Der Schraubenkönig (89) übergibt das Zepter an Enkel

Der Unternehmer aus Baden-Württemberg hat aus einem Metallwarengeschäft mit einem Mitarbeiter einen Milliarden-Konzern mit fast 90.000 Mitarbeitern gemacht. In seinem Reich, zu dem auch große Vorarlberger Firmen gehören, haben Kinder und Enkel die Nachfolge angetreten.
Künzelsau, Höchst Was der Unternehmer Reinhold Würth aus dem elterlichen Zwei-Mann-Betrieb im hohenlohischen Künzelsau für einen Konzern formte, ist außergewöhnlich. Der Firmenpatriarch, der sich nie gescheut hat, öffentlichkeitswirksam seine Meinung zu Wirtschaftspolitik und Politik insgesamt kundzutun, hat mit 89 Jahren die Führung in den wichtigsten Bereichen der Firmengruppe an Familienmitglieder mit Jahresbeginn 2025 abgegeben. Er werde aber, so sagte er anlässlich der Bekanntgabe des Generationenwechsels am Stammsitz des Unternehmens, künftig die Position eines Ehrenvorsitzenden einnehmen und wahrscheinlich aus dem Hintergrund auch von Zeit zu Zeit „mitmeckern“.
Weltgrößtes Unternehmen in der Branche
Der Konzern mit Stammhaus im schwäbischen Künzelsau und einer der Firmenzentralen in Rorschach hat in 80 Ländern aktuell mehr als 88.000 Mitarbeitende in über 400 Gesellschaften mit über 2700 Niederlassungen. In Vorarlberg beschäftigt die Würth-Gruppe beim Beschlägehersteller Grass ca. 900 Mitarbeiter. Weitere rund 70 Mitarbeiter sind u. a. beim Röthner Fertigungsprofi Metzler über eine Tochtergesellschaft von Hahn & Kolb Werkzeuge GmbH beschäftigt.

Die Jahrzehnte prägende Führungsperson der Würth-Gruppe hat die Position des Stiftungsaufsichtsratsvorsitzes an Enkelsohn Benjamin Würth (43) übergeben. Benjamin Würth ist seit 25 Jahren im Unternehmen tätig und hat sich, so informiert das Unternehmen, umfangreiche nationale und internationale Berufserfahrung angeeignet.
Beirat der Gruppe neu
Der Beirat der Würth-Gruppe besteht aus neun, überwiegend familienfremden Mitgliedern. Den Vorsitz hat seit 2006 Bettina Würth (63), Tochter von Reinhold Würth, inne. Bettina Würth wird ihre Position des Beiratsvorsitzes an ihren Neffen Sebastian Würth (39) übertragen. Sebastian Würth ist seit 2012 im Unternehmen tätig und hat einen Master of Arts in „Family Entrepreneurship“. Bettina Würth ist bereits Mitglied des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe und wird Ehrenvorsitzende des Beirats der Würth-Gruppe.

Und auch im Geschäftsbereich Kunst- und Kulturaktivitäten in der Würth-Gruppe gibt es eine neue Führung. C. Sylvia Weber (63), die die Kulturaktivitäten führt, wird den Hauptteil ihrer Aufgaben auf Maria Würth (34), ebenfalls Enkelin von Reinhold Würth, übertragen. Sie hat einen Master of Arts in Kunstgeschichte der Uni Tübingen und bereitete sich seit 2018 für diese Aufgabe vor.
Kontinuum in Nachfolge
Diese drei Positionsveränderungen seien seit langer Zeit vorbereitet worden. Sowohl die Familie als auch das Unternehmen legen Wert auf ein Kontinuum in der Nachfolge, herangewachsen im Unternehmen. Dadurch sei eine absolut unspektakuläre Fortsetzung der gelebten Unternehmenskultur gewährleistet, betont das Unternehmen.

Enkel Benjamin Würth übernimmt das Unternehmen in einem schwierigen Jahr. Für 2024 wird ein leicht sinkender Umsatz erwartet, mit einem Minus von zwei Prozent im Vergleich zu 20,4 Milliarden Euro im Jahr 2023, wie er in einem Gespräch mit „Business Insider“ erklärte. Für 2024 rechnet der nun abgetretene Patriarch mit einem Rückgang des Vorsteuerergebnisses um 25 bis 30 Prozent.