“Wer weiß bei Trump schon, ob morgen noch gilt, was heute geschrieben wird”

Markt / 22.08.2025 • 11:30 Uhr
Moderator Michael Grahammer (Partner BDO).  BDO

Finanzexperte Michael Grahammer zur aktuellen US-amerikanischen Außenhandels- bzw. Zollpolitik

Wie kommen die jüngsten Zollsätze der USA zustande?

Willkür und Machtspiel beschreibt es wohl am besten. Dass die Exporte der EU in die USA seit 7. August mit einem 15-prozentigen Zoll belegt werden, ist nicht neu. Dass dies auch manche österreichische Unternehmen trifft und da oder dort potenziell Arbeitsplätze gefährden kann, wissen wir mittlerweile auch. Und selbst der fragwürdige Zolltarif der Schweizer Exporte in die USA in Höhe von 39 Prozent war bei uns Gegenstand der Berichterstattung. In einer Art Zoll-Hokuspokus werden angeblich aus Handelsbilanzdefiziten mit einzelnen Ländern die Zolltarife abgeleitet; weitverbreitete US-Leistungsbilanzüberschüsse werden schlichtweg ignoriert.

Und wie kommt der hohe Schweizer Tarif zustande?

Nun – die Schweiz lieferte im vergangenen Jahr Waren im Wert von ca. 53 Mrd. Franken in die USA, bezog aber nur ca. 14 Mrd. Franken aus den USA. Dieses Defizit war offenbar ausschlaggebend für den Zolltarif von 39 Prozent. Von den Warenexporten entfiel ein großer Teil auf pharmazeutische Produkte sowie Uhren und Schmuck und die Maschinenindustrie. Der größte Anteil der Schweizer Ausfuhren – nämlich ca. 27 Prozent – entfällt allerdings auf Goldexporte. Allein von Juni 2024 bis Juni 2025 lieferte die Schweiz Gold im Wert von ca. 49 Mrd. Franken in die USA.

Und was haben die Schweizer Goldexporte mit den Arbeitsplätzen von Vorarlbergern zu tun?

Die Goldexporte haben damit einen maßgeblichen Anteil am Handelsbilanzüberschuss der Schweiz mit den USA. Dabei verarbeitet die Schweiz ja lediglich Gold aus anderen Ländern und liefert dieses hauptsächlich in die USA und nach London. Tatsächlich ist der Schweizer Wertschöpfungsanteil sehr gering. In der Trump’schen Arithmetik spielt das aber keine Rolle. Daher wird querbeet die Schweizer Industrie mit Strafzöllen von 39 Prozent überzogen, sodass auch in Grenznähe Arbeitsplätze gefährdet sind. Auch wenn die Goldexporte selbst ja vom Zoll ausgenommen sind. Aber wer weiß bei Trump schon, ob morgen noch gilt, was heute geschrieben wird…