Wenn ein Güterzug drei Tage nach Wien braucht oder was sich die Industrie von der Politik wünscht

“Es ist Zeit für mutige Entscheidungen”: Industriellenvereinigung formuliert Forderungskatalog für künftige Landesregierung.
Lustenau Am Sonntag ist die Landtagswahl in Vorarlberg. Dabei entscheidet sich, welche Themen und Schwerpunkte die kommenden fünf Jahre an Gewicht bekommen. Die Industriellenvereinigung Vorarlberg hat ihren eigenen Katalog aufgestellt und sechs Punkte definiert, die aus ihrer Sicht essenziell für den Standort sind. „Wir befinden uns im dritten Jahr der Rezession, die Stimmung ist angespannt, die Aussichten sind verhalten, die Lohnstückkosten sind zu hoch. Unser Standort verliert an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit“, fasst IV-Präsident Elmar Hartmann Gründe zusammen, die Handlungsbedarf erfordern.
Weniger Bürokratie, mehr Infrastruktur
Insgesamt sind es 23 Forderungen, die die IV in sechs verschiedenen Themengebieten definiert hat. „Nichts Abstraktes, sondern Dinge, die im Land umsetzbar sind“, so Hartmann. Ein Thema ist etwa die Bürokratie. „Ein Hemmschuh“, wie Hartmann betont. Er fordert deshalb eine Amtsstelle für Entbürokratisierung, die Regeln auf ihre Sinnhaftigkeit hin überprüft, sowie eine digitale Verfahrensabwicklung.

Auch die Infrastruktur ist ein großes Thema. „Wir brauchen sowohl die S18 als auch eine Unterflurtrasse zwischen Bregenz und Lochau. Außerdem braucht es im Rheintal mehr Gleise. Denn während ein Personenzug derzeit sieben Stunden nach Wien braucht, benötigt ein Güterzug bis zu drei Tage, weil er Nachrang hat und teilweise nachts nicht fahren darf. Hier müssen sprichwörtlich die Weichen gestellt werden.“
Lehre in der Kinderbetreuung
Weitere Themen, so IV-Geschäftsführer Simon Kampl, sind die Senkung der Lohnnebenkosten um ein Prozent sowie ein Bodenfonds für Betriebsflächen. „Um die Personalsituation in der Kinderbetreuung zu verbessern, muss der Quereinstieg erleichtert und der Lehrberuf Kinderbetreuung eingeführt werden“, so Kampl weiter. Zudem soll das Modell der modularen Lehre ausgebaut werden, um schulisch schwächeren Jugendlichen mehr Chancen auf Teilqualifizierung zu ermöglichen, sowie forschungsstarken Fachhochschulen das Promotionsrecht erteilt werden.

Mut zu Unbequemen
„Vorarlberg steht an einem Wendepunkt. Es ist Zeit für einen Aufbruch. Wir müssen gestalten, nicht nur verwalten. Wir müssen mutige Entscheidungen treffen, auch wenn sie unbequem sind“, erklären Hartmann und Kampl. Den Forderungskatalog sehen sie dabei auch als Angebot an eine neue Landesregierung, gemeinsam dazu beizutragen.
Den Forderungskatalog: https://vorarlberg.iv.at/IV-News/IV-Vorarlberg-News/Massnahmenkatalog.pdf