Geadelt auf dem Standesamt

Menschen / 07.09.2021 • 20:44 Uhr
Kronprinzessin Victoria von Schweden dankt nach ihrer Hochzeit mit dem bürgerlichen Daniel Westling den Untertanen: „Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt.“   ap
Kronprinzessin Victoria von Schweden dankt nach ihrer Hochzeit mit dem bürgerlichen Daniel Westling den Untertanen: „Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt.“   ap

Die Royals lassen sich in der Partnerwahl nichts mehr vorschreiben. Sie erwählen ihre Braut oder ihren Bräutigam – auch in Ermangelung standesgemäßer Partner – aus dem bürgerlichen Milieu. Eine morganatische Ehe, also aufgrund mangelnder Ebenbürtigkeit der Braut, wird auch als Ehe zur linken Hand bezeichnet, da die Frau an der linken, statt wie sonst üblich, rechten Seite des Ehemannes ihren Platz einzunehmen hat.

Durch Schüsse gestorben

Hätte der Thronfolger Franz Ferdinand nicht morganatisch eine böhmische Gräfin geheiratet, wären ihm nur seine eigenen Cousinen übriggeblieben. Die Frau von Franz Ferdinand war die gebürtige Gräfin Sophie von Chotek. Da sie als nicht standesgemäß galt, durfte sie nie an der Seite ihres Gatten auftreten. Sie durfte bei keinem öffentlichen Diner neben ihm Platz nehmen. Sie durfte nie im Wagen neben ihm sitzen. Sie durfte auch nicht in der Kirche neben ihm knien – sie waren immer getrennt. Nur ein einziges Mal waren sie gemeinsam, und das war am 28. Juni 1914 in Sarajewo. Da ist sie neben ihm gesessen, weil der Hof weit weg war und niemand so genau auf das Zeremoniell geachtet hat. Das war an dem Tag, an dem beide durch die Schüsse in Sarajewo gestorben sind.

Als Queen Viktoria für ihren Sohn „Bertie“ eine standesgemäße Braut sucht, kommen im ganzen protestantischen Raum nur 7 Frauen, die auch altersmäßig gepasst hätten, in Frage. Auch für Queen Elizabeth II. stehen nur zwei Earls zur Auswahl.

Die Kronprinzen Willem Alexander der Niederlande, Frederik von Dänemark, Felipe von Spanien, Haakon von Norwegen, der britische Thronfolger Charles, sein Sohn Prinz William und Fürst Albert II. von Monaco finden ihr Eheglück im bürgerlichen Lager.

Kronprinzessin Victoria von Schweden dankt nach ihrer Hochzeit mit dem bürgerlichen Daniel Westling den Untertanen: „Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt.“ Dass diese Huldigung ihre Sympathiewerte in schwindelerregende Höhen klettern läßt, ist nicht Berechnung, sondern der „Herzsprech“ einer Verliebten.

„Royals lassen sich in der Partnerwahl nichts mehr vorschreiben.“

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn