„Ich habe halt einen Namen“

Warum Comedian Michael Mittermeier (57) einen eigenen Comedy-Club in München eröffnet.
München Comedian Michael Mittermeier (57) erfüllt sich einen großen Traum: einen eigenen Comedy-Club in München. Im Herbst will er dort den „Lucky Punch Comedy Club“ eröffnen. Was die Gründe dafür sind, warum er einen Boom in der Stand-up-Comedy sieht und was er über das Älterwerden in der Branche und die Macht von Tiktok-Videos sagt.
Sie eröffnen eine Stand-Up-Club in München. Wie kamen Sie auf die Idee?
Mittermeier Die Idee währt schon vier, fünf Jahre. In Deutschland hat sich inzwischen eine tolle Szene entwickelt mit Open-Mic-Nächten, und ich fand es immer total schön, da auch zu spielen. Dann hab ich gedacht: Einen eigenen Club aufzumachen, das wäre schon cool, und Anfang des Jahres liefen dann ein paar Fäden zusammen. Die Stand-up-Comedy hat gerade so einen großen Boom und die Münchner Szene hat sich auch so toll entwickelt. Ich will da gerne Teil davon sein und auch etwas weitergeben. Ich habe halt einen Namen, und mir fällt es leichter, Öffentlichkeit zu kriegen.
Nicht erst seit Corona – seitdem aber besonders – tun sich klassische Bühnen, das Theater und die Oper, schwer. Warum hat denn die Stand-up-Szene einen Boom?
Mittermeier Diese Szene hat sich über Jahre entwickelt – quasi unter Ausschluss der klassischen Öffentlichkeit. Das hat was damit zu tun, dass beispielsweise Netflix die Programme englischer oder amerikanischer Stand-up-Komiker zeigt und dass viele junge Comedians sich in den sozialen Netzwerken – vor allem auf Tiktok – sehr gut präsentieren. Das hat dann eine Wechselwirkung. Die stellen Teile ihrer Programme ins Netz und bekommen dadurch auch live ein immer größeres Publikum. Felix Lobrecht hat das so gemacht, Hazel Brugger auch oder Till Reinders. Da gibt es inzwischen eine ganz neue Generation von Comedians und einige, die gehen auf Tour und verkaufen ihre Touren aus. Die haben sich das regelrecht erspielt auf kleinen Bühnen, auf Instagram, Tiktok oder – für die Älteren – auch Facebook. Das ist dann meine Welt. Aber ich bin auch auf Instagram ziemlich gut. Mit diesen Videos von meinen Programmen habe ich mir 120.000 Follower neu erarbeitet. Ich nehme jeden Bühnenabend auf. Du zeigst einem Publikum eben, was du gerade machst.
Warum funktioniert diese Wechselwirkung so gut?
Mittermeier Viele Comedians haben in der Corona-Zeit extrem viel gemacht – und das zahlt sich jetzt aus. Ich hab drei Programme gespielt in drei Jahren, zwei Bücher geschrieben, zwei Podcasts auf den Weg gebracht. So viel machst du sonst in zehn Jahren, und das hat sich ausgezahlt. Ich hab die Leute abgeholt und ich war da, als sie auch Humor brauchten – und so haben das viele junge Comedians auch gemacht. Die haben einfach gemacht und sich dadurch in Städten wie Berlin und München auch live eine Klientel erspielt.
Merken Sie Unterschiede in Ihrem Humor und dem Ihrer jüngeren Kollegen? Gibt es da manchmal Verständigungsschwierigkeiten auch mit einem jüngeren Publikum?
Mittermeier Ich bin der Einzige aus meiner Generation, der tatsächlich regelmäßig in Stand-up-Comedy-Clubs aufgetreten ist, und das hat man schon wahrgenommen. Ich habe unglaublich viele Reaktionen auf die Ankündigung der Cluberöffnung bekommen, weil viele es toll finden: Ey, der macht seinen Traum wahr. Und ansonsten gibt es nur eine Regel: Sei lustig. Wenn du lustig bist, ist es dem Publikum egal, wie alt du bist. Außerdem bin ich für viele junge Kollegen der Held aus ihrer Kindheit, weil der Papa ihnen meine CD gegeben hat, die er vorher schon von seinem Opa bekommen hatte. Ich weiß, ich bin so alt wie die Eltern von vielen, die da reingehen, aber ich kriege gerade zurück aus der Szene, was ich jahrelang auch gemacht hab: Ich hab sie ernst genommen. Ich hab den Link zu der Szene wirklich gesucht, die es vor vier, fünf Jahren so ja noch gar nicht gab. Das ist wirklich groß geworden, und im Herbst wird es dann noch einmal einen Boom geben.
Sie wollen Ihren „Lucky Punch Comedy Club“ im Oktober eröffnen. Warum eigentlich in München?
Mittermeier Weil ich dann nicht immer nach Berlin fahren muss, sondern auch mal daheim auftreten kann. Und weil der „Lucky Punch Comedy Club“ für die Münchner Szene eine Bereicherung sein soll. Das ist meine Heimat, und deswegen hätte ich so oder so immer daheim einen Club aufgemacht. Außerdem gibt es jetzt keinen Total-Unterschied zwischen den Szenen in Berlin und München.
Das Kulturzentrum Gasteig wird gerade umgebaut, Ihr „Lucky Punch“ ist da Teil der Zwischennutzung. Wie lange können Sie denn da überhaupt bleiben?
Mittermeier Bis mindestens Dezember 24. Und wenn wir tatsächlich raus müssten bis Januar 2025, dann machen wir einfach an anderer Stelle in München wieder auf. Aber es glaubt doch eh keiner, dass in absehbarer Zeit da drin was passiert.