The American Dream „Vorarlberger Art“

Markt / 24.09.2024 • 14:15 Uhr
The American Dream „Vorarlberger Art“

Ein Monat USA macht etwas mit einem. Ich war dort, um mir Inspiration zu holen, vor allem beruflicher Natur. Was ich stattdessen bekommen habe, war ein anderer Mindset.

Zugegeben, die USA hat viele Probleme und die mag ich auch gar nicht schönreden: Das Gesundheitssystem ist keines, das ich mir für meine Kinder wünsche, die soziale Ungleichheit enorm und die politische Polarisierung noch stärker als bei uns. Um nur ein paar Herausforderungen anzusprechen. Aber: sie sind auch wirtschaftlich erfolgreicher. Ich beneide die Amerikaner aber gar nicht um den Erfolg per se, sondern um die Einstellung, die zu diesem Erfolg führt.

Die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär ist sicher eher ein Mythos als gängige Realität. Dennoch habe ich an keinem Ort bisher mehr Menschen getroffen, die ohne einen starken familiären und finanziellen Background aus bloßer eigener Kraft und Überzeugung so erfolgreich waren. Und auch die, die es noch nicht sind (aber es werden wollen), haben eines gemeinsam, das ich bei uns oftmals vermisse: eine grundpositive Einstellung, dass man Dinge einfach machen und schaffen kann – “let’s do it” – statt “scho ma mol”.

Ich mag in diesem Kommentar genauso wenig die USA schönreden wie Vorarlberg und Österreich schlecht machen. Hier im Ländle sind wir fleißig, arbeiten gewissenhaft und haben eine hohe Professionalität. Diese Eigenschaften werden international geschätzt. Gleichzeitig glaube ich, dass ein wenig amerikanische Einstellung sehr gut tut im Aufbrechen von alteingesessenen Strukturen, die mitverantwortlich für eine gewisse Trägheit sind. Zu dieser Trägheit gehört, z.B nach 60 Jahren S18-Diskussion immer noch kein wirkliches Ergebnis zu haben, weil man ja niemanden verärgern will. Oder die Illusion, dass der Staat für alles verantwortlich ist und Eigenverantwortung daher eher Mangelware ist.

Mir ist vollkommen bewusst, dass gesellschaftliche Prägungen hartnäckig sind und ein Wechsel zu einer leistungsbewussteren Gesellschaft schwierig ist. Und trotzdem glaube ich, dass man etwas dafür tun kann und tun muss. Da gäbe es Austauschprogramme für junge Menschen, Förderung von Unternehmertum und gesellschaftlicher Stolz für (unternehmerischen) Erfolg, anstatt Neid und Missgunst. Es gibt nicht umsonst das vielerorts vorherrschende Denken, dass Reiche etwas gestohlen haben müssen oder ihren Reichtum auf Kosten anderer erreicht haben, anstatt einfach die Leistung von Kreativen und Erfindern gelten zu lassen. Wenn wir dieses Umdenken schaffen, bin ich mir sicher: Unser wirtschaftliches Überleben sei damit gesichert.

Martin Ohneberg ist CEO der HENN Industrial Group, früherer IV-Präsident und sitzt im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen.