Lustenauerin hält den Dialekt lebendig

Menschen / 25.06.2023 • 17:45 Uhr
Das Telefon musste zuvor erst einmal vorbereitet werden. FLORINA WOHLWEND
Das Telefon musste zuvor erst einmal vorbereitet werden. FLORINA WOHLWEND

Sarah Hämmerle macht Mut, gegen den Strom zu schwimmen.

LUSTENAU Ja, der Lustenauer Dialekt ist eigen. Den Satz „I gang ga Äuoli botta mit ar Louot“ muss man erst einmal verstehen. Dadurch hat der Dialekt aber auch seinen ganz eigenen Charme. Sarah Hämmerle hat sich im Zuge ihrer Bachelorarbeit damit auseinandergesetzt. Die 30-Jährige bewahrt die Kultur und macht durch ihren Lebensweg außerdem Mut, sich an neue Herausforderungen zu wagen. „Du hörst es bei allen jüngeren Generationen, dass der Dialekt einfach schwindet“, sagt Hämmerle. „Meine Forschungsfrage lautet, wie kann man anhand einer auditiven Installation ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung für den bewahrenswerten Charakter des Lustenauer Dialekts schaffen.“ Auf das Thema kam sie eben durch ihre eigene Wahrnehmung. Denn sie möchte den Dialekt als immaterielles Kulturgut bewahren. Sarah Hämmerle ist Lustenauerin mit Herz und Seele. Auch, wenn sie seit sechs Jahren in Dornbirn wohnt. „Das hat sich so ergeben, aber Lustenau ist meine Heimat“, sagt sie. Irgendwann möchte sie zurückkommen. Ihr Freund Stefan wohnt hier und auch ein Großteil ihres Freundeskreises kommt aus Lustenau.

Hassliebe mit Lustenau

Irgendwie verbindet sie aber auch eine Hassliebe mit dem Ort. „Hier kenne ich alles und fühle mich total wohl, aber andererseits gibt es so Orte wie den Blauen Platz. Da denke ich mir, man könnte Lustenau einfach viel attraktiver gestalten.“ Spannend findet sie, dass Lustenau polarisiert, weil es ungefähr 80 verschiedene Nationen vereint. Zudem gefällt ihr, dass man überall schnell mit dem Fahrrad hinkommt.

Installation für Bachelorarbeit

„Ich bin gerne in der Natur, um den Kopf freizubekommen und gehe im Sommer gerne am Alten Rhein baden“, erzählt die 30-Jährige. Außerdem mag sie es besonders, Zeit mit ihren Freunden zu verbringen.

Für ihre Bachelorarbeit hatte sie gut vor einer Woche eine Installation ausgestellt, im W*Ort in Lustenau. Über ein umgebautes altes Telefon konnte man Audiobeiträge im Lustenauer Dialekt hören. Jede Taste war mit einem Beitrag belegt. Daran beteiligt waren neben den Mundartdichtern Veronika und Otto Hofer auch Bürgermeister Kurt Fischer, ihr Freund Stefan und dessen Verwandte. In einer Ecke hatte Hämmerle dazu einen gemütlichen Sessel mit Beistelltisch platziert. Zu den Audio-Beiträgen gab es noch ein „Telefonbuch“. Hier war alles verschriftlicht, im Dialekt und auf Hochdeutsch. Darüber schreibt die Lustenauerin nun ihre Bachelorarbeit. Über 30 Menschen haben sich die Beiträge angehört und einen Fragebogen ausgefüllt. Zusätzlich hat Hämmerle ihre Beobachtungen festgehalten. Nach sechs Semestern soll die Arbeit „sprôôch.lust“ den Abschluss ihres InterMedia-Vollzeitstudiums an der Fachhochschule in Dornbirn bilden. In dem transdisziplinären Studium hat sie Einblicke in die verschiedenen Bereiche der Kommunikations- und Mediengestaltung bekommen. Die meiste Zeit allerdings am Bildschirm: Corona …

„Am besten hat mir der Kurs zum Webdesign gefallen“, erzählt Hämmerle. Sie entfaltet sich gerne. Einer der Gründe, warum sie das Studium ausgewählt hatte. Denn die 30-Jährige hatte zuvor bereits zwei Lehren gemacht. „Nach der Schule habe ich zuerst eine Lehre zur Lebensmitteltechnikerin abgeschlossen, dann habe ich noch eine Lehre zur Großhandelskauffrau gemacht“, erzählt sie.

Raus aus der Komfortzone

In der Arbeit merkte sie: „Ich will etwas Kreatives machen, ich will irgendwas gestalten.“ So kam sie zum InterMedia-Studium. Die richtige Entscheidung, wie sie heute weiß. Doch die hat natürlich auch eine Menge Mut erfordert.

Hämmerle musste ihre Komfort-zone verlassen. Sie stand vor etwas ganz Neuem und schlug einen anderen Weg ein. Dazu kamen finanzielle Ängste zu Beginn des Studiums. Dank eines Stipendiums wurden die aber ausgeräumt. Wie es nach der Bachelorarbeit weitergehen soll, weiß die Lustenauerin noch nicht genau. „Es kommt auch darauf an, was der Markt hergibt“, sagt sie. Einen Job im Webdesign könnte sie sich aber gut vorstellen. Oder im Bereich Video.

Eines ist dagegen sicher: Ihren Dialekt wird sich Sarah Hämmerle bewahren. „So kann ich mich einfach viel besser ausdrücken.“ Und der Satz, „Ich gehe mit einer Papiertüte Eier einkaufen“, hört sich auf Lustenauerisch ja irgendwie auch deutlich interessanter an. VN-PPL

„Du hörst es bei allen jüngeren Generationen, dass der Dialekt einfach schwindet.“

Sarah Hämmerle kennt sich bestens mit dem Lustenauer Dialekt aus.
Sarah Hämmerle kennt sich bestens mit dem Lustenauer Dialekt aus.
sprôôch.lust heißt die Installation.
sprôôch.lust heißt die Installation.
Sarah Hämmerle aus Lustenau mit ihrem Dialekt-Telefon. VN/PLESCH (3)
Sarah Hämmerle aus Lustenau mit ihrem Dialekt-Telefon. VN/PLESCH (3)

Zur Person

Sarah Hämmerle

Geburtstag 29. Dezember 1992

Wohnort Dornbirn, aber in Lustenau aufgewachsen

Familienstand ledig, seit sieben Jahren in einer Beziehung mit Stefan

Schule Volksschule und Hauptschule Kirchdorf

Werdegang Lehre zur Lebensmitteltechnikerin, Lehre zur Großhandelskauffrau, InterMedia-Studium