Skifahren in der Wüste: Vorarlberger Firma misst, ob dafür der Schnee reicht

Markt / 02.10.2024 • 17:50 Uhr
Trojena
Maßstäbe wolle man setzen im Bergtourismus – das Bild zeigt, wie Trojena schon bald aussehen wird.⇒Neom

Keine Utopie: Der reiche Wüstenstaat Saudi Arabien will das Unmögliche möglich machen: Skifahren in der Wüste. Die Daten zum Projekt ermitteln Geräte aus Vorarlberg.

Koblach, Trojena Es hört sich wie Fake-News an, doch es ist schon jetzt fast Realität. Saudi Arabien will Wintersportdestination werden und meint es damit ernst. Trojena ist der Name des ersten Skigebietes im arabischen Königreich. Es liegt im Zentrum der Sonderwirtschaftszone Neom, in der die Saudis nichts weniger als die Welt neu erschaffen wollen. Trojena ist 50 Kilometer von der Küste des Golfs von Aqaba entfernt, in einer Region, die durch eine Gebirgskette mit den höchsten Gipfeln Saudi-Arabiens auf etwa 2600 Metern gekennzeichnet ist. Dort hat es auch Schnee – manchmal: Im vergangenen Jahr waren es zirka zehn Zentimeter im Winter.

“Bergtourismus neu definiert”

Das hindert die Saudis nicht, ihre Wintersport-Pläne voranzutreiben. Das gesamte Projekt Neom soll mehr als 500 Milliarden Euro kosten und nach den Worten des politisch umstrittenen Kronprinzen Mohammed Bin Salman Ökologie, Ökonomie und überhaupt das Leben auf unserem Planeten neu definieren. Trojena ist eine von fünf Regionen, die jeweils andere Schwerpunkte (Wissenschaft, Wohnen, Wirtschaft etc.) haben. Neom im Norden Saudiarabiens ist etwa so groß wie Belgien. „Trojena wird den Bergtourismus für die Welt neu definieren, indem wir einen Ort schaffen, der auf den Prinzipien des Ökotourismus basiert“, so der Kronprinz.

Michael Sommer
Michael Sommer, Sommer Messtechnik: “Wir liefern Messgeräte n den Bereichen Hydrografie, Meteorologie, Abwasser, Industrie und Wasserwirtschaft sowie geotechnische Anwendungen in über 100 Staaten. Die Auftragslage ist sehr gut – man suche deshalb ständig nach engagierten Mitarbeitern. VN/sca

Nun nimmt das alpine Tourismusprojekt Formen an. Für einen wichtigen Part vertraut die Projektgesellschaft einer Koblacher Firma. Sommer Messtechnik ist in den Bereichen Hydrografie, Meteorologie, Abwasser, Industrie und Wasserwirtschaft sowie geotechnische Anwendungen weltweit eine Größe beschäftigt werden in Österreich 45 Mitarbeiter. In Trojena werden mit den Gerätschaften aus Koblach nun die Schneeverhältnisse gemessen, sie sind eine notwendige Grundlage für die Entwicklung der Pisten und später im Betrieb der Analyse des “weißen Rutschmittels”. Das Skigebiet wird beschneit, erklärt Michael Sommer im Gespräch mit den VN. Weil der Schneefall endlich ist, stammt das Wasser für den Schnee aus dem roten Meer, wird entsalzt und dann ins Wüstengebirge hochgepumpt – mit erneuerbarer Energie, wie die Projektbetreiber betonen.

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Beschneit wird dann an 15 Stellen. Dass das funktioniert ist für das Resort-Management eine ausgemachte Sache: 2026 soll das Gebiet eröffnet werden, 2029 finden in Trojena die Asian Wintergames statt und danach ist die Ausrichtung der Winter-Olympiade angedacht. Das Knowhow aus Vorarlberg ist weltweit gefragt. “Wir liefern unsere Messgeräte in über 100 Länder”, so Sommer. Neben den Schneemessgeräten, die jetzt in Saudi Arabien im Einsatz sind, – auch bei den Olympischen Spielen in Peking war Sommer Messtechnik vor Ort – entwickelt und produziert Summer Radartechnologie zur berührungslosen Bestimmung der Abflussmenge von Flüssen, mobile Abflussmessung in Bächen, Pegelmessungen und hochalpine Wetterstationen. 

Wetterstation Saudi Arabien
Die Wetterstation sind genau, liefern Daten in Echtzeit und trotzen dem Wetter.⇒Fa

Die Nachfrage wächst, das hängt natürlich auch mit dem Klimawandel zusammen. Deshalb sei man ständig auf der Suche nach Mitarbeitern, so der Firmenchef.