Fantrauer am Notfalltelefon

Vor 25 Jahren trennten sich Take That und schockierten damit Teenager in ganz Europa.
London Vor 25 Jahren lagen sich schluchzende Teenager in ganz Europa verzweifelt in den Armen. In Deutschland richtete die Zeitung Bravo eine Notfall-Hotline ein. In Großbritannien tröstete eine Stiftung, die sich um Suizidgefährdete kümmert, am Telefon trauernde Teenies. Die Boygroup Take That, die mit Hits wie „Babe“, „Pray“ oder „Never Forget“ ihre überwiegend weiblichen Fans entzückt und die Charts in Europa gestürmt hatte, hatte auf einer Pressekonferenz ihre Trennung bekanntgegeben.
MTV und BBC übertrugen am 13. Februar 1996 live, als Bandleader Gary Barlow (heute 50) vor Journalisten leicht gequält die Worte sprach, die Take That-Fans erschütterten. „Leider sind die Gerüchte wahr“, sagte der damals 25-Jährige. „Ab heute ist es vorbei.“ Boulevardmedien hatten spekuliert, der Sänger und seine Bandkollegen Howard Donald (52), Mark Owen (49) und Jason Orange (50) würden in Zukunft getrennte Wege gehen.
Ausgerechnet am Geburtstag von Robbie Williams (46) bestätigten Take That das Aus. Williams hatte die Boygroup ein gutes halbes Jahr vorher im Streit verlassen und damit das erste große Fandrama ausgelöst. Schon da hatte das Dr. Sommer-Team von Bravo Trost spenden müssen.
Verzeifelte Mädchen
Im Take That-Heimatland ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. Noch während der Pressekonferenz berichtete ein BBC-Reporter von verzweifelten Teenie-Mädchen, die sich an den Sender gewandt hatten. „Eben hat ein 14-jähriger Fan unter Tränen angerufen. Welche Botschaft habt ihr für sie?“, fragte er das Quartett. „Ich schätze, es tut uns leid“, druckste Mark Owen. Er wirkte peinlich berührt.
Nicht nur die Fans litten. Auch für die Musiker selbst sei die Trennung „ein echter Tiefpunkt“ gewesen, räumte Barlow 2018 im Interview der Deutschen Presse-Agentur ein. „Das war eigentlich ein zehn Jahre währender Tiefpunkt.“ Nur Williams konnte sich sofort und dauerhaft als Solokünstler etablieren. Hingegen zog sich Barlow sogar zeitweise komplett als Sänger zurück, nachdem sein zweites Album gefloppt war.
Comeback
Die Geschichte nahm bekanntlich eine positive Wendung. „Wir mussten uns trennen, um wiederzukommen“, sagte Mark Owen. 2005 kehrten Take That tatsächlich zurück. Und ab 2010 gab es sogar eine vorübergehende Reunion mit Williams samt gefeierter Tour und erfolgreichem Album. Die alten Bandkollegen sind heute gute Freunde.
Derzeit ist Take That ein Trio. In Großbritannien füllen Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald zu dritt mit ihren Konzerten weiter Stadien. Bandleader Barlow, der längst auch als Solokünstler erfolgreich ist, rechnet allerdings damit, dass Take That irgendwann wieder zu fünft auf der Bühne stehen. „Wir werden das wieder machen“, sagte er. „Da bin ich mir sicher.“ Eine Notfall-Hotline wird wohl nicht mehr benötigt.

