Diese potenziellen Mitarbeiter werden von Firmen viel zuwenig angesprochen

Markt / 30.10.2024 • 17:58 Uhr
Gruppenbild Dafür
Win-Win-Situation: Mitarbeiter, Unternehmer und Vertreter von “dafür” und Merlin haben “good times”. VN/sca

Berufliche Inklusion: Die Vorarlberger McDonald-Restaurants sind Vorreiter. Wie Firmen und Menschen mit Behinderung auf dem Weg begleitet werden und welche Vorteile alle davon haben.

Bürs Etliche Kunden im McDonalds Restaurant Hohenems waren indigniert, um es vorsichtig auszudrücken. Die Mitarbeiterin am Kaffee Counter machte zwar einen ausgezeichneten Cappuccino, doch sie redete nicht mit ihren Gästen. Was sie nicht wussten, klärte die Restaurantleitung auf: Die Mitarbeiterin ist taubstumm und stammt zudem aus der Ukraine. Gleich zwei Hürden für Mitarbeiterin, Arbeitgeber und die Gäste. “Wir haben die Kunden informiert, die Reaktionen waren durchaus positiv”, berichtet McDonalds-Franchisenehmer Loek Versluis über Inklusion am Arbeitsmarkt sowie die Förderung von Diversität und Chancengleichheit in Vorarlberger Unternehmen.

Vorteile für alle

In brandneuen Bürser Restaurant der Fastfood-Kette fand am Mittwoch ein Dialog- und Networkingveranstaltung mit der “dafür Unternehmens- und Personalberatung GmbH” mit Sitz in Hohenems statt, bei der Versluis über seine Erfahrungen und Beweggründe berichtete, Menschen mit Behinderungen anzustellen und die Mitarbeiter über ihre Eindrücke und die Arbeit an sich Auskunft gaben. Elisabeth arbeitet seit 20 Jahren im Restaurant in Rankweil, bedient Gäste, kümmert sich um die Infrastruktur und ist mit ihrem Arbeitsplatz ebenso zufrieden wie mit ihren Kollegen, wie sie erzählt. Und sie hatte bei der Veranstaltung live auch gleich Vorschläge zur Verbesserung des Workflows.Für Anton “ist es schon cool” im Team zu arbeiten. Er ist seit fünf Jahren in Bürs im Einsatz – mit kurzer Unterbrechung und Rückkehr.

Buddy für die Einsteiger

Loek Versluis, der anlässlich des kurzweiligen Events auch als Inklusionsbotschafter ausgezeichnet wurde, sieht sich beileibe nicht als Wohltäter. Es sei ein Gewinn für alle Beteiligten, ist er sich sicher. “Unser Ziel ist es, diese Mitarbeiter zu behalten”, sagt er und zählt den erschienenen Unternehmern auf, was sie von diesen Mitarbeitern bekommen: “Sie sind loyal, das Betriebsklima verändert sich positiv und der Selbstwert der Menschen mit Beeinträchtigung steigt”. Investieren muss man auch: Es sei wichtig, dass die Restaurantleiter das wollen, für die Arbeitnehmer mit Handicap gibt es bei McDonalds einen Jobcoach, “einen Buddy”, der von Anfang an begleite. Auch mit den Eltern des Mitarbeiters sowie den Experten von „dafür“ sei man in regelmäßigem Austausch.

Elisabeth und Loek
Elisabeth ist mit ihrem Chef Loek Versluis und ihrer Arbeit zufrieden. VN/Sca

Das Kompetenzzentrum „dafür“ fördert die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderung in Vorarlberg und bietet sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern umfassende Unterstützung durch professionelle Beratung. „Menschen mit Behinderungen, körperlichen oder gesundheitlichen Einschränkungen stehen bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz oft vor großen Herausforderungen. Loek Versluis und sein Team haben in diesem Bereich eine Vorreiterrolle eingenommen und zeigen eindrucksvoll, wie berufliche Inklusion in der Systemgastronomie erfolgreich umgesetzt werden kann“, so Simon Öhe, Geschäftsführer von „dafür“. Leistungen von “dafür” und dem Betriebsservice Vorarlberg, der von der Merlin Unternehmensberatung durchgeführt wird, ist übrigens kostenfrei.