Filmstar und Frauenrechtlerin

“La Cardinale” feiert heute, Samstag, ihren 85. Geburtstag und blickt auf ein bewegtes Leben zurück.
Rom Claudia Cardinale, in Tunesien als Tochter sizilianischer Auswanderer zur Welt gekommen und heute in Frankreich zuhause, fühlte sich immer als Italienerin. Auch das Mittelmeerland schmückt sich gern mit dem „unzähmbaren“ Kino-Star, der sich nach einer aufregenden Filmkarriere als Aktivistin für Frauenrechte engagiert. Am heutigen Samstag wird Claudia Cardinale 85 Jahre alt.
„La Cardinale“, wie sie in Italien oft nur genannt wird, blickt auf eine berauschende Karriere und ein bewegtes Leben zurück. Vielen gilt sie bis heute als Ikone und Legende des italienischen und französischen Films. Der Goldene Löwe der Filmfestspiele von Venedig und der Goldene Bär der Berlinale bezeugen ihr schauspielerisches Schaffen. Im Alter ist es bis auf einige wenige Produktionen ruhig um Cardinale geworden.
Cardinale reüssierte in den Produktionen hoch angesehener Koryphäen des italienischen Films und erlangte mit ihren Rollen internationale Bekanntheit. In Federico Fellinis Filmdrama „8 1/2“ von 1963 taucht sie weiß gekleidet und tänzelnd zwischen Bäumen als Muse auf und landete an der Seite von Marcello Mastroianni einen ihrer ersten Erfolge. Mit Luchino Viscontis „Der Leopard“ (1963) an der Seite Alain Delons und Burt Lancasters sowie als Prinzessin Dala in der Krimi-Komödie „Der rosarote Panther“ (1963) wurde die Italienerin weltbekannt. Insbesondere dank Sergio Leones Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) sicherte sie sich ihren Platz im Dreigestirn der italienischen Filmdiven der 60er und 70er Jahre.
Sie schätzte stets Freiheit und Unabhängigkeit, im Privaten wie im Beruflichen. Die alten Zeiten waren anders – als junge, hübsche Frau musste sie dafür hart kämpfen. „Die Unzähmbare“ wird sie deswegen oft genannt. Ein Buch über ihr Leben, das ihre Tochter Claudia Squitieri jüngst herausgegeben hat, heißt genau so.
Die Männer bekamen den unbändigen Charakter zu spüren. Einigen Leinwand-Casanovas, die ihr Avancen machten, zeigte sie die kalte Schulter. Von Marlon Brando bis Alain Delon versuchten es viele, aber sie habe alle abgewiesen, erzählt Cardinale. Selbstbestimmung und das Eintreten für Frauenrechte waren ihr immer wichtig.
Kampf für Gleichstellung
Doch beruflich konnte sie lange nicht unabhängig und selbstbestimmt sein. Als junge und unerfahrene Frau war sie von ihrem damaligen Manager in harte und teils erniedrigende Verträge eingebunden worden; sie durfte beispielsweise nicht heiraten oder ihr Gewicht zu stark verändern. Gerade deswegen setzt sie sich nun kämpferischer denn je für die Gleichstellung von Mann und Frau ein. Anders als manche Kolleginnen von damals unterstützt Cardinale Bewegungen wie #MeToo oder Time‘s Up. Ihr Engagement für Frauen sei eine Selbstverständlichkeit. Als junge Frau wurde sie vergewaltigt und schwanger von ihrem Peiniger. Spätestens als Unesco-Botschafterin habe sie das Grauen gesehen, das anderen Frauen angetan wird.
In einem Interview gab sie jungen Menschen zuletzt einen Rat mit auf den Weg: „Es sind unsichere Zeiten für uns alle. Jungen Menschen, insbesondere Mädchen, gebe ich nur einen Rat: Schützt eure Würde. Immer, jederzeit, unter allen Umständen.“


