„Dem Wandel gesunde Richtung geben“

Menschen / 29.08.2022 • 16:46 Uhr
Im Treffpunkt Philosophie den Fokus auf die wesentlichen Fragen legen.
Im Treffpunkt Philosophie den Fokus auf die wesentlichen Fragen legen.

Der Arzt Matthias Szalay leitet seit 2013 den Treffpunkt Philosophie in Dornbirn.

DORNBIRN „Im Vordergrund stehen Themen, die mit den individuellen und kollektiven Werten zu tun haben – sie bilden die Basis, auf der wir unser eigenes Leben und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft gestalten“, erläutert der Dornbirner Mediziner. „Wir befinden uns global in einer Zeit des Wandels, wie an den unterschiedlichen Krisen, die die Welt momentan erschüttern, unschön zu sehen ist. In so einer Zeit spielen Werte eine zentrale Rolle, damit der Wandel eine gesunde Richtung nimmt. Doch suchen die Menschen nicht bloß eine theoretische Diskussion über Werte, sondern Wege, diese auch in die Tat umzusetzen – da kommt die praktische Philosophie ins Spiel.“

Die Ursachenforschung steht im Mittelpunkt: „Wir folgen einer naturphilosophischen Tradition: Der Begriff Natur meint hier jedoch nicht die Landschaft etc. sondern das Innere, das Wesen der Dinge. Das Wesen liegt zwar selbst im Verborgenen, doch wurzelt in ihm z.B. der Grund für unsere Entscheidungen oder der Motor für unsere Handlungen – so wie Ursache und Wirkung.“ „Möchten wir also nachhaltig etwas verändern, dann müssen wir unseren Fokus auf die ,wesentlichen, Fragen richten – das ist es auch, wonach die Menschen streben“, führt Matthias Szalay aus. „Besonders die Zeit der Pandemie hat vielen gezeigt, dass die wirklichen Werte nicht ,ökonomisch‘ sind, sondern menschliche Werte wie Zusammenleben, Toleranz, Einheit und Solidarität.“ Der Dornbirner Treffpunkt Philosophie ist eine Zweigstelle der Internationalen Organisation Neue Akropolis, die Ende der 1950er-Jahre gegründet wurde: „Um der damaligen Entwicklung des Wiederaufbaus auf materieller Ebene auch eine geistige Dimension der Werte hinzuzufügen; als Ausdruck der Überzeugung, dass nicht Institutionen oder Wohlstand, sondern menschliche Werte die Basis einer Gesellschaft sind.“ Das Streben nach Glück ist für die Menschen zentraler Motor: „Doch beschränkt es sich nicht auf den einzelnen Menschen: Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass uns das Zusammenleben mit anderen Menschen leichter fällt, wenn wir selbst ,mit uns im Reinen‘ sind, wenn wir zufrieden und ausgeglichen sind. Gleichzeitig entsteht aus dem persönlichen Glücklichsein fast automatisch der Wunsch, dieses Gefühl zu teilen und auch anderen Menschen zu helfen, ihr Glück zu finden. Insofern bin ich überzeugt, dass individuelles und kollektives Glück eng zusammenhängen: der Mensch ist ein soziales Wesen, kein Einzelkämpfer.“

Teil des Großen Ganzen

Auch der internationale „Tag der Erde“ habe heuer wieder einmal ins Bewusstsein gerufen, dass „wir Menschen ein Teil eines größeren Ganzen sind und lernen müssen, uns rücksichts- und verantwortungsvoll in dieses Ganze zu integrieren. Der Raubbau und die Ausbeutung, die momentan an den Ressourcen der Erde und den anderen Bewohnern unseres Planeten – den Pflanzen und Tieren – verübt werden, sind ein Verbrechen und müssen ein Ende nehmen.“ Auf der Ebene der Ursachen könne jede(r) einen Beitrag leisten: „Nämlich am eigenen Bewusstsein zu arbeiten, über Werte wie Dankbarkeit, Bescheidenheit und Solidarität mit allen Wesen.“ Und einen weiteren auf Ebene der Wirkungen: „Durch einen respektvollen Umgang miteinander und mit der Umwelt – was sich zweifelsohne auch durch einen nachhaltigen Konsum ausdrückt.“ Spätestens nach der Erschütterung durch die Ukrainekrise müsse uns klar sein, dass nichts mehr wird wie vorher. „Leben – und damit auch die Geschichte – bedeutet Veränderung. Das ist aber keine schlechte Nachricht, im Gegenteil! Jede Veränderung birgt die Gelegenheit zur Verbesserung und es liegt an uns allen, dass die sogenannte ,neue Normalität‘ nicht nur neu, sondern auch besser ist: Wir alle können ­einen Beitrag leisten, damit die Welt nach dem aktuellen Wandel eine gerechtere und schönere ist, als davor. Worauf also warten? Fangen wir an! Am besten, bei uns selbst!“ VD

„Ins Bewusstsein rufen, dass wir Menschen Teil eines größeren Ganzen sind.“

Das Streben nach Glück ist für die Menschen der zentrale Motor, ist Matthias Szalay überzeugt.
Das Streben nach Glück ist für die Menschen der zentrale Motor, ist Matthias Szalay überzeugt.
Wir befinden uns in einer Zeit des Wandels. Wichtig sei, diesem eine positive Richtung zu geben.
Wir befinden uns in einer Zeit des Wandels. Wichtig sei, diesem eine positive Richtung zu geben.
Sich in der Natur an der frischen Luft zu bewegen, zählt zu Dr. Szalays liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Sich in der Natur an der frischen Luft zu bewegen, zählt zu Dr. Szalays liebsten Freizeitbeschäftigungen.

Zur Person

Alter 36 Jahre

Wohnort Dornbirn

Ausbildung Medizinstudium an der Medizinischen Universität Graz, lebenslanges philosophisches Lernen

Familie Lebensgemeinschaft, eine Tochter (vier Monate)

Beruf(ung) Arzt und Philosoph

Ehrenamt/Hobbys/Freizeit Leiter der Zweigstelle des Treffpunkt Philosophie – Neue Akropolis Dornbirn; Lesen, Musizieren, Bewegung an der frischen Luft

Lebensmotto „Sei was du bist und gib was du hast!“