Gerhard Fehr: “Wirtschaftspolitisch ist Trump ein Risiko”

Markt / 14.03.2025 • 14:44 Uhr
Österreich ist sicher nicht schlechter als andere Länder, aber wir müssen besser sein. Ein wichtiges Thema ist, dass wir zwar Daten zur Pandemie und den Maßnahmen haben, aber diese bislang nicht entsprechend auswerten. Wir müssen die Frage beanworten, wie man mit Lockdowns umgeht und daraus lernen, d. h. die Testinfrastruktur weiter ausrollen und jetzt auch die Impfinfrastruktur. Gerhard Fehr, Fehr Advice, Zürich und Wien
Gerhard Fehr ist angewandter Verhaltensökonom und Delegierter des Verwaltungsrats von FehrAdvice & Partners AG. FA

Die VN fragen den angewandten Verhaltensökonomen Gerhard Fehr: Drei Fragen, drei Antworten zu US-Präsident zu Donald Trump und seiner Wirtschaftspolitik.

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus. Doch kann er wirtschaftspolitisch überzeugen?

Trumps Wirtschaftspolitik folgt keiner klaren Strategie, sondern setzt auf kurzfristige Vorteile und medienwirksame Entscheidungen. Protektionistische Maßnahmen wie neue Strafzölle und massive Steuererleichterungen für Unternehmen sollen kurzfristig Wachstum bringen, sorgen aber für Unsicherheit auf den Märkten. Schon in den ersten 40 Tagen seiner zweiten Amtszeit gab es Kapitalabflüsse aus den US-Börsen und Investitionsstopps großer Konzerne.

Wie beurteilen Sie nach den ersten zwei Monaten die Wirtschaftskompetenz der Regierung Trump 2?

Wirtschaftspolitisch ist Trump ein Risiko. Märkte und Unternehmen brauchen Berechenbarkeit – doch genau das fehlt unter seiner Führung. Seine Strategie ist nicht auf nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der USA ausgelegt, sondern auf kurzfristige Popularität. Das wird ihm wirtschaftspolitisch und damit auch politisch bald zum Verhängnis werden.

Wie beurteilen Sie die verhandlungsstrategischen Geschicke von Donald Trump?

Trump sieht sich als brillanter Verhandler, doch seine Strategie basiert auf Druck, Maximalforderungen und Regelbrüchen. Das mag kurzfristig in bilateralen Verhandlungen Vorteile bringen, führt aber langfristig zu Vertrauensverlusten. Ein Beispiel: Während er Handelsabkommen wie USMCA neu verhandelte, zerstörte er gleichzeitig das Verhältnis zu europäischen und asiatischen Partnern. Auch innenpolitisch erschwert sein konfrontativer Stil nachhaltige Allianzen. Viele Republikaner stehen nur aus Opportunismus hinter ihm – nicht aus Überzeugung.