“Viele leiden oder scheitern an den Kreditvergaberichtlinien”

Remax-Immobilienpreisspiegel zeigt: Einfamilienhausmarkt in Vorarlberg am Boden. Verkäufe fallen auf Tiefstand. Kritik an der KIM-Verordnung.
Schwarzach Dass angesichts der herrschenden Immobilienpreise weniger Häuser den Besitzer wechseln, ist kaum überraschend. Schließlich liegt der typische Preis für ein Einfamilienhaus in Vorarlberg bei 700.000 Euro.
Deshalb ist auch im ersten Halbjahr 2024 der Markt weiter geschrumpft, wie Zahlen des Immobilienmaklers Remax zeigen.
Zum sechsten Mal in Folge stellen die Remax-Experten einen Rückgang bei den Vorarlberger Einfamilienhauskäufen fest. 111 Häuser und damit um neun weniger wechselten den Besitzer. Im Fünfjahresvergleich bedeute das einen Rückgang um 48,6 Prozent.
Verkaufswert sinkt
Auch der Umsatz schrumpft weiter: Nach dreistelligen Millionenwerten in den Jahren 2019, 2021 und 2022 gelang Vorarlberg 2023 nur mehr ein Verkaufswert von 90 Millionen Euro. 2024 folgte ein weiterer Rückgang um 10,7 Prozent auf 81 Millionen Euro, genauso viel wie zuletzt im Jahr 2015.
Lag im ersten Halbjahr 2023 der typische Einfamilienhauspreis mit 709.360 Euro noch so hoch wie nie zuvor in Vorarlberg, folgte heuer ein Preisdämpfer auf 694.760 Euro. Dabei liegt der Maximalpreis für das untere Preisviertel der Einfamilienhäuser bei 516.000 Euro. Im obersten Preisviertel liegt der Mindestpreis bei 870.000 Euro.
Bei den Bezirken schaffte Feldkirch die meisten Verkäufe. Die höchsten Preise werden indes im Bezirk Bregenz gezahlt.

Österreichweit wurden im Halbjahr 3840 Einfamilienhäuser verbüchert, das bedeutet ein Rückgang um 50 Stück. Dabei liegt der typische Preis bei 329.829 Euro nach 350.473 Euro vor einem Jahr.
Auswirkungen der KIM-Verordnung
Man sehe die Auswirkungen von Inflation, Zinsen und Kreditvergaberichtlinien (KIM-V). „Die Rechnung der Währungshüter, die Immobilienkonjunktur mit der KIM-Verordnung abzuwürgen, ist voll aufgegangen. Schon die Inflationsängste und die höheren Kreditzinsen hätten genug gebremst“, sagt Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer. Denn 2021 und 2022 seien noch 4763 und 4633 Einfamilienhäuser verkauft worden.

Für ihn müssen die Kreditvergaberichtlinien deshalb angepasst werden. „Die derzeitige Regelung stellt selbst Besserverdiener vor oft unüberwindbare Hürden, um sich in jungen Jahren Eigentum zu schaffen. Wir kennen die Herausforderungen und Sorgen derer, die unter den aktuellen Kreditvergaberichtlinien leiden oder jener, die daran auch scheitern“, erläutert Reikersdorfer.
Dennoch seien die sinkenden Preise auch eine Chance für Käufer. Das Einfamilienhaus-Angebot sei so groß wie schon lange nicht.