“Strafzölle schaden letzten Endes immer allen Seiten”

Markt / 14.02.2025 • 10:49 Uhr
Markus Comploj
Markus Comploj ist Vorstandvorsitzende von Getzner, Mutter & Cie. und Sprecher der Vorarlberger
Industrie. FA

Die VN fragen den Industriellen Markus Comploj: Drei Fragen, drei Antworten zur Veränderung im der globalen Wirtschaft und zum Freihandel.

Die USA halten die Wirtschaft mit neuen Zöllen in Atem. Was bedeutet das für die Wirtschaft in Vorarlberg und auch global?

Die USA sind nach Deutschland und der Schweiz der drittgrößte Markt für die heimische Export-Wirtschaft. Strafzölle treffen unsere Betriebe. Es ist wichtig, dass die EU mit entsprechenden Antworten dagegenhalten kann, auf Augenhöhe verhandelt wird und eine ‚Win-win-Situation‘ erreicht wird. Jeder Eingriff dieser Art – nämlich einseitig Beschränkungen – vorzunehmen, schadet letzten Endes immer allen Seiten. Höhere Zölle bedeuten in der Regel höhere Preise für die Konsumentinnen und Konsumenten.

Der Freihandel und die verschiedenen Abkommen dazu werden von links und rechts kritisiert. Sind sie wirklich eine Gefahr für die nationalen Volkswirtschaften?

Protektionisten von links und rechts verfolgen eigene, meist kurzfristige politische Ziele. Ohne Freihandelsabkommen besteht jedoch Gefahr, vor allem für kleinere Länder, von erheblichen Wohlstandsverlusten für die Bevölkerung, wie wir aktuell ganz konkret in Großbritannien sehen. Wenn Parteien hierzulande diesen Wert und die Bedeutung des internationalen Handels für Österreich nicht erkennen, ist mit diesen auch kein Staat zu machen.

Wenn Sie zurückschauen auf die vergangenen Jahre – welche Bilanz kann man ziehen, gibt es Zahlen?

Österreichs Betriebe haben die Chancen des EU-Beitritts erfolgreich genutzt und sparen jährlich 2,7 bis 6,85 Milliarden Euro durch den Wegfall von Zollkontrollen und Wartezeiten. Österreich hat seine Exporte in die anderen EU-Mitgliedstaaten in den vergangenen 30 Jahren auf 137 Milliarden Euro vervierfacht. Die EU ist eine Zone von Stabilität und Frieden, wo Konflikte unter den Mitgliedsstaaten im Geiste der Zusammenarbeit ausgetragen werden. Wir brauchen als kleine Volkswirtschaft heute den internationalen Handel mehr denn je.