Markus Comploj: “Wir haben ein Ausgabenproblem”

Die VN fragen den Unternehmer und Sprecher der Vorarlberger Industrie, Markus Comploj: Drei Fragen, drei Antworten zur Konjunkturentwicklung, Löhnen und Produktionskosten.
Die Wirtschaftsinstitute sagen ein Ende der Rezession voraus – heißt das, dass auch die Industrie in Vorarlberg wieder einen Aufwärtstrend spürt?
Ein Ende der gesamtwirtschaftlichen Rezession wird zwar gesehen, aber für die Vorarlberger Industrie bedeutet das noch keine schnelle oder breite Rückkehr zu normaler Dynamik. Ein Ende der Rezession wünschen wir uns alle. In Wahrheit sind Vorhersagen über sechs Monate hinaus in der aktuellen Gemengelage nicht seriös möglich. Innerhalb des nächsten halben Jahres sehen wir in der Industrie noch keinen echten Trend nach oben.
Die Metaller haben mit ihrem KV-Vertrag einen maßvollen Gehaltsanstieg vereinbart – ist das ein Maßstab für andere Industriezweige?
Die Metaller-KV-Verhandler haben den Weg vorgezeigt. Maßhalten ist nun auch in den anderen Branchen die Devise, und das auch über einen längeren Zeitraum. Wir müssen die Lohn-Preis-Spiralen vermeiden. Das gilt für alle anderen auch. Wichtig ist, dass Tarifabschlüsse die Wettbewerbsfähigkeit nicht über Gebühr belasten. Erst wenn diese wiederhergestellt ist, gibt es wieder eine Chance, mehr zu verteilen!
Was braucht es, um die hohen Produktionskosten insgesamt wieder auf ein vergleichbares Niveau wie an anderen Standorten zu erreichen?
Das ist eine längerfristige Herausforderung für uns alle. Jedenfalls keine neuen Steuern in welcher Form auch immer. Vielmehr braucht es ein Bündel aus kurzfristigen Entlastungen, mittelfristigen Strukturreformen und unternehmensseitigen Produktivitätsinvestitionen. Es gilt weiterhin, aktuell nur verschärft: Wir haben kein Einnahmenproblem, wir haben ein Ausgabenproblem! Daher muss der Staatsanteil deutlich gesenkt werden.