Antikes, das gar nicht verstaubt klingt

Menschen / 12.03.2023 • 19:31 Uhr
Professor Robert Rollinger (2. v.l.) ist seit 2005 Professor für Alte Geschichte und Altorientalistik der Universität Innsbruck und erhielt den Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse für sein wissenschaftliches Gesamtwerk. UIBK
Professor Robert Rollinger (2. v.l.) ist seit 2005 Professor für Alte Geschichte und Altorientalistik der Universität Innsbruck und erhielt den Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse für sein wissenschaftliches Gesamtwerk. UIBK

Der Bürser Alt-Historiker Robert Rollinger wurde für sein wissenschaftliches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Innsbruck, Bürs Zum 1080. Mal drückt der Alt-Historiker Robert Rollinger auf Senden. Entschieden hat er sich für „Without a Conscience“ der Death Metal-Band Obituary. Als Metal-Fan und Rockmusik-Liebhaber teilt er mit der Community seine Schallplatten- und CD-Sammlung von beachtlicher Größe. Immerhin gut 8500 Tonträger. Es versteht sich fast von selbst, dass auch Titel der Technical-Death-Metal-Band Nile darunter sind, deren düstere Songs auf ägyptischer Mythologie basieren.

Preis fürs Lebenswerk

Schließlich lehrt der 58-Jährige an der Uni Innsbruck zu Kulturbeziehungen und Kulturkontakten zwischen den Kulturen des Alten Orients und des mediterranen Raumes. Gerade erst wurde der Professor aus Bürs für sein wissenschaftliches Gesamtwerk ausgezeichnet. „Ein Preis für das Lebenswerk ist sehr ehrenvoll“, sagt der Althistoriker, „aber mit meinen 58 Jahren hoffe ich, dass ich noch einiges machen werde. Ich sehe die Auszeichnung also auch als Ermunterung.“ Rollinger, der schon lange mit der Uni Innsbruck verbunden ist, bereitet scheinbar Verstaubtes schmackhaft auf. Indem er etwa via Power Point einen Cheeseburger an die Wand des Hörsaals projiziert. Was er damit sagen will? „Dass dieses allgegenwärtige Fastfood-Gericht Zeugnis einer spannenden Globalisierungsgeschichte ist.“ Tatsache ist, dass die Herstellung des Brötchens auf Weizen basiert, sprich aus einer der ältesten Getreidearten hergestellt wird. Gemeinsam mit den frühen neolithischen Bauern gelangte das Korn über den Balkan nach Europa. Der wesentliche Unterschied zwischen der Globalisierung in der Antike und heute liege in der Beschleunigung und Dynamisierung. „Wobei das schnellste Transportmittel das Internet ist. Also der Wissenstransfer in Nullzeit.“ Das Grundprinzip, dass Räume miteinander vernetzt und in Beziehung gesetzt werden, sei allerdings dasselbe wie im Altertum.

Bezug zur Region

Dabei ist Antikes allgegenwärtig. Und wer das Glück hat, Robert Rollinger zuhören zu können, bekommt die Faszination übergestreift wie ein Lieblingskleid in dem man sich einfach gut fühlt. Er öffnet mit seinem Wissen eine neue Dimension, die in einer Bescheidenheit gegenüber den Dingen mündet. Und in der Ehrlichkeit sich einzugestehen: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Wobei das für den Professor so nicht gilt. Denn seine Arbeitsbibliothek ist prall gefüllt mit antiker Sachliteratur. Der Professor zählt auch zu den Veranstaltern des Montafoner Gipfeltreffens, bei dem internationale und lokale Forschung kombiniert werden. Für diesen Regionalbezug, den der Althistoriker sein ganzes Forscherleben lang aufrecht gehalten hat, erhielt er den Vorarlberger Wissenschaftspreis. Gewürdigt wurden neben seinen Forschungen zur trentinischen Einwanderung auch die Koordination des Projekts „Montafoner Talschaftsgeschichte“. Ist es dann von 17. bis 21. Oktober endlich wieder soweit, wird der Professor zum weit über 2000. Mal auf Senden drücken. Dann könnte sich der Rockmusik-Fan etwa für die heimische Dialekt-Combo Krauthobel entscheiden. „Geliebtes Muntafu“ ist dann eine Einladung zum Mitdiskutieren. Eh klar. CRO

„Schon damals in der Antike lebten die Menschen in einer globalisierten Welt.“

Prof. Robert Rollinger (l.) erhielt 2010 den Würdigungspreis des Landes Vorarlberg von Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber überreicht. VLK/A.Serra
Prof. Robert Rollinger (l.) erhielt 2010 den Würdigungspreis des Landes Vorarlberg von Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber überreicht. VLK/A.Serra
Der Burana-Turm ist das Wahrzeichen in der ehemaligen antiken sogdischen Stadt Balasagun. Sie befindet sich im Norden des heutigen Kirgisistan. Rollinger
Der Burana-Turm ist das Wahrzeichen in der ehemaligen antiken sogdischen Stadt Balasagun. Sie befindet sich im Norden des heutigen Kirgisistan. Rollinger
Mehrere Forschungsreisen führen den gebürtigen Bludenzer in den Sudan. Rollinger
Mehrere Forschungsreisen führen den gebürtigen Bludenzer in den Sudan. Rollinger

Zur Person

Robert Rollinger

Alter 58 Jahre

Beruf: Althistoriker

Hobbys Tennisspielen, Musik, Lesen,

Familie verheiratet, 2 Söhne, 2 Enkel,

Preise Dr. Seibert-Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen, Preis des Fürstentums Liechtenstein für die wissenschaftliche Forschung, Wissenschaftspreis des Österreichischen Olympischen Comités, Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg (Würdigungspreis), Wissenschaftspreis für das wissenschaftliche Gesamtwerk

Mitgliedschaft Österreichische Akademie der Wissenschaften, Mitglied der wissenschaftlichen Jury „Montafoner Wissenschaftspreis“ des Standes Montafon