Er lässt die Kreide fallen

Mit Jürgen Sprickler geht ein umtriebiger und äußerst beliebter Schulleiter in den Ruhestand.
Dornbirn Die rund 300 Schülerinnen und Schüler sangen und zelebrierten, sprachen Worte der Zuneigung, während er gerührt auf einem extra für ihn angeschafften Chefsessel saß: Jürgen Sprickler, elf Jahre Direktor an der VS Dornbirn Haselstauden, deren top modernes Schulgebäude vor dreieinhalb Jahren seiner Bestimmung übergeben wurde.
Wie geht Pension?
„Ich habe sogar eine Supervision in Anspruch genommen. Ich wollte wissen, wie ich das angehen soll, das Pensionistenleben“, schmunzelt der Bald-Rentner. Jürgen Sprickler hat sich entschlossen, es mit Optimismus und Freude zu tun, ohne die Wehmut in die Dunkelkammer zu stellen.
Apropos Dunkelkammer. Eine solche begleitete den leidenschaftlichen Hobbyfotografen viele Jahre. „Im alten Schulgebäude habe ich mit dem Schulwart eine eingerichtet. Und Kindern in Zeiten der analogen Fotografie das Entwickeln von Fotos beigebracht.“
Sofort in die Sonderschule
Für Jürgen Sprickler gab’s zum Lehrberuf bereits in seiner Jugend kaum eine andere Option. Motto: Berufung statt nur Beruf. Als man ihn, den Frischling von der Pädak in Feldkirch, an einem Freitag anrief, dass er sich am Montag in der Sonderschule Dornbirn einzufinden habe, war Sprickler sofort in der schulischen Realität angelangt. „Am Montag gab’s dann eine zweistündige Einführung, und um 10 Uhr stand ich mit meinen 22 Jahren schon vor einem Haufen 17-Jähriger.“ Derart ins Wasser geworfen, kraulte der Jungspund munter durch die rauen Fluten. Nach einem halben Jahr ging’s in den Zivildienst nach Batschuns, wo Sprickler Menschen mit Behinderung unterstützte.
Seine feste Bleibe fand er dann später an der Volksschule Haselstauden. Eine Schule, die ihn prägte. Und noch viel mehr: Die er prägte. „Wir haben hier immer ein tolles Team gehabt, das eine besondere Pädagogik praktizierte. Ich war hier glücklich, habe die Kinder so gern wie am ersten Tag.“
Vorfreude auf Hobbys
Der Wunsch, in Pension zu gehen, verfestigte sich beim begeisterten Mountainbiker erst im Laufe des abgelaufenen Schuljahres. „Ich freue mich nun auf meine Hobbys und werde mit meinem Bruder hoffentlich wieder große Touren in fremden Länder absolvieren.“ Mit leuchtenden Augen spricht Jürgen Sprickler über die Abenteuer, die er in Kanada, Grönland oder in der Arktis erlebt hat.
Stichwort Privatleben. Viele Jahre war der scheidende Schuldirektor mit der ehemaligen SPÖ-Chefin Gabriele Sprickler-Falschlunger verheiratet. „Wir haben eine erwachsene Tochter miteinander. Heute sind wir beste Freunde. Dazu hat sich auch ihr Ehemann Johannes Rauch gesellt“, erzählt der 62-Jährige gern.
In Zeiten von Lehrermangel gelegentlich ein paar Stunden zu unterrichten, kann sich der Bald-Rentner durchaus vorstellen. „Nur sollte ich das an meiner Schule nicht. Und das ist schon ein bisschen ein Problem.“ VN-HK
„Ich war hier sehr glücklich, habe die Kinder so gern wie am ersten Tag.“




Zur Person
Jürgen Sprickler
Geboren 6. April 1961
Beruf Lehrer
Wohnort Dornbirn
Familie In Partnerschaft, eine Tochter
Hobbys Biken, Reisen, Fotografie
Lieblingsspeise Paella