Wirbel vor Rammstein-Konzerten

Grüne forderten Absage der beiden Auftritte. Kogler: “Nicht Sache des Kulturministers”.
Wien Kurz vor dem ersten der beiden geplanten Wiener Rammstein-Konzerte am Mittwoch wurde am Montag via ORF der Fall einer Frau aus Österreich bekannt, die gegenüber Sänger Till Lindemann wie zuletzt mehrere Frauen den Vorwurf der sexuellen Übergriffigkeit erhob (die VN berichteten). Es gehe ihr nicht um eine Anzeige, sondern darum, ihre Geschichte erzählen zu können, so die Frau, die ihre Angaben gegenüber dem ORF an Eides statt machte: „Ich zähle zu den Frauen, die von Till Lindemann sexuell missbraucht wurden, in der Hinsicht, dass er mich körperlich angefasst hat, obwohl ich das nicht wollte.“ Gegenüber dem ORF weisen Lindemann respektive seine Anwälte die Vorwürfe als falsch zurück.
Absage gefordert
In Folge hatten unter anderen Vertreterinnen der Grünen ihre Forderung untermauert, die Veranstaltungen im Ernst-Happel-Stadion abzusagen. „Die Berichte vieler Frauen über sexuelle Gewalt bei Rammstein-Konzerten, nun auch von einer Frau aus Österreich, die auf der Rammstein-Tour von Sänger Till Lindemann gewalttätig misshandelt worden sein soll, machen mich wütend und fassungslos“, meinte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Im Hinblick auf die Konzerte der Band diese Woche in Wien appelliere sie nochmals an die Veranstalter und die Stadt Wien, „effiziente Sicherheits- und Schutzkonzepte zu erstellen, damit sich solche abscheulichen Gewalthandlungen nicht wiederholen“. Was die erhobenen Vorwürfe betrifft, sei „rasche Aufklärung“ notwendig, forderte Raab. „Jegliche Gewalt an Frauen ist inakzeptabel.“
„Nicht eingreifen“
Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte am Dienstag nun Verständnis für die Forderung der Grünen Frauen, die Konzerte zu streichen. Dies resultiere daraus, dass Frauen, die entsprechende „plausible Vorwürfe erheben, nicht immer ausreichend Gehör gefunden haben“, so Kogler am Rande des Sommerministerrates. Zugleich stellte er jedoch auch klar: Weder die Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) noch der Kulturminister würden in die Durchführung oder die Absage von Konzerten „eingreifen“.
Die Kampagnenorganisation #aufstehn hat vor dem Rammstein-Konzert am Mittwoch eine Kundgebung angekündigt. Gemeinsam wolle man unter dem Motto „Keine Bühne für Täter!“ ein starkes Zeichen setzen, hieß es. Eine entsprechende Petition der Plattform wurde von mehr als 16.500 Menschen unterzeichnet.
