Gerhard Fehr: Populismus ist laut, aber oft wirkungslos

Markt / 18.04.2025 • 08:52 Uhr
Gerhard Fehr
Gerhard Fehr ist angewandter Verhaltensökonom und Delegierter des Verwaltungsrats von FehrAdvice & Partners AG. FA

Die VN fragen den angewandten Verhaltensökonomen Gerhard Fehr: Drei Fragen, drei Antworten zum von US-Präsident zu Donald Trump losgetretenen Handelskonflikt.

Was zeigen die ersten 100 Tage Trump über populistische Politik – und warum bleibt ihre Wirkung oft aus?

Trump benennt reale Probleme: Schulden, Migration, Handelskonflikte. Doch viele seiner Maßnahmen sind nicht nur wirkungslos, sondern extrem schädlich – vor allem für die USA selbst. Populistische Politik setzt auf einfache Botschaften, doch Komplexität lässt sich nicht wegkommentieren. Studien zeigen: Menschen unterstützen nur Maßnahmen, die effektiv und gerecht sind. Wenn das fehlt, bröckelt das Vertrauen – trotz starker Worte. Populismus ist laut, aber oft wirkungslos. Das zeigt sich in der Praxis.

Welche Lehren zieht Europa aus Trumps Wirtschaftspolitik – auch für Regionen wie Vorarlberg?

Erstens: Außenpolitische Unsicherheit trifft insbesondere exportstarke Regionen wie Vorarlberg. Zweitens: Populisten sind klassische Verschlimmbesserer – in der Regierung erzeugen sie Chaos statt Klarheit. Drittens: Die Verantwortung liegt jetzt bei den traditionellen Parteien. Sie müssen reale Probleme lösen – konkret, wirksam, nachvollziehbar. Trump zeigt, wie es nicht funktioniert: Viel Ankündigung, desaströse Wirkung – aufgrund von Inkompetenz. Das schwächt Vertrauen, Demokratie und Wirtschaft gleichermaßen.

Verliert Trump jetzt Rückhalt bei seinen Wählern?

Ja – und genau das ist das Eindrückliche an Demokratie. Trump verliert massiv an Zustimmung, vor allem bei den sogenannten „Independents“, also jenen, die 2024 für seinen Wahlsieg entscheidend waren. Bei dieser Gruppe verliert er 22 Prozentpunkte – besonders deutlich: minus 29 bei der Bewertung seiner Wirtschaftskompetenz. Hier war er bisher immer stark. Das ist ein historischer Einbruch. Wer Erwartungen weckt, muss liefern – auch Trump. Wenn Wirkung ausbleibt, folgt Abwendung. Auch Populismus ist nicht immun gegen enttäuschte Hoffnungen. Die Realität ist stärker als jede Rhetorik.