Am Schluss braucht es immer drei Gewinner

Menschen / 20.12.2020 • 09:00 Uhr
Am Schluss braucht es immer drei Gewinner
Peter und Gertrude Müller waren 32 Jahre das Herz und die Seele der Geschäftsstelle Rankweil. VN/PAULITSCH

32 Jahre leitete Peter Müller die Geschäftsstelle von Russmedia in Rankweil

Rankweil Eines Tages kam seine Frau auf ihn zu, der Göfner Gerhard Siebmacher habe sie angesprochen. “Er wollte wissen, ob ich nicht einmal was anderes verkaufen will als Bananen”, erinnert sich Peter Müller auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage zurück. Siebmacher war auf der Suche nach einen Nachfolger und glaubte, in dem Lustenauer den geeigneten Kandidaten gefunden zu haben. Und tatsächlich, mit 1. Jänner 1989 übernahm Müller die Rankweiler Geschäftsstelle des Vorarlberger Medienhauses.

Dass Müller immer ein “Schafferer” war, zeichnete sich bereits in der Schule ab. Die kaufmännische Lehre absolvierte der heute 62-Jährige bei Sutterlüty. Als ihn die Anfrage Siebmachers erreichte, leitete er den Superspar in Hohenems. Genau 100 Monate arbeitete er im Spar im Herrenried, lernte hier auch seine Frau Gertrude kennen. Da bei ihrem Arbeitgeber ein Eigentümerwechsel anstand, folgte sie ihrem Gatten nach Rankweil. “Wir arbeiten miteinander füreinander, würde es immer wieder so machen”, ist Müller von der damaligen Entscheidung bis heute überzeugt.

Von der Zeitung hin zu Online

1989 bedeutete technischer Wandel noch, eine elektrische Schreibmaschine und Telefax im Büro zu haben. Seitdem hat sich der Werbe- und Medienmarkt stark verändert. “Nehmt Veränderung an und schaut es euch erst einmal an”, habe Müller seinen Kollegen immer zu Mut geraten. Die Digitalisierung sei eine riesige Chance, der Wandel habe dem Lustenauer immer Freude bereitet: “Die Zukunft ist sehr spannend.” Eines war ihm in bei der Arbeit immer wichtig: “Es muss immer drei Gewinner geben: die Firma, den Kunden und damit auch automatisch mich.” Ein für alle gutes Ergebnis zu erzielen sei nicht immer einfach, “aber das war mir wurst”.

Schicksalschlag Unfall

Doch es gab auch Rückschläge. 2012 verunfallte Müller beim Skifahren schwer, fiel ins Koma. In diesem Schicksalsschlag habe sich aber auch gezeigt, wie wertgeschätzt er sich fühlen dürfe. “Alle schauten gewaltig zu uns her und unterstützten uns”, ist Müller bis heute gerührt. Gertrude habe die Büroleitung übernommen und ihn quasi täglich in Innsbruck besucht. Mitarbeiter und Vorgesetzte bis hinauf zu Eugen A. Russ hätten ihr jede erdenkliche Unterstützung zukommen lassen und sich nach ihm erkundigt. “Da merkst, du bist nicht nur eine Nummer fürs Unternehmen, das half viel.” Auch die Kundschaften hätten hervorragend reagiert. “Vorher sagte ich immer, ein Freund ist, wer sich im Schlechten beweist. Hier haben sich alle ‘Kollegen’ als wahre Freunde erwiesen”, ist Müller dankbar – wie auch dafür, dass der Unfall ohne Langzeitfolgen blieb.

Nun, mit der anstehenden Pension, will Müller sich wieder vermehrt dem Fahrradfahren und dem Wintersport widmen. Und auch am eigenen Haus und Garten will er das ein oder andere machen, wenn es geht, in Eigenregie. Der Pension entgegengefiebert hat er nie. “Aber ich bin schon froh, wenn nicht mehr jeden Tag ein Haufen Termine auf einen warten”, räumt er ein. Und auch die bisherigen Kollegen werde er nicht vergessen.