Weniger Export, weniger Import: Aber neuer Handelsbilanz-Rekordüberschuss für Vorarlberg

Markt / 02.01.2025 • 12:03 Uhr
CHINA-ECONOMY
Die Exportwirtschaft des Landes muss mit den Herausforderungen am Weltmarkt fertig werden. Doch es gibt auch Märkte, die nicht schrumpfen, wie die aktuellen Außenhandelszahlen Vorarlbergs zeigen. AFP

Exportweltmeister Vorarlberg leidet unter den internationalen Verwerfungen der Wirtschaft. Die Exporte gingen im ersten Halbjahr 2024 zurück, aber auch die Importe zeigen ein Minus. Lichtblick ist ein Rekord-Handelsüberschuss.

Bregenz, Feldkirch – Das europäische Konjunkturtief hat Vorarlbergs exportorientierte Wirtschaft fest im Griff. Das zeigt ein Blick auf die Halbjahresbilanz des Außenhandels im Bundesland, welche am Donnerstag von Wirtschaftskammer und Land veröffentlicht wurde. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden Waren im Gesamtwert von 6,6 Milliarden Euro exportiert – der Wert der Importe betrug rund 4,6 Milliarden Euro. „Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzüberschuss von 1,9 Milliarden Euro, der höchste jemals gemessene Halbjahresüberschuss“, ringt Landeshauptmann Markus Wallner der schwierigen Situation eine positive Seite ab. Gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Marco Tittler und dem neuen Präsidenten der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Karlheinz Kopf, unterstreicht er deshalb die Widerstandsfähigkeit der heimischen Unternehmen.

Relativ gut geschlagen

Die Ursachen für den Rückgang sind hinlänglich bekannt – von explodierenden Energiepreisen bis Fachkräftemangel. Dennoch konnte sich die exportierende Wirtschaft im Großen und Ganzen relativ gut schlagen. Die Exporte schrumpften im ersten Halbjahr 2024 um 2,7 Prozent auf 6,6 Mrd. Euro, die Importe um 6,6 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro. Damit hat die Dynamik des exportseitigen Rückgangs etwas an Fahrt aufgenommen, im 1. Halbjahr 2023 betrug der Schwund -1,8 Prozent.

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Platz eins bei Überschussquote

Um aber wenigstens die allgemein herrschende Krisenstimmung etwas zu heben, betonen, Kopf, Wallner und Tittler, dass sich trotz Rückgängen beider Warenverkehrsrichtungen die aktuellen Ergebnisse im Ranking aller Vergleichszeiträume der Vorjahre an beachtlicher dritter Stelle finden. Die Vorarlberger Wirtschaft exportiert also deutlich mehr Güter als ins Land importiert werden. Im ersten Halbjahr 2024 lag das Exportvolumen um beinahe 42 Prozent über dem Importvolumen. “Das entspricht österreichweit dem ersten Platz bei der Überschussquote”, informiert der neue WKV-Präsident. Dennoch brauche es jetzt umso mehr Maßnahmen, um die heimische Exportwirtschaft anzukurbeln, bricht Kopf eine Lanze für das umstrittene EU-Mercosur-Freihandelsabkommen. “Es sendet ein starkes Signal an die Industrie, die sich nach zwei Jahren Rezession in einer tiefen Krise befindet.”

Außenhandel in 230 Regionen

Die Vorarlberger Wirtschaft unterhält aktive Außenhandelsbeziehungen mit rund 230 Destinationen und Regionen weltweit. Knapp 58 Prozent der Exporte und zwei Drittel aller Importe entfallen auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Dorthin wurden Waren im Wert von 3,8 Milliarden Euro exportiert (-7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt wurden Waren im Wert von 3,1 Milliarden Euro (-6,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr) aus EU-Ländern importiert. Unangefochten wichtigster Handelspartner Vorarlbergs bleibt Deutschland mit einem Anteil von 27 Prozent am Gesamtexportvolumen. Bei den USA, dem wichtigsten außereuropäischen Handelspartner, gab es dafür deutliche Zuwächse: Im ersten Halbjahr 2024 konnten Warenbewegungen im Wert von 418 Millionen Euro (+7,5 Prozent) bei den Exporten und 31 Millionen Euro (+7,4 Prozent) bei den Importen verzeichnet werden.