Odyssee eines Schmuckstücks

Von Hamburg über München nach Bregenz. Katrin Eberhard ist selbstständige Goldschmiedin in Vorarlberg.
Bregenz Begrüßt wird man bei Katrin Eberhard als Erstes vom freudigem Gebell ihres Hundes Pinto. „Er ist immer sehr aufgeregt, wenn er jemanden neu kennenlernt“, erklärt Katrin Eberhard lachend, während sie ihn wieder in die Wohnung führt. Von der berühmtberüchtigten norddeutschen Verschlossenheit ist nichts zu spüren. Katrin Eberhard ist einmal quer durch Deutschland gezogen, quasi von der Nordsee an den Bodensee. Aufgewachsen ist die 31-Jährige in dem kleinen Dorf Salzhausen in der Lüneburger Heide. In Hamburg absolvierte sie eine Lehre zur Goldschmiedin und lernte einen Bregenzer kennen. Der Liebe wegen zog sie schließlich zu ihm nach München und beendete dort ihre Meisterschule. 2014 übersiedelten die beiden nach Bregenz. „Meine Mama hat mal zu mir gesagt, dass ich mich von der Heidschnucke zur Bergziege verwandelt hab“, erzählt sie. Mittlerweile kennt sie mehr Wege auf den Pfänder als ihr Freund.
Auf der Walz
Es gab Zeiten, da absolvierten Gesellen nach ihrer Lehrzeit die Walz. Sie reisten in Arbeitskluft durch fremde Länder, um Arbeitspraktika und Lebenserfahrung zu sammeln. Katrin Eberhard hat dies auch in Erwägung gezogen, die Dauer von drei Jahren und der Umstand, dass Frauen noch immer nicht in allen Schächten willkommen sind, ließen sie dann wieder davon abkommen. Trotzdem reiste sie ein halbes Jahr quer durch Europa und bis nach Indien, um sich die Goldschmiedekunst vor Ort ansehen zu können. Vor allem die Arbeit bei einem Goldschmied auf Malta hat sie beeindruckt.
Erinnerungen
In ihren ersten Jahren in Vorarlberg arbeitete Katrin Eberhard für eine Goldschmiede in Dornbirn. „Ich hatte keinen Kontakt zu Kunden, das hat mir gefehlt.“ Daraufhin entsteht die Idee, sich selbstständig zu machen. In der Wohnung wird eine eigene kleine Werkstatt eingerichtet, Pläne für Ausstellungen auf Handwerksmärkten und Messen erstellt. Corona durchkreuzt die Pläne. Eberhard kann aber schon auf ein Netzwerk setzen und hat sich einen Kundenstock aufgebaut. Das Geschäft läuft also weiter. Menschen, die zu ihr kommen, bringen meistens ihre eigenen Schmuckstücke mit, die sie angepasst haben wollen. „Oft ist es eine Erinnerung an die Oma, die nicht verloren gehen soll.“ Aber auch für Hochzeitspaare stellt sie Ringe nach deren Wünschen her. Katrin Eberhard ist Nachhaltigkeit besonders wichtig. Sie arbeitet ausschließlich mit recycelten Materialien. „Jeder kennt den Film Blood Diamant. Die Arbeitsbedingungen sind so schlecht, dass ich nicht ohne Gewissenskonflikte mit diesen Materialien arbeiten könnte“, erzählt Eberhard. Deshalb ist ihr die Arbeit mit synthetisch hergestellten Diamanten lieber. Ihr eigenes abgenutztes Material oder Goldstücke gibt sie an ein Unternehmen weiter, das aus diesen Stücken wieder neue fertigt, die sie aus diesem Kreislauf dann wieder bezieht.
Die erste große Hochzeitsmesse „Luft und Liebe“ steht im September an. Katrin Eberhard ist sehr glücklich mit ihrem eigenen kleinen Unternehmen. Trotzdem hat sie große Ziele für die Zukunft: „Ein eigenes Geschäft, in dem man die Stücke auch begutachten kann, wäre großartig.“ VN-SUB
„Ich finde es schön, wenn der Kunde am ganzen Prozess beteiligt ist.“


Mit der Presse werden die Ringe je nach Bedarf gestaucht oder gedehnt.


Katrin Eberhard hat sich ihre eigene kleine Werkstatt eingerichtet, in der sie auch ihre Kunden empfängt.
Zur Person
Katrin Eberhard
Geboren 3. November 1989
Wohnort Bregenz
Familie 2 Söhne (2 und 3 Jahre alt), Freund
Bildungsweg Lehre in Hamburg, Meisterschule in München, selbstständig in Bregenz