Harder Ladenbauer vor Zäsur: Wie es nach 56 Jahren ohne den Gründer weitergeht

Markt / 06.02.2025 • 14:23 Uhr
Harder Ladenbauer vor Zäsur: Wie es nach 56 Jahren ohne den Gründer weitergeht
Innenarchitektin Kerstin Herre tritt in Joe Armellinis Fußstapfen und führt den über die Grenzen hinaus bekannten Ladenbauer weiter. VN/Steurer

Das Unternehmen zählt seit Ende der 60er-Jahre zu den besten Ladenbauern in Mitteleuropa – nun ändert sich das Unternehmen entscheidend – doch Entscheidendes bleibe gleich, so der Gründer bei seinem Abschied.

Hard 1969 wagte Josef Armellini den Schritt. Er machte sich mit seinem Bruder Albert, der Tischler gelernt hat, selbstständig. Und er hatte ein klares Ziel, eine Geschäftsidee, vor Augen. Der Handel änderte sich damals rasant, in den Geschäften wurden Regale für die Selbstbedienung aufgebaut. Dutzendware ohne Charme. Das wollte der technische Zeichner, der zuvor vier Jahre in einem Architekturbüro Erfahrungen gesammelt hat, ändern. Es so machen, wie er es in großen Städten schon gesehen hat.

Ruhestand nach 56 Jahren

Das hat funktioniert – Armellini Design hat sich zu einem der angesehensten Ladenbauer im DACH-Raum entwickelt, der vielen Shops ein unverwechselbares Gesicht gab. – mit Lösungen, die meist neu waren und sind, mit Tischlerhandwerk auf höchstem Niveau und Zuverlässigkeit, wie Joe aufzählt. Nach 56 Jahren gibt es nun eine Zäsur. Der inzwischen 85-jährige Unternehmer und seine Frau Elisabeth, die von Anfang an im Geschäft eine wichtige Rolle einnahm, gehen in den Ruhestand – nicht ohne das unternehmerische Erbe geregelt zu haben.

Armellini Strolz Lech
Was heute vom Computer erledigt wird, war vor einigen Jahrzehnten noch unmöglich: Joe Armellini ließ solche Planansichten (Strolz Lech) von einem Künstler pinseln. FA

In der Familie gibt es keine Nachfolge nach dem schmerzlichen Verlust von Sohn und Co-Geschäftsführer Bernd und mit der Pensionierung von Wolfgang Armellini, der im Unternehmen ebenfalls Geschäftsführer war. Die Enkel haben sich für andere Berufe entschieden. „Das Unternehmen wird von Innenarchitektin Kerstin Herre weitergeführt“, informiert er. Herre, die schon seit mehreren Jahren im Unternehmen arbeitet, kenne den Betrieb und die Erwartungen der Kunden. „Unser Anspruch an Qualität und Design sowie unsere gemeinsamen Werte bleiben dabei unverändert.

Umsetzung und Produktion werden weiterhin in enger Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnern realisiert“, versichern Armellini und Herre. „Wir haben das große Glück, dass uns die meisten Kunden vertrauen. Das bedeutet für mich als Innenarchitektin, dass ich mich voll und ganz in meiner Kreativität ausleben kann – so entstehen außergewöhnliche und erfolgreiche Projekte“, berichtet sie.

“Sauberer Abschluss”

„Es ist ein sauberer Abschluss, ich habe alles bezahlt“, sagt der Unternehmer aus Leidenschaft in seinem bereits besenreinen Büro. Auch die Kunden und Geschäftspartner, die ihn oft über Jahrzehnte begleitet haben, sind informiert.

Kjus Shop
Skistar Lasse Kjus vertraut bei seinen exklusiven Kjus Shops in St. Moritz und Zürich auf Qualität und Design aus Hard. FA/Lorenz

Dass Armellini Design – im Unternehmen waren zuletzt 25 Mitarbeiter in Planung und Fertigung beschäftigt – in der Folge die nobelsten Geschäfte ausstattet, war nicht abzusehen. Aufgewachsen ist er in der Harder Werksiedlung der damaligen Kammgarnspinnerei. Vater Emil, wie viele andere Harder aus dem Trentino zugewandert, war dort Arbeiter. Seine Familie konnte er allein mit dem Textilerlohn nicht ausreichend versorgen, er hielt sie mit Nebenbeschäftigen über Wasser. Eine harte Zeit, „ich war mit zehn Jahren schon Hütebub“, erzählt Armellini darüber. Geblieben ist ihm aus dieser Zeit sein Gerechtigkeitssinn, „das war mir immer wichtig“. Fairness, Kreativität und bestes Handwerk attestieren ihm Mitarbeiter und Geschäftspartner – das zeigt sich auch in den Büchern: „In den letzten zehn Jahren gab es nicht einen Kunden, der nicht bezahlt hätte.“  

Harder Ladenbauer vor Zäsur: Wie es nach 56 Jahren ohne den Gründer weitergeht
Herre und Armellini haben schon die vergangenen Jahre zusammengearbeitet – das bestärkt den Firmengründer und die nunmehrige Geschäftsführerin und Eigentümerin für die Zukunft. VN/Steurer

„Wir waren und sind für viele Kunden Ideenbringer“, die dem Geschäft ein individuelles Gesicht geben. „Ein echter Hit war die Einrichtung des Sportgeschäfts Strolz in Lech. Danach wurden wir mit Anfragen regelrecht zugeschüttet“, erinnert sich Joe. Ein Leitgedanke ist auch in Zukunft elementar: „Jede Ladeneinrichtung wird nur für einen Kunden entwickelt“, das gelte auch für Hotelinterieurs und Wohnräume, die ebenfalls zum Portfolio des Betriebs gehören.