Lebensrettende Entscheidung

Menschen / 03.05.2021 • 18:20 Uhr
Der 31-jährige Maschinenbautechniker ist bei der Firma Künz beschäftigt. HRJ
Der 31-jährige Maschinenbautechniker ist bei der Firma Künz beschäftigt. HRJ

Benjamin Spiegel (31) hat einem Kind Hoffnung auf Gesundwerden geschenkt.

HARD Benjamin Spiegel wollte nur auf ein Bier gehen. Dass der 31-jährige Maschinenbautechniker dadurch Jahre später zum Lebensretter wird, konnte er nicht ahnen.

Es war ein sonniger Tag im Jahr 2016. Benjamin Spiegel ließ sich im Gastgarten vor dem Cubus in Wolfurt nieder und stillte seine Lust auf Bier. Im Cubus veranstaltete der Lions Club gemeinsam mit dem Leukämiehilfe-Verein „Geben für Leben“ eine Bluttypisierungsaktion. Typisierungen werden organisiert, um potenzielle Stammzellen- und Knochenmarkspender für Menschen zu finden, die an Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder an einer anderen schweren Erkrankung leiden.

Benjamin Spiegel beschloss kurzerhand, an der Typisierungsaktion teilzunehmen. Er ließ sich präzise aufklären und dann eine Vene anzapfen. Kurze Zeit später dachte er gar nicht mehr an die Aktion. Umso erstaunter war er, als er Ende vergangenen Jahres einen Anruf erhielt. Die Büroleiterin von „Geben für Leben“, Cemanur Kartal, teilte ihm mit, dass sein Knochenmark das Leben eines schwerkranken Menschen retten könnte. „Als Sie mich fragte, ob ich Knochenmark spenden würde, sagte ich sofort zu“, erzählt Spiegel.

Vollnarkose

Nach einer gründlichen Voruntersuchung beim Hausarzt wurde ein Termin für eine weitere gründliche Untersuchung in einer privaten Klinik in Gauting bei München vereinbart. Das Ergebnis: Benjamin Spiegel ist kerngesund und fähig, Knochenmark zu spenden. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem dem freiwilligen Spender unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch mittels Hohlnadeln aus dem Beckenknochen entnommen wird. Das Knochenmark des Spenders bildet sich innerhalb von 14 Tagen wieder nach.

Begleitet von Lebensgefährtin Nadine, fuhr Benjamin Spiegel am Tag vor dem geplanten Eingriff nach Gauting. Coronabedingt durfte Nadine jedoch nicht mit in die Klinik. Aufklärung und Versorgung waren sehr gut, betont Spiegel, alles verlief komplikationslos: „Am Montag checkte ich in der Klinik ein, am Dienstag war die Operation. Am Mittwoch fuhren wir wieder heim.“ Beim Aufklärungsgespräch habe man aufgelistet, „was ich so alles an Reaktionen kriegen könnte. Aber außer einen Tag lang gehörig Nasenrinnen ist bei mir nichts davon eingetreten“, sagt Spiegel. Nachdem er wieder zu Hause war, erfuhr er, dass es sich beim Empfänger seiner Knochenmarkspende um ein zweijähriges, in Italien lebendes Kind handelt, dessen Knochen kein eigenes Knochenmark bilden können. Nach dem Eingriff wurden ihm ein paar Tage Krankenstand verordnet. „Von meinem Chef habe ich volle Unterstützung bekommen“, stellt Spiegel klar. Er ist seit zehn Jahren bei der Harder Firma Künz Baumanagement als Dreher und Fräser beschäftigt. Er lebt auch in Hard, dem Ort, in dem er mit Vater, Mutter und einem Bruder aufgewachsen ist und in dem er zur Schule gegangen ist. Die Lehre als Maschinenbautechniker hat er bei Doppelmayr in Wolfurt absolviert.

Das Haus, welches er mit Nadine bewohnt, haben er und sein Vater vor zwei Jahren als Rohbau erworben. „Fertigbauen ist viel, sehr viel Arbeit“, bekennt Spiegel, „und es nimmt so viel Zeit und Kraft in Anspruch, dass ich mir keine Hobbys leisten kann.“

Wie es dem Kind geht, das sein Knochenmark bekommen hat, wüsste er schon gern. Es gibt eine Möglichkeit, das zu erfahren: Der Spender kann der betroffenen Familie jederzeit einen Brief schreiben, den „Geben für Leben“ an die Familie weiterleiten lässt. Zu antworten obliegt dem Empfänger. Benjamin Spiegel wird einen Brief schreiben. Und er werde jederzeit wieder Knochenmark spenden: „Es ist ein gutes Gefühl, beim Leben retten helfen zu können.“ HRJ

„Als ich gefragt wurde, ob ich Knochenmark spenden würde, sagte ich sofort zu.“

Ein Bootsausflug mit Lebensgefährtin Nadine.
Ein Bootsausflug mit Lebensgefährtin Nadine.
In seiner Freizeit baut Benjamin Spiegel sein Haus fertig. HRJ
In seiner Freizeit baut Benjamin Spiegel sein Haus fertig. HRJ
Spiegels Kontaktperson Cemanur Kartal bei einer „Geben für Leben“-Typisierungsaktion. GFL
Spiegels Kontaktperson Cemanur Kartal bei einer „Geben für Leben“-Typisierungsaktion. GFL

Zur Person

Benjamin Spiegel

Geboren 15. Dezember 1989

Wohnort Hard

Beruf Maschinenbautechniker

Familie Partnerschaft mit Nadine