Börsentipp: Wird die Wirtschaft wieder regional?

Experte Stefan Bruckbauer über die globalisierte Weltwirtschaft und deren Herausforderungen.
Wien Vieles deutete zuletzt auf ein Ende der globalisierten Weltwirtschaft hin. Beginnend mit dem Wunsch nach regionalen Lieferanten in der Pandemie, über Aspekte der Versorgungssicherheit bis hin zur Dekarbonisierung. Zuletzt haben die Maßnahmen der USA deutlich Sand ins Getriebe der Globalisierung gestreut.
Dazu passt, dass der globale Warenhandel seit der Finanzkrise 2008 langsamer wächst als die Weltwirtschaft, der Anteil des Handelsvolumens an der Weltwirtschaft ging von 25 Prozent 2008 auf zuletzt 22 Prozent zurück.
Allerdings übersieht man dabei, dass sich die Globalisierung, so wie die Wirtschaft generell, von Gütern in Richtung Dienstleistungen entwickelt, und dies gilt auch für die Globalisierung. Denn während die Weltwirtschaft in den letzten 20 Jahren nominell in USD jährlich rund 3,5 Prozent und der Warenhandel jährlich lediglich mit etwa 2,5 Prozent wuchs, legte der internationale Handel mit Dienstleistungen fast 5 Prozent zu, der Anteil an der Weltwirtschaft stieg damit von 6,3 Prozent auf heute 8 Prozent.
Machte der globale Dienstleistungshandel in den 1980er-Jahren lediglich 15 Prozent des weltweiten Handels aus, stieg der Anteil auf 20 Prozent zu Beginn der 2010er-Jahre und liegt heute bei 27 Prozent. Besonders dynamisch zeigte sich dabei der Handel mit IT-Dienstleistungen, sie stiegen seit 2008 jährlich um 8,5 Prozent.
Anders, als man vielleicht vermuten möchte, konnte sich die EU in diesem Strukturwandel bisher relativ gut behaupten. Der Export von Dienstleistungen erhöhte sich von 5 Prozent auf 8 Prozent des BIP und macht heute fast ein Drittel des internationalen Handels der EU aus. Besonders dynamisch waren dabei Dienstleistungsexporte im Bereich der Telekommunikation bzw. IT, sie vervierfachten sich fast, aber auch Erträge aus dem Export von geistigem Eigentum verdreifachten sich.
Und die EU hat im Außenhandel mit Dienstleistungen auch einen dreimal so hohen Überschuss wie im Handel mit Gütern, fast 1 Prozent des BIP. Allerdings trägt das kleine Irland mit gerade mal 3,4 Prozent Anteil am EU-BIP fast ein Drittel des Exports und ein Fünftel des Überschusses.
Aber auch Österreichs Anteil am Dienstleistungsexport der EU liegt mit 6 Prozent doppelt so hoch wie der BIP-Anteil, wesentlich getragen natürlich durch den Tourismus. Wermutstropfen ist allerdings, dass die EU im Dienstleistungshandel mit den USA ein deutliches Minus von 1 Prozent des BIP hat, was ausschließlich auf die Bezahlung von Lizenzen für geistiges Eigentum zurückzuführen ist, also den derzeit dynamischsten Bereich der Weltwirtschaft.