Erhaltung und Schaffung von Naturräumen

„Wo man Natur zulässt, entwickelt sich die Pflanzen- und Tierwelt gut“, sagt Jürgen Ulmer.
DORNBIRN Das ist laut dem Biologen und Zoologen Jürgen Ulmer das Faszinierende an der Beschäftigung mit der Natur. „Dies kann man auch im eigenen Garten sehen, wenn man zum Beispiel eine Blumenwiese oder einen Teich anlegt. Sofort werden Insekten und Amphibien angelockt, die auf dieses Angebot angewiesen sind. Die Erhaltung und Schaffung von Naturräumen sind mir ein Herzensanliegen. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf den bedrohten Vogelarten der Riedgebiete. Seit über zwei Jahrzehnten möchte ich durch die Mitarbeit bei einem Schutzprojekt des Vorarlberger Naturschutzbunds erreichen, dass das Ried als Naturraum erhalten bleibt und dass Vogelarten wie der Große Brachvogel, der Kiebitz und das Braunkehlchen aus unserer Landschaft nicht verschwinden. Bekassine, Uferschnepfe, Feldlerche und Grauammer sind bereits als Brutvögel ausgestorben oder stehen kurz davor.“
Zersiedelung beenden
Ursachen für das Artensterben sind der Flächenverbrauch durch Zersiedelung und Bau neuer Straßen sowie die immer intensivere Landwirtschaft, die auch für die Entwässerung bzw. Austrocknung von Riedgebieten sowie den Pestizideinsatz verantwortlich ist“, betont der Naturfreund. „Vielen Menschen ist nicht wirklich bewusst, was die Abnahme der Artenvielfalt für uns alle bedeutet und welche katastrophalen Auswirkungen dies auf unser Dasein haben wird. Jeder Einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, indem er seinen Lebensstil umstellt, indem er zum Beispiel weniger Fleisch konsumiert oder verstärkt auf umweltfreundliche Mobilität umsteigt. Das Radfahrnetz in Vorarlberg sollte unbedingt noch sinnvoll erweitert werden, da das Radfahren in Vorarlberg sehr beliebt ist.“
Naturverträglich leben
„Gerade der Klimawandel und das damit verbundene seit Jahrzehnten existierende Artensterben haben vor allem junge Leute aufgerüttelt, für den Erhalt der Natur auf die Straße zu gehen“, sagt Jürgen Ulmer. „Die ,Friday for Future‘-Bewegung ist dafür ein gutes Beispiel. Ich sehe auch die Landespolitik – vor allem wegen dem ausgerufenen Klimanotstand und dem Artensterben direkt vor unserer Haustüre – in der Pflicht, sich noch mehr für den Erhalt von Natur und Umwelt einzusetzen. Die öffentlichen Geldmittel sollten anstelle der Errichtung einer Verbindungsstraße durchs Ried besser für die Erhaltung von Naturlebensräumen, für die Umstellung der Landwirtschaft in Richtung Naturverträglichkeit und Tierwohl sowie für eine zukunftsfähige Mobilität verwendet werden.“ VD
„Gerade der Klimawandel hat vor allem junge Leute aufgerüttelt, für den Erhalt der Natur auf die Straße zu gehen.“



Zur Person
Jürgen Ulmer
Alter 56 Jahre
Wohnort Dornbirn
Ausbildung Biologe/Zoologe
Beruf(ung)/Tätigkeit Ornithologe
Familie verheiratet, zwei Kinder
Ehrenamt/Hobbys Mitarbeit in der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee (Redaktionsmitglied), Mitglied in der Avifaunistischen Kommission Österreich, Vorstandsmitglied Naturschutzbund Vorarlberg
Lebensmotto „Nicht aufgeben, sich für die Natur einzusetzen!“