Paul muss Firma verlassen: “Was machst Du mir für ein Abschiedsgeschenk?”

Eine der größten sozialen Organisationen Vorarlbergs hat kürzlich einen rigiden Sparkurs angekündigt. Doch dass von der Organisation betreute Personen deshalb ihren geliebten Arbeitsplatz verlieren, hänge nicht damit zusammen.
Hörbranz, Götzis Paul arbeitet nur noch knapp einen Monat für das Unternehmen, das ihm wie ein Zuhause ist, wo er mit seinen Freunden und Kollegen zusammen einen guten Job macht. So sieht er das, so sieht es aber auch sein Arbeitgeber, der CEO des Wasch- und Reinigungsmittelspezialisten Planet Pure im Hörbranzer Eco Park, Rene Fitz. Der Geschäftsführer war vor den Kopf gestoßen, als ihm Paul vor wenigen Tagen die Frage stellte: “Was machst Du mir für ein Abschiedsgeschenk, ich bin nur noch bis Ende Mai da”. Paul ist einer von fünf Mitarbeitern, die beeinträchtigt sind.
“Nur ein Versehen”
Doch das sei nur ein Versehen gewesen, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführerin Michaela Wagner-Braito. “Da war der Paul schneller als wir”. Selbstverständlich hätte man Kontakt zu dem langjährigen Partner aufgenommen, jetzt sei bereits ein Gesprächstermin vereinbart worden. Bei Planet Pure sind vier Mitarbeiter im Jobkombi-Modell angestellt. Die Mitarbeiter sind bei der Lebenshilfe beschäftigt und werden an die Unternehmen verleast. Ein Erfolgsmodell, um beeinträchtitgen Menschen ermöglicht am “normalen” Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wie Wagner-Braito und Fachleute betonen und Rene Fitz bestätigen kann. Mit den Einsparungen, welche die Lebenshilfe wegen gekürzter Unterstützungsbeiträge des Landes vornehmen muss, haben die Veränderungen bei Planet Pure aber nichts zu tun. “Das ist nur zufällig zusammengefallen”, so Wagner-Braito. Man müsse im Bereich Fahrdienste Maßnahmen ergreifen, weil der finanzielle und personelle Aufwand dafür uns an die Grenzen bringen”, deshalb versuche man Wohn- und Arbeitsort der Klienten näher zusammenbringen.”

Betroffen davon sind bei Planet Pure laut Wagner-Braito zwei Mitarbeiter, die seit Jahren bei dem Unternehmen arbeiten und mit dem Taxi zu ihrer Arbeitsstätte gebracht werden, nun werden sie in Lebenshilfe-Werkstätten versetzt, die näher am Wohnort liegen. Die Veränderung sei mit den Familien der Klienten bereits besprochen. Mit Planet Pure wolle man auch in Zukunft zusammenarbeiten, es gebe nur einen Wechsel bei den Mitarbeitern, versucht die Lebenshilfe-Chefin Klienten und Planet Pure zu beruhigen. Doch Fitz geht es auch genau um die Mitarbeiter, die nun schon jahrelang im Team sind. “Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Beeinträchtigung sind ein wertvoller Teil unserer Familie. Die Vorstellung, das sie ab Juni nicht meh täglich mit uns lachen, arbeiten und wachsen können, fühlt sich an, als würde man einen Teil unseres Herzens entfernen”, so Fitz.
Suche nach guten Lösungen
Nicht nur aus menschlicher, auch aus unternehmerischer Sicht ist der Verlust der Mitarbeiter ein Einschnitt. “Wir haben die Arbeitsschritte über Jahre entwickelt und den Fähigkeiten angepasst”, betont auch der ehemalige Leiter der Lebenshilfe-Werkstätte im Eco Park Hörbranz, Karl Seeberger. Besonders praktisch seien auch die kurzen Wege, denn neben Planet Pure haben auch die anderen Unternehmen im Gewerbepark die Lebenshilfe-Klienten beschäftigt.

Natürlich sei auch ihm klar, dass bei der Lebenshilfe gespart werden muss, sagt Rene Fitz, doch er sei überzeugt, dass man in einem Gespräch gute Lösungen gefunden hätte, damit die langjährigen Kollegen im Betrieb weiterbeschäftigt werden können. “Unter den Mitarbeitern haben sich Freundschaften entwickelt, die nun auseinandergerissen werden. Das ist schrecklich und eine menschliche Tragödie”, so der Geschäftsführer, der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufruft, sich gemeinsam für nachhaltige Inklusionsmodelle einzusetzen”. Für Planet Pure ist klar: “Wir wollen auch weiterhin mit Menschen mit Beeinträchtigung zusammenarbeiten.” Lebenshilfe-Chefin Wagner-Braito optimistisch, dass die Gespräche Anfang Mai eine Klärung und eine weitere Kooperation ermöglichen.