Metaller-KV: “Ergebnis ist besonders bemerkenswert”

Michael Grahammer über einen aus seiner Sicht sehr umsichtigen Gehaltsabschluss.
Was zeichnet den Kollektivvertragsabschluss der Metaller aus?
Neben der ungewöhnlich schnellen Einigung der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der ersten Verhandlungsrunde ist das Ergebnis besonders bemerkenswert. Mit einer Anhebung der Ist-Löhne um 1,41 % für 2026 und 1,9 % für das Folgejahr sowie Einmalzahlungen von 1000 Euro pro Jahr liegt der Abschluss voraussichtlich unter der Inflationsrate für das laufende Jahr und wirkt auch mittelfristig dämpfend für die Personalkosten der Metallbranche mit über 200.000 Beschäftigten. Dass dabei Gewerkschaftsvertreter den sehr umsichtigen Abschluss mit dem Erfordernis der Stärkung des Industriestandorts begründen, zeugt von einem außergewöhnlichen Verantwortungsbewusstsein.
Weshalb ist dieser Abschluss gerade jetzt so wichtig?
Die österreichische Wirtschaft befindet sich aktuell auf einem bedenklichen Weg und unser aller Wohlstand ist erheblich gefährdet. Wir wachsen – wenn überhaupt – deutlich unter dem Durchschnitt der EU, gleichzeitig lag die Inflation mit über 4 % im August im Spitzenfeld der EU-Länder und die Verschuldung galoppiert davon. Während das Budget ein Defizit von 18 Mrd. Euro für 2025 vorsieht, lag die Neuverschuldung bereits im Juli bei 16 Mrd. Euro. Wir benötigen also moderate Lohnabschlüsse, um die Inflation nicht weiter anzutreiben und die Produktivität der Industrie, die einen wesentlichen Teil unserer Arbeitsplätze sichert und Steuern zahlt, nicht weiter zu untergraben. Und wir benötigen Menschen, die in erster Linie an Österreich statt an ihr Standing vor der eigenen Klientel denken.
Macht dieses Beispiel nun Schule in anderen Branchen?
Das bleibt zu hoffen. Die Metallgewerkschafter haben uns jedenfalls gelehrt, dass es in schwierigen Zeiten keine roten Linien oder Denkverbote für Kompromisse im Sinne des Landes geben darf. Genau das sollte nicht nur für andere Branchen oder die Beamten, sondern im Besonderen auch für die Konsensfähigkeit und Weitsicht der Funktionäre und Politiker aller Couleurs gelten. Wenn das nicht geschieht, laufen wir Gefahr, dass die Metallgewerkschafter am Ende die Dummen sind und unpopuläre, aber notwendige Lösungen sowie strukturelle Veränderungen kaum mehr möglich sind.