neuen Ort zu erkunden und gleichzeitig dort zu arbeiten, was die Produktivität und Zufriedenheit steigern soll. Dietrich und Helbok haben diesbezüglich bei Unternehmen sondiert und dabei lebhaftes Interesse geortet. STP

Bürgermeister Stephan Schwarzmann: „Nach dieser Präsentation kann man sich gut vorstellen, wie es werden könnte.“   
Bürgermeister Stephan Schwarzmann: “Nach dieser Präsentation kann man sich gut vorstellen, wie es werden könnte.”
Arch. Gerald Schnell: „Wir sind überzeugt, dass Workation in Tourismusorten das Modell der Zukunft ist.“   
Arch. Gerald Schnell: “Wir sind überzeugt, dass Workation in Tourismusorten das Modell der Zukunft ist.”
Andrea Helbok: „Hinsichtlich Finanzierung haben wir mit heimischen Banken weitreichende Gespräche geführt und werden diese finalisieren, wenn die Varianten-Entscheidung gefallen ist.“
Andrea Helbok: “Hinsichtlich Finanzierung haben wir mit heimischen Banken weitreichende Gespräche geführt und werden diese finalisieren, wenn die Varianten-Entscheidung gefallen ist.”
Marie-Luise Dietrich: „In Gesprächen mit Unternehmern konnte ich feststellen, dass großes Interesse für das Workation-Modell besteht.“   
Marie-Luise Dietrich: “In Gesprächen mit Unternehmern konnte ich feststellen, dass großes Interesse für das Workation-Modell besteht.”