Energiezukunft: “Die Vorarlberger Industrie ist Teil der Lösung”

Die hohen Energiepreise in Österreich bzw. der EU sind für die Industrie ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Statt einfach zu kritisieren haben die IV Vorarlberg und illwerke vkw den Ist-Zustand untersucht und Maßnahmen für die Zukunft formuliert.
Bregenz, Hohenems Der Sommerempfang der Industriellenvereinigung (siehe unten) ist nicht einfach ein gesellschaftlicher Anlass für Unternehmer und Manager, er ist traditionell auch Anlass, um wichtige industriepolitische Anliegen an die Öffentlichkeit zu bringen. Ein solches Anliegen, das den großen Unternehmen im Land das wirtschaftliche Tun schwer macht, sind die Energiepreise. Und die sind in Europa deutlich höher als etwa in Amerika und Asien. Ein klarer Wettbewerbsnachteil. Doch es gebe auch Vorteile, betont der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Elmar Hartmann, anlässlich der Veröffentlichung einer gemeinsam mit dem Vorarlberger Energiekonzern illwerke vkw durchgeführten und von Compass Lexecon, einem der weltweit führenden Wirtschaftsberatungsunternehmen, wissenschaftlich begleiteten Untersuchung zur “Energiezukunft Vorarlberg”.
Voraussetzung für Energiepolitik
“Die Studie schafft wichtige Voraussetzungen für energiepolitische Entscheidungen im Interesse der Vorarlberger Industrie und damit untrennbar verbunden der gesamten Bevölkerung und Wirtschaft Vorarlbergs”, unterstreicht illwerke vkw-Vorstandsvorsitzender Christof Germann die Relevanz der erhobenen Daten und den daraus abgeleiteten Forderungen und Maßnahmen. Die umfassende Analyse wurde in enger Zusammenarbeit mit 22 führenden Vorarlberger Industriebetrieben durchgeführt, die zusammen für mehr als 40 Prozent des industriellen Stromverbrauchs und über 60 Prozent des industriellen Erdgasverbrauchs im Land stehen – ein repräsentativer Querschnitt durch die industrielle Energielandschaft der Region.
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Für die Industrie seien die Ergebnisse wichtige Entscheidungshilfen, dabei gehe es auch darum, wo man sich ansiedle, wie man auch in Zukunft wettbewerbsfähig sei. Die Industrie im Land sei bereit für die Transformation, doch die Bedingungen müssen stimmen, so Hartmann. Damit dem so ist, braucht es auf allen Ebenen einen Konsens – in der EU, national und regional. Derzeit ist die Industrie der größte Energieverbraucher im Land, sowohl bei Strom als auch bei Gas. “Der Bedarf an elektrischer Energie wird bis 2040 um über 40 Prozent steigen, der Bedarf an Gas um 38 Prozent zurückgehen”, informiert Germann. Andere fossile Brennstoffe, also Erdöl, werden bis 2040 verschwinden.
Technologieoffenheit
Um die Transformation zu bewältigen, sei man auf alle Energieträger angewiesen, deshalb plädiert Industriechef Hartmann für Technologieoffenheit beim Umbau der europäischen Energiepolitik. Was auch illwerke vkw unterstützen und betonen, dass man bei der Versorgung mit Wärme auf jeden Fall auf die Industrie angewiesen sei. Deshalb gibt es auch ein Bekenntnis sowohl der Industrie als auch des Landesenergiekonzerns zu Initiativen wie dem Reststoffkraftwerk des größten Gasverbrauchers im Land, der Firma Rondo Ganahl. “Wir gehen in Vorarlberg einen pragmatischen Weg zur Energieautonomie 2050, der auf keinen Fall ideologisch getrieben sein soll.” Ziel ist es, Energie sicher, leistbar und erneuerbar zur Verfügung zu stellen, so Germann.

“Um unabhängiger von volatilen Weltmärkten zu werden, braucht es eine strategische Autonomie Europas und Österreichs”, fordert IV-Präsident Hartmann auf Basis der am Montag präsentierten Studie zur Energiezukunft. Das bedeute: Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, wo möglich; breite Diversifikation bei Partnern, Quellen und Energieträgern, wo nötig. “Unternehmen brauchen eine gemeinsame und verlässliche europäische Vision der Energiezukunft, die Orientierung gibt und langfristige Planungssicherheit gewährleistet.”
Einheitliche Standards in Europa
Da Europa – und insbesondere Österreich – bei den Energiepreisen global gesehen im Nachteil ist, sei es umso wichtiger, innerhalb der EU einheitliche Standards und Wettbewerbsbedingungen zu schaffen – statt nationaler Sonderwege und zusätzlicher Belastungen. “Wenn uns die EU Klimaneutralität bis 2050 vorgibt, muss Österreich nicht um zehn Jahre früher vorpreschen und heimische Betriebe unter Druck setzen”, so Hartmann. Es braucht europäische Koordination statt nationalem “Gold-Plating” – d. h., ein Staat erlässt strengere nationale Vorschriften, als sie von der EU gefordert werden.

Effiziente Behördenprozesse seien dafür unerlässlich: “Es darf nicht sein, dass Unternehmen mutige Investitionen tätigen und selbst Lösungen entwickeln – etwa im Bereich Reststoffverwertung – und letztlich an den eigenen Behörden scheitern.”