“Hilfsbereitschaft ist spürbarer”

“Vorarlberg ist stärker zusammengerückt”, sagte Landeshauptmann Markus Wallner.
Die VN fragen nach: Was ist Ihnen außer Corona von 2020 besonders in Erinnerung geblieben?
Schwarzach Mit 2020 ist ein besonders turbulentes und herausforderndes Jahr zu Ende gegangen. Doch neben Corona gab es auch andere – teils positive – Erfahrungen, die in Erinnerung bleiben.
„Da fällt mir einiges ein“, so Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner. Wie Vorarlberg noch stärker zusammengerückt ist, hat ihn persönlich sehr berührt – die Sorge der Menschen füreinander, besonders gut sichtbar in der Nachbarschaftshilfe, in Vereinen und im Ehrenamt insgesamt. „Die Bevölkerung hat über Monate hinweg gezeigt, worauf es wirklich ankommt und was unser Land so besonders macht und auszeichnet. Jede und jeder Einzelne hat zur Krisenbewältigung beigetragen: die junge Generation, die via Homeschooling unterrichtet wurde und auf Sport- und Freizeitangebote verzichten musste, die Eltern und Lehrenden, die vor eine völlig neue Situation gestellt waren, die Unternehmen und Mitarbeitenden, die etliche Auflagen erfüllen mussten, unsere älteren Mitmenschen, die unter den Kontaktsperren zu leiden hatten, unsere Kunst- und Kulturschaffenden, deren vielfältiges Wirken uns im öffentlichen Leben so abgeht, Handel, Gastronomie und Tourismuswirtschaft und natürlich alle Mitarbeitenden im Pflege- und Gesundheitsbereich, die 2020 besonders gefordert waren. Mit wie viel Besonnenheit und Ausdauer, aber auch Flexibilität und Kreativität hierzulande der Pandemie begegnet wurde, macht mich rückblickend sehr stolz“, sagte Wallner.
„Schwieriges Jahr“
„2020 war insgesamt ein sehr schwieriges Jahr. Jeden Tag habe ich Tiere bekommen, das ist ja meine Hauptarbeit. Aber wir hatten unendlich viel Arbeit das ganze Jahr über, und das vollkommen ehrenamtlich“, erzählte die Obfrau des Tierschutzvereins Bludenz, Annelies Dalpez. Ich bin ja schon seit 37 Jahren im Einsatz, und es wird nicht weniger. Derzeit hat die als Igelmama bekannte Tierschützerin 362 Igel in Obhut, 100 davon halten Winterschlaf, und die anderen müssen aufgepäppelt werden. „Was uns die Arbeit zusätzlich erschwert, ist der Umstand, dass die alte Kegelbahn in Bürs, wo wir unsere Flohmärkte zugunsten der Igelstation abgehalten haben, nicht mehr zur Verfügung steht. Nun suchen wir einen neuen geeigneten Platz für all die schönen Dinge, die gekauft werden können – wenn es wieder möglich ist“, sagte die 79-Jährige.
„Mitgefühl intensiver“
„Hört man ,Corona‘ in den Medien, so hat dies für viele Menschen einen schlechten Beigeschmack. Man ist bereits übersättigt von den vielen Bestimmungen und Einschränkungen. Dennoch wissen wir alle, dass es ohne nicht geht, wenn wir was ändern wollen. Ich persönlich habe aus 2020 viele für mich sehr positive Erfahrungen mitnehmen dürfen“, sagte Natalie Moosmann. Trotz der vorgeschriebenen Abstandsregeln hat die Vereinsobfrau von „Wissen macht Stark“ das Gefühl, vielen Menschen näher denn je zu sein. Die Hilfsbereitschaft im Land sei um vieles spürbarer, das Interesse größer als zuvor, das Mitgefühl intensiver und die Qualität einer guten Zusammenarbeit auf Distanz habe sich zu 100 Prozent bewährt. Hier im Lande wie auch in Senegal. „Unsere Projektarbeit wurde aus der Ferne betreut, den Menschen trotzdem geholfen und keinesfalls haben unsere beiden Vereine ,Wissen macht Stark‘ und ,Leprahilfe Senegal‘ unter Covid-19 gelitten. Ich kann meine Dankbarkeit dafür nicht in Worte fassen und hoffe, dass ich das Dorf MBalling sowie die Familien und Freunde in Senegal bald wiedersehen kann“, sagte die 53-jährige Dornbirnerin.
„Was mir in Erinnerung geblieben ist? Die gewaltige Explosion im Hafen von Beirut. Das politische Versagen rund um den Syrienkonflikt, die Unfähigkeit der EU, Flüchtlingsprobleme (Lesbos) gemeinsam anzugehen, ohne auf Nationalismen zu starren; die Hagia Sophia (Istanbul) wird – aus politischen Gründen – wieder Moschee und bleibt nicht christliche Kirche; Armenien und Aserbaidschan bekriegen sich, und Papst Franziskus bringt seine dritte Enzyklika „Fratelli tutti“ (= ihr alle seid Geschwister) heraus, in der er sich gegen alle Nationalismen wendet und internationale Solidarität mit allen benachteiligten Menschen fordert, sowie eine notwendige ökologische Wende“, zieht Pfarrer Roland Trentinaglia aus Hörbranz Bilanz. VN-Mik, swe

Natalie Moosmann konnte 2020 viele positive Erfahrungen mitnehmen.

Pfarrer Roland Trentinaglia zieht eine persönliche Bilanz.
