Blum-Chefs warnen: „Standort Europa verliert an Attraktivität“

Umsatz steigt wieder, Euphorie wird aber aufgrund vieler Herausforderungen gebremst.
Höchst Nach zwei Jahren mit rückläufigen Umsätzen hat der Vorarlberger Beschlägehersteller Blum im Wirtschaftsjahr 2024/25 den Turnaround geschafft. Der Umsatz stieg um 6,3 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro. Die Geschäftsführer Martin und Philipp Blum zeigen sich zufrieden und sprechen von “Rückenwind”.

Wachstum auf zwei Säulen
Das Plus basiert auf zwei Faktoren: Zum einen konnten die Verkaufsmengen in allen Produktgruppen gesteigert werden. Zum anderen ist die Tochtergesellschaft Van Hoecke, ein belgischer Möbelkomponentenhersteller, erstmals in den Umsatz integriert. Auch aus den Märkten kommen positive Signale: Besonders gut lief es in den USA, Osteuropa und der Asien-Pazifik-Region. In Deutschland zeichne sich eine allmähliche Erholung ab. Herausfordernd bleibe hingegen China. “Dort spüren wir die Zurückhaltung der Konsumenten und die Unsicherheit am Immobilienmarkt”, so Philipp Blum.

Globale Unsicherheiten belasten
Von Euphorie sind die Blum-Geschäftsführer jedoch weit entfernt. Die weltweiten Unsicherheiten und das fragile Marktumfeld werfen Schatten auf die Entwicklung. “Die Welt befindet sich am Scheideweg – und Blum ist ein globales Unternehmen. Wir verkaufen unsere Produkte in 120 Länder.” Rund 55 Prozent des Umsatzes wird außerhalb der EU erwirtschaftet.

Dank internationaler Tochtergesellschaften und Produktionsstandorte, etwa in den USA oder China, verfüge man über gewisse Flexibilität. Dennoch beobachte man mit Sorge, wie die Attraktivität des Standorts Europa – und auch Österreichs – leide. “Regulierungen und Vorschriften sind bei uns deutlich umfassender als in anderen Weltregionen”, kritisiert Martin Blum.

„Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht“
Ein Beispiel dafür sei das EU-Emissionshandelssystem (ETS) in Verbindung mit der CBAM-Verordnung, die ab 2026 vollständig gilt. Diese betrifft unter anderem Stahlimporte aus Ländern mit niedrigeren Umweltstandards. Fertigprodukte wie Beschläge aus Stahl seien allerdings nicht erfasst. “Das ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht – es führt zu Wettbewerbsverzerrungen und begünstigt Hersteller aus China, die ihre Produkte dadurch deutlich günstiger anbieten können.”

Appell an die Politik
Von der Politik fordern die Geschäftsführer Reformen. Die EU verliere sich in Details, statt das große Ganze zu sehen. In Österreich orten sie eine “Politik der kleinen Schritte”. Man tue oft so, als könne man eigene Spielregeln schaffen – dabei müssten heimische Unternehmen international bestehen. “Seit 2019 sind unsere Lohnstückkosten um 30 Prozent gestiegen – profitiert hat davon einzig der Staat”, kritisiert Philipp Blum.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.
Die Kostenstruktur setze Unternehmen zunehmend unter Druck. “Das Verhältnis zwischen Umsatz und Kosten ist längst nicht mehr gesund”, betonen die Geschäftsführer. Zwar könnte man in anderen Ländern günstiger produzieren, doch die hochspezialisierten Anlagen seien nicht ohne Weiteres verlegbar – und das wolle man auch nicht. “Es ist uns ein großes Anliegen, unsere Werke im Land zukunftsfit zu halten.”

Mitarbeiterzahl wächst wieder
Blum beschäftigt weltweit 9846 Mitarbeiter, davon 6732 in Vorarlberg. Nachdem man, so Martin Blum, die letzten zwei Jahre die natürliche Fluktuation wirken ließ, habe man nun im Land wieder neue Mitarbeiter eingestellt. Investiert wurden im Wirtschaftsjahr 2024/25 rund 185 Millionen Euro. Mit 137 Millionen der größte Teil floss in die Werke 2 (Höchst) und 4 (Bregenz) nach Vorarlberg.
Die Blum-Geschäftsführer erwarten sich nun konkrete Schritte von der Politik. Man müsse dringend daran arbeiten, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa nicht weiter zu schwächen.
Julius Blum GmbH
Produktionsstandorte: 8 Werke in Vorarlberg, weitere in USA, Brasilien, Polen und China Mitarbeitende: weltweit 9846, in Vorarlberg 6732
Umsatz im Wirtschaftsjahr 2024/2025: 2241,48 Mill. Euro
Auslandsumsatz: 98 %
Tochtergesellschaften bzw. Repräsentanzen: 34
Weltweit belieferte Märkte: über 120