Nur predigen reicht nicht

Cornelia Walch beschäftigt sich beruflich und privat mit dem Fahrrad.
Wien, Nüziders Ihre Spontaneität hat Cornelia Walch noch nicht bereut. Weder bei der Studienwahl noch mit ihrer Initiativbewerbung bei ihrem Arbeitgeber. „Eigentlich wollte ich Jus studieren“, erinnert sich die erste bundesweite Fahrradbeauftragte der ÖBB. Bis kurz vor ihrer Matura ein großer Truck der Montanuniversität Leoben vor dem BG Bludenz Halt machte. In diesem wurden Studienrichtungen vorgestellt. „Ich war immer schon technikaffin. Eine Woche später habe ich in Leoben eine Wohnung gesucht“, erklärt die 31-Jährige. An der steirischen Universität studierte die Hobby-Skitourengeherin und Wandererin „Industrieller Umweltschutz – Ver- und Entsorgungstechnik“.
Auf den Grund gehen
Besonders gefallen hat der in Nüziders aufgewachsenen und in Wien lebenden Vorarlbergerin, dass sie Problemen auf den Grund gehen konnte. „Ich bin beispielsweise während meines Praktikums bei der Firma Häusle auf dem Müllberg herumgegangen und habe ihn inspiziert“, schildert Walch. Für ihre Masterarbeit hat sie eine praxisnahe Herangehensweise gewählt. Dafür hat die Nachwuchswissenschaftlerin in unzähligen Feldversuchen alte Elektrogeräte zerlegt, analysiert und Wege aufgezeigt, um eine größere Materialvielfalt zu verwerten. Für diese Arbeit wurde Cornelia Walch 2017 im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft in Wien mit dem Hans Roth Umweltpreis ausgezeichnet.
Vor vier Jahren hat sich Cornelia Walch auf eigene Initiative bei den ÖBB beworben. Vor etwa einem Jahr übernahm sie als Fahrrad@ÖBB-Konzernkoordinatorin die Überarbeitung der Fahrradstrategie. „Ich arbeite in einem strategischen Bereich. Ich stelle mir Fragen, wie sich der Konzern aufstellt oder wie wir mit der im Herbst 2020 erstellten Strategie die Ziele erreichen können“, umschreibt sie einige ihrer Aufgaben. Als Fahrradkoordinatorin beschäftigt sie sich damit, wie das Fahrrad besser in den Zugverkehr eingebunden wird oder vorhandene Kapazitäten besser ausgenutzt werden können. Sie beschäftigt sich auch mit „last-mile-Angeboten“ sowie mit der Schaffung von mehr Radparkplätzen oder -boxen an den Bahnhöfen. „Ich überlege mir attraktive Angebote für unsere Kunden. Dabei ist mir wichtig, dass es eine Vielzahl an Mobilitätswegen gibt.“ Mit ihrer neuen Aufgabe hat sich auch ihr Mobilitätsverhalten geändert. „Ich bin in Wien nur mit dem Fahrrad unterwegs. Man muss es vormachen, nicht nur predigen“, erzählt sie. Den 20-minütigen Heimweg mit dem Fahrrad empfindet die Nachhaltigkeitskoodinatorin, die gerne Urlaub in Vorarlberg macht, als Entspannung.
Beruf und Privates vermischt
Ihr Berufsleben spielt auch in ihr Privatleben hinein. So hat sie erst nach ihrem Spanien-Urlaub mitbekommen, dass es dort einen Bahn-Schnellverkehr gibt. „Schade, dass ich mir dieses Angebot nicht angeschaut habe“, bedauert sie. 2018 hat sie ihre Taiwan-Hongkong-Reise nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht. Sie war positiv überrascht, wie einfach es war, von A nach B zu kommen. Die Bodenmarkierungen zum Einstieg in die Öffis hat sich die leidenschaftliche Hobby-Brotbäckerin in Asien ebenfalls genauer angesehen. Ideenaustausch erfolgt auch regelmäßig mit der Radlobby, in englischer Sprache mit dem Internationalen oder Europäischen Bahnverband sowie mit Kolleginnen von der SBB oder DB. „Wir arbeiten laufend an der Nachhaltigkeit“, erklärt Walch abschließend. VN-PAG
„Ich bin in Wien nur mit dem Fahrrad unterwegs. Man muss es vormachen, nicht nur predigen.“




Zur Person
DI Cornelia Walch, BsC.
Geboren 19.11.1989
Ausbildung Montanuniversität Leoben – Industrieller Umweltschutz – Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik
Hobbys Wandern, Skitouren gehen, Reisen, Essen gehen
Familie ledig
Lebensmotto Aufgeben tut man nur einen Brief
Lieblingsessen Spaghetti aglio olio