“Ich muss immer Quatsch machen”

Seit über einem Vierteljahrhundert ist Helge Schneider als Musikclown erfolgreich.
Wien, Mühlheim, Main Als Helge Schneider „Katzeklo“ schrieb, hatte er seinen Kater Fritz vor Augen. 1994 wurde Helge Schneider durch einen TV-Auftritt als „singende Herrentorte“ bei Wetten, dass..? einem Millionenpublikum bekannt und „Katzeklo“ schaffte es in die deutschen Charts.
Als „Komiker. Komponist. Musiker. Entertainer. Buchautor. Filmemacher. Multiinstrumentalist. Schauspieler“ beschreibt sich Schneider in einer handgeschriebenen Ein-Seiten-Biografie auf seiner Homepage. Weniger wäre auch untertrieben. Schneider schrieb Krimis wie „Das scharlachrote Kampfhuhn – Kommissar Schneiders letzter Fall“. Er komponierte das Musical „Mendy – das Wusical“. Er drehte Filme wie „Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem“ und spielte selbst darin mit.
Durch Corona ausgebremst
Seine Bühnenprogramme tragen schräge Titel: „Die Wiederkehr des blaugrünen Smaragdkäfers“, im Frühjahr nach 20 Aufführungen beendet durch Corona. Auftritte, bei denen er „nur“ Musik macht, kann er nicht. „Ich muss immer irgendeinen Quatsch machen, das kommt dann einfach dazu“, sagt er in einem Interview der dpa. Ihm sei sehr wichtig, dass „das kindliche Gemüt, was ich auf der Bühne entfalte, nicht zerstört wird.“ Auch im wirklichen Leben schleppe er es immer „irgendwo“ mit.
Schneider wurde in Mülheim geboren, sein Vater arbeitete bei der Post. „Die Schule war für ihn kein Hindernis. Er machte weder Abitur noch ähnliches“, schreibt er über sich. Seine Begabung am Klavier bringt ihn schon 1972 ans Konservatorium Duisburg, er brach aber nach zwei Semestern ab.
Auch Cello lernte er als Kind ein paar Jahre lang. „Ich war sehr talentiert als Cellist.“ Eines Tages sei er zu seinem Lehrer gegangen und habe gesagt: „Ich will Blues- und Rockgitarrist werden.“ Als er dem Lehrer dann etwas auf einer E-Gitarre vorgespielt habe, sei der „total fertig“ gewesen. „Er sagte: „Da kann ich nicht gegen an. Das verstehe ich nicht.“ Das war das Aus für den Unterricht. Es war wirklich traurig.“ Ausbildungen zum Bauzeichner und Landschaftsgärtner brach er ab. Zeitweise arbeitete er auch als Straßenfeger. Mit verschiedenen Gruppen machte er Musik, ab 1977 ist er ausschließlich als Musiker unterwegs.
Neues Album
Seitdem ist viel passiert. Mit vier Frauen hat er sechs Kinder. Rund 20 Alben hat er bisher veröffentlicht. Das neueste, „Mama“, erscheint heute, Freitag: 14 Stücke, einmal quer durch den weiten Schneider‘schen Musikkosmos: Ein Westernsong ist dabei („Der müde Reiter“), ein Arbeiterlied („Der Boss“) und auch eine durchgeknallte Klang-Sprechcollage über das „ayurvedische Massagezentrum Lotusblüte“ in Paderborn („Die neue Mode“). In „Petes Raumpatrouille“ greift er das musikalische Thema der Science-Fiction-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ auf. Alle Instrumente spielt er selbst.
„Diesmal habe ich ganz komplett alles selbst gemacht: aufgenommen, gespielt, gemixt, nur dann abgegeben zum Mastern“, erzählt Schneider. Zwei 16-Kanal-Aufnahmegeräte hat er in seiner großen Mülheimer Wohnung stehen. In einer Nische ist ein kleines Studio mit schalldichten Wänden und Glasscheiben eingebaut. Schneider, der Unermüdliche – nach dem Album ist vor dem nächsten: „Ich habe oben einen Konzertflügel stehen und schon ein bisschen aufgenommen, um zu gucken, wie das klingt. Und das klingt super – das wird meine nächste Platte. Eine Klavierplatte, improvisiert, solo, ohne Quatsch, nur Musik. Das gab‘s noch nicht.“