Dieser ehemalige Vorarlberger Top-Manager erklärt Ruhestand zum Irrtum

Markt / 27.02.2025 • 11:58 Uhr
Dieser ehemalige Vorarlberger Top-Manager erklärt Ruhestand zum Irrtum

In seiner aktiven Zeit führte der Manager einen der größten Konzerne Österreichs – jetzt beschäftigt er sich mit großen Fragen, die jeden einzelnen und die Gesellschaft betreffen. Und rät: “Machen Sie das letzte Lebensdrittel zu Ihrer besten Zeit.”

Wien, Dornbirn Der Dornbirner Gerhard Drexel führte bis 31.Dezember 2020 eines der größten Unternehmen Österreichs, dem Handelskonzern Spar, mit damals 90.00 Mitarbeitern in Österreich und den Auslandsaktivitäten. Immer vor Augen hatte er während seiner 31-jährigen Vorstandstätigkeit (davon 20 Jahre als Vorstandsvorsitzender), dass zu diesem Termin Schluss mit seinem Berufsleben ist. Dass er dann tatsächlich in den Ruhestand tritt, war für ihn keine Option. Er hat ein Buch geschrieben, das beide Welten betrachtete: „Auf den Spirit kommt es an“ war ebenso die Erfolgsgeschichte von Spar im Kontext mit seiner Managementphilosophie,  „wie sich mit dem richtigen Spirit Mitarbeiter für den Weg zur Marktführerschaft motivieren lassen.“ Das Sachbuch ist schon jetzt ein Standardwerk für erfolgreiches Management.

Dieser ehemalige Vorarlberger Top-Manager erklärt Ruhestand zum Irrtum
Gerhard Drexel machte Spar zur Nummer eins im österreichischen Handel. Nun widmet er sich Themen wie Spirit Menschen und Firmen beflügelt oder ganz aktuell dem Thema Ruhestand. Fa

Doch nicht genug damit – der „junge Ruheständler“ hat in der Zwischenzeit auch eine Gastprofessur der Universität Innsbruck angenommen, die er mit großem Engagement auch ausfüllt. Nun veröffentlicht Drexel ein Plädoyer für Beschäftigung in der dritten Lebenshälfte, die gemeinhin mit Ruhestand und aus Sicht des Autors einfach falsch benannt ist. Dabei geht es dem ehemaligen Wirtschaftskapitän nicht um eine Verlängerung der Arbeitszeit, betont er im Gespräch mit den VN. Es gehe darum, die eigene Lebensqualität durch sinnstiftende Tätigkeit zu steigern – „das kann eine bezahlte Arbeit sein, ein ehrenamtliches Engagement oder Zeit mit den Enkeln sein, das ist für jede und jeden etwas anderes“. Die große Chance bestehe darin, „dass man ab dem Zeitpunkt der Pensionierung selbst bestimme, was man machen will“. Das mache nicht nur zufriedener, sondern wirke sich auch auf Gesundheit und Lebenserwartung aus. Permanente Unterforderung sei ungesund. Das sei nicht nur seine eigene Beobachtung, sondern auch durch Studien belegt. Der bekannte Mediziner und Theologe Johannes Huber spreche von einem „enormen Alterschub“, der dadurch drohe. „Wenn das Hirn nicht gefordert ist, degeneriert es“, stellt der Autor nüchtern fest.

Die silbernen Jahre

In seinem neuen Sachbuch, das ab sofort am Markt ist, nennt der Autor die Folgen, wenn man nicht mehr aktiv ist. Doch Belehrung ist nicht sein Ziel. Vielmehr macht er Lust darauf, diesen Lebensabschnitt mit Sinn zu füllen. „Die bisherige Dreiteilung des Lebens mit Ausbildung, Beruf und Ruhestand ist falsch“, schlussfolgert er und nennt den letzten Lebensabschnitt „die silbernen Jahre“. Bestätigung findet er dabei durch den berühmten Psychiaters Viktor Frankl, dessen Lehren in das Buch ebenso einfließen wie nüchterne, aber eben deshalb eindrückliche Fakten. Aber auch Gelehrte der Antike, wie der römische Philosoph Marcus Tullius Cicero, stellte vor über 2000 Jahren fest: „Wer sich im Alter keine Aufgaben gibt, gibt sich selbst auf.“

Drexel Irrtum Ruhestand
Gerhard Drexels so interessante wie lesenswerte Analyse der “Irrtums Ruhestand” ist ab sofort bei “Das Buch” im Messepark und im gut sortierten Buchhandel erhältlich. (ISBN: 978-3-99001-810-1). edition A

Dies umso mehr, so Drexel, da sich die Lebenserwartung dramatisch verbessert habe: „Seit 1950 ist sie um 17 Jahre gestiegen“, was sich nicht im Erwerbsleben niederschlage: „Sei Anfang der 1970er Jahre bleibt der Ruhestandseintritt mit 61 Jahren konstant.“ Dass das auch für die Gesellschaft ein Irrtum sei, sei klar: „Bis 2040 gibt es in Österreich 800.000 zusätzliche Über-65-jährige, aber um 240.000 weniger Menschen, die erwersbfähig sind“. Das gehe sich nicht aus, „da müssen die Politiker endlich ehrlich sein“, fordert Drexel in seiner Analyse in „Irrtum Ruhestand“. Botschaft des Buches insgesamt ist, die Aufforderung, aus dem dritten Lebensabschnitt eine persönliche Erfolgsgeschichte zu machen: „Das Motto ist: Ich muß nicht, ich darf arbeiten“.