“Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon”

Markt / HEUTE • 16:21 Uhr
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Fachmessen wie die Tech.con bieten mit entsprechend anspruchsvollem Programm große Möglichkeiten, z. B. zum fachlichen Austausch und zum Netzwerken. FA

Sind Messen heutzutage und in Zukunft noch attraktiv? Wie müssen sie sich ausrichten, um Publikum anzuziehen? Wie nutzt man die oft großen Areale für andere Zwecke. Diese Fragen beschäftigen auch die Dornbirner Messe, die sich für die Zukunft aufstellen will.

Dornbirn Die Messebranche hat sich nach den Corona-Wirren wieder erholt, das zeigen Zuwächse. Doch die gibt es im Großen und Ganzen nur für Fachmessen – Publikumsmessen müssen sich neu erfinden, um wieder mehr Menschen anzulocken. Doch die Besucherzahlen, so der neue Geschäftsführer der Dornbirner Messe, Nilly Nail, “die Zeiten, wo Besucherrekorde zählten, sind nicht mehr der Maßstab.” Maßstab seien, so Nail, die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Aussteller – will heißen, wie viele Kontakte, wie viele Geschäftsanbahnungen auf einer Messe erfolgten. “Eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung”, so Nail, der anlässlich seiner Vorstellung als neuer Messe-Chef seine in rund 30 Berufsjahren gesammelten Erfahrungen und Erfolge im Messe- und Veranstaltungsgeschäft aufzählte.

Einstimme Entscheidung

Sie gaben schließlich den Ausschlag, dass der Niederösterreicher mit steirisch-arabischen Wurzeln jetzt die Dornbirner Messe in eine hoffentlich gedeihliche Zukunft führen soll, wie der Aufsichtsratschef der Messe Dornbirn, Martin Dechant, ausführt: Über 50 Bewerbungen aus dem In- und Ausland galt es bei Hearings für die Neubesetzung der Geschäftsführung zu sondieren, informierte Dechant, schließlich fiel die Wahl einstimmig auf Nail. Bedingung: Der neue Geschäftsführer sollte auch seinen Lebensmittelpunkt nach Vorarlberg verlegen und “er und das Team der Messe haben den Auftrag, ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept für die Messe Dornbirn zu erstellen. Dabei soll nicht alles neu werden, allerdings alles Bestehende genau analysiert und hinterfragt werden”, so Dechant.

Nilly Nail, Martin Dechant
Geschäftsführer der Messe, Nilly Nail, und Aufsichtsratschef Martin Dechant stehen vor der Aufgabe, die Messe Dornbirn auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis für die Zukunft zu stellen. FA

Im Frühjahr soll das Zukunftskonzept für den Messestandort vorliegen. Die Eckpunkte sind gesetzt: Es brauche eine hybride Ausrichtung auf die Schwerpunkte Messe, Ausstellung bzw. Veranstaltungen und Sport und wie damit das 34.000 Quadratmeter große Areal mit 15.000 Quadratmeter Hallenfläche und 18.000 Quadratmeter Freigelände ausgelastet wird – und das mit einem Fokus auf die Wirtschaftlichkeit. Schließlich müssen die Hauptgesellschafter in Zeiten knapper Mittel jeden Cent umdrehen, der ausgegeben wird.

“Guter Standort”

Nilly Nail sieht jedenfalls eine gute Basis, dass ihm dies zusammen mit einem guten und motivierten Team gelingen werde. “Ich bin überzeugt von der Standortqualität in der Drei- bzw. Vierländerregion mit guten Verkehrsanbindungen und einer starken Wirtschaft”, so der Messeprofi, der auch sagt, “die Messe Dornbirn wurde bisher unter Wert geschlagen”, was er nun ändern wolle.

Nischen finden

Vorderhand mit neuen Formaten in Richtung Fach- und Kongressmessen, neuen Akzenten im B2B-Bereich, ohne dabei auf die Attraktivierung der Publikumsmessen zu vergessen. Er sei guter Dinge, dass das gelingen werde, da man eine starke Hightech-Industrie in der Region habe. Die bereits vorhandenen Fachmessen wie Tech.con und die Com:bau bieten, da ist sich Nail sicher, noch weiteres Potenzial. Und nach Analyse sei er überzeugt, dass “Nischen gefunden werden, die wir besetzen können”. Messen, das zeige auch die Entwicklung der Branche, haben einen Vorteil gegenüber anderen Präsentationen, und das ist der persönliche Kontakt, das direkte Gespräch und die physisch vorhandenen Produkte. Dies mit digitalen Synergien zu verknüpfen, gehört ebenso zu den Aufgaben wie eben die Publikumsmessen Schau und Herbstmesse auf ein neues Niveau zu heben. Genug Arbeit also für den neuen Messe-Geschäftsführer und sein Team: “Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon”, ist sich der seit 1. Oktober tätige Messe-Geschäftsführer sicher.

"Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon"
Eine besondere Aufgabe ist es, die Publikumsmessen Schau und Herbstmesse zu attraktivieren. VN/Steurer