Erholt sich die Wirtschaft? Wie die größten Vorarlberger Firmen die Zukunft sehen

Markt / 23.10.2024 • 11:03 Uhr
Die globale Konjunktureintrübung führte bei den Exporten zu einer Halbierung des Wachstums auf etwa drei Prozent und 154,5 Milliarden Euro.  rauch
Die aktuelle Wirtschaftslage sorgt auch in der Transportwirtschaft – ein Indikator für die gesamte Wirtschaft – für weniger Aufträge.

Geschäftsklima-Index der Industrie: So ist die Lage in den Betrieben und so soll der “Exportweltmeister” wieder an die Spitze kommen.

Lustenau Seit 2001 gibt es vierteljährlich den Geschäftsklima-Index der Vorarlberger Industrie und der ist auch zum Jahresende nicht positiv. In der jüngsten Umfrage, an der sich 34 Vorarlberger Unternehmen mit zusammen rund 24.000 Beschäftigten beteiligt haben, zeigt der Index mit einem Minus von 9,40 Punkten einen weiteren Absturz gegenüber dem letzten Quartal und damit eine weitere Eintrübung der wirtschaftlichen Stimmung im Land.

Die Umfrage lässt die Alarmglocken schrillen: Nur fünf Prozent der Unternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage als gut oder steigend, knapp 90 Prozent sehen den aktuellen Auftragsbestand als bestenfalls durchschnittlich oder schlecht an. Gleiches gilt für die Aufträge aus dem Ausland, die von 91 Prozent als höchstens durchschnittlich oder schlecht eingeschätzt werden. Klar ist, dass damit auch die Einschätzung der aktuellen Ertragslage. Sie wird nun von 49 Prozent der Unternehmen als schlecht oder rückläufig eingeschätzt. 

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Und es soll nicht besser werden: Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von 91 Prozent als unverändert, von sieben Prozent als schlechter und nur von zwei Prozent als besser als heute eingeschätzt. Die nun schon lange anhaltende Krise hat auch auf den Arbeitsmarkt Auswirkungen: 22 Prozent der Befragten sehen in drei Monaten weniger Beschäftigte, 78 Prozent gleich viele.

„Vorarlbergs größter Arbeitgeber ist die stark exportorientierte Industrie. Obwohl sie nach wie vor gut aufgestellt ist, kann sie sich von der internationalen Wirtschaftslage und den immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen im Land nicht abkoppeln“, sagt Simon Kampl, Geschäftsführer der IV Vorarlberg.

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IV-Präsident Elmar Hartmann und Geschäftsführer Simon Kampl stellten erst vor Kurzem ihre Forderung für den Standort Vorarlberg vor. IV

Bei den Branchenergebnissen steht das Flaggschiff der Vorarlberger Industrie, die Maschinen- und Metallindustrie, im Mittelpunkt. Acht von zehn Unternehmen der Maschinen- und Metallindustrie sehen die aktuelle Geschäftslage als unverändert an, ebenso neun von zehn, den Personalstand in drei Monaten sowie die Geschäftslage und Ertragslage in sechs Monaten. Ertragslage und Auftragsbestand sind derzeit für acht von zehn schlecht, 85 Prozent melden weniger Auslandsaufträge. 70 Prozent der an der IV-Umfrage teilnehmenden Branchenbetriebe fürchten in drei Monaten niedrigere Verkaufspreise.

Nur etwas optimistischer sind die Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, in der 58 Prozent der Befragten in drei Monaten höhere Verkaufspreise erwarten. Einen zarten Lichtblick gibt es in der Textilindustrie. Der Saldo bei den Auslandsaufträgen verbesserte sich von -70 auf -8 und bei der Ertragssituation in sechs Monaten von -49 auf 0. Die Beschäftigungslage in drei Monaten sehen 17 Prozent gleich, aber 83 Prozent schlechter.

Herausforderungen gibt es auch in der Elektro- und Elektronikindustrie, wo der Saldo bei den aktuellen Auslandsaufträgen von -8 auf -50 gefallen ist. Der klassische Frühindikator für die Wirtschaft, die Verpackungsindustrie, hat gar keine guten Nachrichten für den Beschäftigtenstand in drei Monaten. 32 Prozent der Befragten sehen sie unverändert, aber 68 Prozent erwarten weniger Beschäftigte.

Für IV-Geschäftsführer Kampl ist der aktuelle Geschäftsklima-Index ein klarer Auftrag, endlich die notwendigen Reformen umzusetzen. „Die bisherige Symptombekämpfung reicht längst nicht mehr aus, wir brauchen deshalb eine tiefgreifende Ursachenbekämpfung.” Die Botschaft, dass der Standort dringend neue Impulse braucht, sei mittlerweile auch in der Politik angekommen, so Kampl.