Eine königliche Hoheit ohne Thron

Franz Herzog von Bayern wird 90 Jahre alt.
München In die Tagespolitik mischt sich Franz Herzog von Bayern nicht ein. Dabei wäre er hier, gäbe es noch die Monarchie, König. Noble Zurückhaltung zeichnet den Wittelsbacher ebenso aus wie Liebe zu Musik und Theater und ein exzellentes Wissen um die Kunst, die er mit viel Herzblut seit Jahrzehnten fördert. Bei öffentlichen Anlässen ist der Repräsentant des einstigen Herrscherhauses immer wieder zu sehen, auch wenn er Glamour und rote Teppiche meidet. Am Freitag feiert der Herzog – Franz Bonaventura Adalbert Maria lauten seine Vornamen vollständig – seinen 90. Geburtstag. Die Pinakothek der Moderne in München gibt aus diesem Anlass Einblicke in die Sammlung des Herzogs, darunter Werke von Gerhard Richter, Georg Baselitz und Sigmar Polke.
Neben Künstlern zählt der Wittelsbacher, der im Schloss Nymphenburg residiert, auch Staatsmänner und Vertreter von Königshäusern zu seinen Bekannten. In seinen Memoiren offenbart er eine weitere Seite, die auch mit seiner Liebe zum Jazz zu tun hat. Auf der Suche nach guter Musik landete er Mitte der 1950er Jahre in einer „Spelunke“, wie er in der Autobiografie „Zuschauer in der ersten Reihe“ schreibt. Begeistert tauchte der Münchner ins Nachtleben ein, war befreundet mit Liesl Karlstadt und Annette Kolb.
„Stabile Lebensgemeinschaft“
Sein Begleiter seit mehr als 40 Jahren: sein Lebensgefährte Thomas Greinwald. „Eine solch stabile Lebensgemeinschaft, in der man sich so gut kennt und durch viele gemeinsame Interessen verbunden ist, ist ein Geschenk und ein gutes Gegengewicht“, schreibt der Herzog in seinem Buch. Offiziell galt der Herzog über Jahrzehnte als Junggeselle. 2021 zeigte sich der im katholischen Glauben verwurzelte Herzog erstmals explizit mit seinem Partner auf einem Foto, das in einer Ausstellung hing. „Mir sind Toleranz und Verständnis nicht mehr genug. Sie würden bedeuten, dass man etwas, was doch nicht so ganz in Ordnung ist, aus Freundschaft oder Großzügigkeit in Kauf nimmt“, schreibt er und fordert Selbstverständlichkeit ein. Heute könne man von allen verlangen, „dass sie ihre Scheuklappen ablegen und die Liebe in ihrer Vielfalt akzeptieren“.
An der Spitze des Hauses Wittelsbach steht der Diplomkaufmann seit dem Tod seines Vaters Albrecht 1996. Das millionenschwere Vermögen seiner Vorfahren verwaltet eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Dem Adelshaus stehen die Erträge des 1923 errichteten Wittelsbacher Ausgleichsfonds zu.
„Älterwerden ist nicht einfach“
Franz Herzog von Bayern ist Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. „S.K.H.“ prangt auf seinen Einladungen, „Seine Königliche Hoheit“. Formell haben die Wittelsbacher den Anspruch auf den Thron nie aufgegeben, aber darauf legt der Münchner keinen Wert. Er sei nicht traurig, dass er nicht König sei, sagte er einmal der „Bayerischen Staatszeitung“. Er sei Verfechter der parlamentarischen Demokratie. „Denn die hat unser Land über 60 Jahre in einer Weise geformt, für die wir nur dankbar sein können.“
Dass er nun 90 Jahre alt wird, sieht Franz von Bayern mit gemischten Gefühlen. Älterwerden sei nicht einfach, habe aber auch Vorteile. „Das Lebenselixier aber bleibt die Neugier.“